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516 allgemeinen Bankerott entgegen. Von Seiten der be drängten Stadt ist der Senator Müller in das Haupt quartier des Königs von Preußen gereist, um eine Er mäßigung der Contribution zu erbitten, nachdem General v. Manteuffel von den Vorstellungen einer Bürgerdepu tation, die um Abwendung der Maßregel bat, zwar gerührt war, aber erklärt hatte, daß er als Soldat der ihm gewordenen höheren Weisung Folge geben müsse. Als fernere, von Frankfurt geforderte Leistung bezeichnet man die Lieferung von 60,000 Paar Schuhen, 30,000 Flaschen Wein für die in Kurhessen stehenden Preußen, sowie die Gestellung von 300 tadellosen Reit pferden. — Aus dem Titel des „Amtsblattes der freien Stadt Frankfurt" ist das „frei" verschwunden. Vom 24. Juli Abends schreibt man aus Frank furt: „Da über die Zahlung der Contribution bis zum festgesetzten Termine eine Erklärung Seiten der städtischen Behörde nicht abgegeben war, trat die mili tärische Execution ein. Zunächst wurde eine Umquar tierung der Besatzungstruppen der Art vorgenommen, daß die Senatoren und andere Personen der städtischen Behörde starke Einquartierung, nicht unter 50 Mann, erhielten." Daß in der Nähe Frankfurts neue Kämpfe erwartet werden, ist kaum mehr einem Zweifel unter worfen. Es herrscht ein ungemein reges militärisches Leben; bald ist die Stadt fast leer, bald wieder über füllt mit Truppen. Ab- und Einmärsche wechseln fast stündlich ab. In Darmstadt haben sich die Preußen mit Ber- pflegungs-, Montirungs- und Lazarethbedürfnissen ver sehen und, dem Vernehmen nach, eine Contribution von 6 Millionen Gulden ausgeschrieben. Der bairische Ministerpräsident Frhr. v. d. Pforten hat sich von Wien aus am 24. Juli in das preußische Hauptquartier begeben, um im Namm der süddeutschen Staaten wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln. — Hierauf bezüglich wird aus München vom 25. Juli gemeldet: „Nach der „bair. Ztg." ist eS trotz der Be mühungen des Hrn. v. d. Pforten nicht gelungen, von den Preußen die Versicherung gleichmäßiger Einstellung der Feindseligkeiten für die Bundestruppen zu erlangen. Man befürchtet, Preußen werde bei Auseinandersetzung mit Süddeutschland sämmtliche von ihm verwendete Bau-UnterhaltungskostenfürdieBundeSsestungen fordern. Vermischtes. Ein sehr einfaches Mittel, durch welches der bei Ver wundungen so häufig eintretende Brand in seinem Ent stehen geheilt werden soll, ist folgendes: Man nehme ein Stück gewöhnliches Kommisbrod, koche dies mit Saffran in Wasser zu einem Brei und lege hiervon Umschläge so heiß wie möglich auf die Wunde. (Für unsere Hausfrauen.) Die Pariser „medi zinische Zeitung" giebt ein Mittel an, um das Fleisch weich zu machen. Wenn das Letztere abgeschäumt ist und das Wasser kräftig siedet, fügt man etwa zwei Löffel voll Branntwein auf 3 Pfd. Fleisch hinzu. Dasselbe, so zähe es auch sein mag, wird augenblicklich weich, ohne auch nur dm geringsten Branntweingeschmack zu behalten. Es ist wohl als bemerkenswerth zu bezeichnen, daß die Wiener Zeitungen selbst über die stattgefundenen Schlach ten die Berichte des „Preuß, Staatsanzeigers" abdruckten, ohne dieselben im Wesentlichen zu bemängeln. Das Schloß Nikols bürg (seit 18. Juli das Haupt quartier des Königs von Preußen) ist ein altes Besitzthum der Fürstin Dietrichstein, jetzt im Besitze der zweiten Tochter des Fürsten, Gräfin Mensdorff-Pouilly, Gemahlin des öster reichischen Ministers. In demselben Zimmer, wo der König jetzt wohnt, hat auch Kaiser Napoleon I. nach der Schlacht bei Austerlitz am 9. Decbr. 