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-ienstag. «1. 7. Aug-st 18«S. MMeißerch-Mung. M Amts- rnck Auzeigt-Ilatt -er Königtichea Gerichts-Aemtrr und Stadtrüthe zv Aippot-islvatdk. /raneuM «ad Atteabrrg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Es soll Frieden werden! „Mit Sing und Sana, Mit Trommelschlag und Hörnerklang Zieh'n beim zu ihren Lieben, Die in der Schlacht nicht blreben, so wird es nun, mit den Worten des Dichters zu spre chen, bald heißen. Aufgethan sind schon weit die Her zen, die Söhne des Vaterlandes zu empfangen. Mit Sehnsucht warten Eltern, Geschwister und Verwandte des Augenblickes, wo sie den Heimkehrenden, nun Dop peltgeliebten Hand und Mund zum herzlichen Willkommen bieten dürfen, warten Gattin und Braut, den, der ihnen das Theuerste ist, wieder umarmen zu dürfen, warten Kinder, dem Vater und Ernährer entgegenzu jubeln. Ja, sie kehren wieder, bald! Getreu dem Rufe ihres Kriegsherrn, sind sie — es liegt nur eine kurze Spanne Zeit dazwischen — hinaus- und fortgezogen, ohne Murren, so wehe es ihnen auch gethan, wissen zu müssen, daß der Kampf, in den sie gerufen, gegen den Willen des Volkes, gegen deutsche Brüder geführt werden sollte. Und als der Donner der Schlachten erdröhnte, da standen sie felsen fest. Nicht achteten sie es, wie auch der Tod einher schritt und die Waffe der feindlichen Brüder tiefe Wun den schlug. Sie hielten hoch ihre Fahnen uud wenn auch besiegt, das heiligste Palladium des Kriegers, die Ehre, haben sie gerettet. Mit Bewunderung und hoher Anerkennung spricht selbst der Feind es auS: „Ehre den Sachsen, sie waren die Bravsten!" So lange von diesen Kämpfen und Schlachten wird ge sprochen und geschrieben werden und es eine Geschichte giebt, der Name Sachsen wird nur mit Ruhm ge nannt werden können. Sie kehren wieder. Wenn es auch tief schmerzen mag, daß sie nicht mit dem Kranz des Siegers heim kehren, wenn auch dort in stiller Kammer manch thränen- feuchtes Auge zum Himmel blickt ob herben Verlustes, oder wenn hingebettet auf das Schmerzenslager Ver wundete und Verstümmelte stöhnen, wenn auch Wehmuth uns erfaßt bei dem Gedanken, daß dem König, den Alle verehren, nur unter Darbringung großer Opfer, gestattet wird, in seine Residenz, in sein Land wieder einzuziehen: ein großer Trost ist uns geblieben. Aus diesen Kämpfen und Entsagungen wird sich aufbauen die Einheit des Deutschen Vaterlandes, für das doch immer noch ein Jeder, und wenn er zehntausend Mal sich als Sachse, als Preuße, als Hesse oder Baier fiiblte, den Wunsch im Herzen trug: daß es eine Wahr- Helt werden möchte Gewiß, ein großer Trost und eine große Hoffnung. Die sich jetzt mit dem Schwerte der Vernichtung gegenübergestanden haben, sie Alle fühlen es jetzt, daß hinfort die Deutsche Sache nicht mehr allein auf des ersteren Spitze gestellt, daß nicht noch ein Mal Bruderblut vergossen werden darf, sondern daß in aufrichtiger Liebe zur Einheit sich Alle zu verbinden haben. Und wie immer lebendiger im Volke dieser Gedanke wird, so fühlen auch die Fürsten, daß die dem Volke vorenthaltenen Rechte die große Ursache de« Kam pfes gewesen sind, der ihnen nun so bedeutende Opfer auferlegt; sie fühlen es, daß ihr ganzes Sein in dem Volke wurzelt und daß sie das Verhängniß herausge fordert haben, indem sie sich dem Einheitsdrang wider setzten und mit diplomatischen Spitzfindigkeiten dem Willen des Volkes Täuschung auf Täuschung bereiteten. Weil sie ein böses Gewissen hatten, weil sie bis daher den Zwiespalt nährten, so durften sie nicht um des Rechtes willen an das Volk appelliren, sie mußten ihre Sache, die sie fälschlicherweise für die Sache des Volkes ausgaben, der Entscheidung durch die rohe Gewalt an heimgeben. Der Gott, zu dem sie gefleht, daß er der gerechten Sache Sieg verleihen vermöge, hat gerichtet. Wenn sie wirklich Glauben an diesen gerech ten Gott haben, so beugen sie sich. Es wird Friede. Botm auf Boten fliegen, die frohe Mähr zu verkünden und Millionen von Herzen athmen froher und leichter. Es soll Frieden werden unter Verheißungen, die des Volkes Sehnen stillen. Nochmals also haben die Fürsten zu zeigen, ob es ihnen Ernst mit diesen Verheißungen, oder ob eS ihnen bloS darum zu thun ist, eine neue Frist zu gewinnen. Noch mals aber hat auch das Volk zu zeigen, daß der in ihm lebende Drang nach Einigung so stark ist, daß Cabinetskünste ferner nicht mehr dagegen aufkommen können. In wenigen Tagen werden die Wahlen zum deut schen Parlament ausgeschrieben. Fehle Niemand, der ein Recht dazu hat, seine Stimme abzugeben. Zeige Jeder, daß er will, das vergossene Blut heische Sühne und daß aus ihm dauernder Friede, der Bruderkrieg für alle Zeiten unmöglich macht, erblühen muß. Lasse Jeder dahinten den Haß gegen andere deutsche Volks stämme, denn darüber freuen sich die Teufel, die im Diplomatenfrack Herumlaufen und den Samen der Zwie tracht säen früh und spät. Hole dafür Jeder hervor aus seinen« Innern die Liebe, die in Jedem, der die deutsche Zunge spricht, den Bruder erkennt. Dann wird eS in Wahrheit eine Un möglichkeit werden, daß noch einmal Einer uns gegen einander hetzt und wenn er es dennoch versuchen sollte, so geschähe es nur zu seinem eigenen Verderben. Friede also, er komme, mit ihm die Einigkeit und «m treuen Zusammenstehen die Freiheit.