1805 gewohnt und ist von da aus in Wien eingezogen. Es ist eins der großartigsten Schlösser der (an ausgedehntem Besitz ähnlicher Art nicht armen) hohen österreichischen Aristokratie, in seiner Lage und Gröhe an das Heidelberger Schloß erinnernd. Die Aussicht auf die Felsberge, welche das ebenfalls auf einem Felsen liegende Schloß gewährt, ist außerordentlich schön; nur der Ausgang, noch mehr aber die Auffahrt, ist fast zu schwierig. Aus London schreibt man: Die Legung des atlan tischen Kabels schreitet glücklich vor. Am 18. Juli waren 682 Meilen desselben versenkt, und hatte der Great Eastern eine Strecke von 600 Meilen zurückgelegt. — So wäre denn von den 4 großen Gefahren, die atlantischen Telegraphenex peditionen immer drohen werden, drei glücklich überstanden. Die größte ist indessen noch zurück, sie droht, wo es gilt, das Kabel für eine Strecke.von mehr als 100 Meilen durch eine Tiefe von 2400 Faden oder 15000 Fuß Wasser zu legen. Diese schwerste Probe wird zwischen dem 23. und 24. Juli beginnen. Wenn diese furchtbare Tiefe einmal passirt ist, so können die Aktienbesitzer und alle bei dem Unternehmen Jnteresstrten frei aufathmen, denn die Tiefe nimmt von da an stetig ab bis zu etwa 100 Faden au der Küste von Neufundland. Bei einer Tiefe von nur 1000 Faden ist eine Zerreißung des Kabels höchst unwahrscheinlich und selbst wenn sie unglücklicherweise sich ereignen sollte, würde sie von verhältnißmäßig geringer Bedeutung sein, da der Aufenthalt von einigen Tagen jedenfalls hinreichen würde, um das Rißende aufzuheben und wieder anzuspleißen. Sobald daher einmal das tiefe Wasser passirt sein wird, mag man alle Gefahr, soweit sie von der See droht, als thatsächlich überstanden betrachten; so lange dagegen der Wendepunkt von 2400 Faden, an welchem voriges Jahr der Faden riß, noch nicht zurückgelegt, kann jeden Augenblick ein vielleicht nicht wieder gut zu machender Unfall vorkommen. Die er wähnten drei bereits glücklich überstandenen Gefahren sind: die glückliche und schnelle Legung des Uferendes, die Legung über den unter dem Namen der Irischen Bank bekannten furchtbaren unterseeischen Abhang und schließlich die Pasflrung eines schmalen tiefen Thales, wo das Wasser eine Tiefe wie fast mitten im Ocean erreicht. Ein Unfall an einer der beiden letztem Stellen würde das Scheitern des ganzen Unter nehmens, wenigstens für dieses Jahr, zur Folge gehabt haben. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Am 9. Trin. - Sonntag Communion und Beichte (8 Uhr) durch Herrn Diac. Kl einpaul. Vvrmittagspredigt (über 1. Cor. 10, 12—13) Hr. Pastor Hartenstein. Nachmittagspredigt (über Lucas 16, 1-9) Hr. Diac. Kleinpaul. Katechismus- Eramen für die Junggesellen hiesiger Kirchfahrt. Dippoldiswalde. Am 9. Sonnt, n. Trin. Commun. Hr. Diac. Mühlberg. Vorm.-Pred. Hr. Super, v. Zobel. Nachm.-Pred. Hr. Diac. Mühlberg. Frauenstein. Am 9. Sonnt, n. Trin. Vorm. predigt Hr. Sup. L-io. tb. Vr. Hasse. Nachmitt. Betstunde. Früh -/,8 Uhr allgemein« Beichte.