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514 Seiten der Festung Königstein entgegengestellt wur den, in den nächsten Tagen gehoben sein werden. — Die 13. allgemeine sächsische Lehrerver sammlung, welche im September hier in Dresden stattfinden sollte, ist für dieses Jahr ausgesetzt worden. — Aus Chemnitz schreibt man: „Die hier durch- marschirten einzelnen sächsischen Soldaten, theils verwundet, theils geheilt, rühmten ebenso einstimmig die Tapferkeit und Bravour der Preußen, wie die ver heerende, furchtbare Wirkung ihrer Geschosse, klagten aber andererseits über die mangelhafte Lazarethverpflegung und Verproviantirung seitens ihrer österreichischen Alliir- ten. Nur zu oft hört man deshalb im Publikum den Ausruf: „Ach, wäre doch unsere Armee, die sich überall so tapfer geschlagen, aus Oesterreich zurück!" Die Stimmung für Oesterreich ist bis auf den Gefrier punkt herabgedrückt." — Die „Leipziger Nachrichten" entnehmen dem Privatbriefe eines preußischen Soldaten vom 6. Juli aus Böhmen folgende Stelle: „Vor der sächsischen Armee, namentlich der Artillerie, muß man den Hut abziehen; sie schossen ganz prachtvoll und schadeten den Preußen mehr als die Oesterreicher; die Infanterie hat an einer Stelle so wüthend gefochten, daß das 35. Re giment dem 48. zu Hülfe kommen mußte, um sie zu überwältigen. Eine Menge sind gefangen worden ; als Abends 8 Uhr die Kanonen verstummt waren und der Feind zurückgeschlagen, da habe ich manchen braven Leipziger und Dresdner Soldaten todt gesehen." Berlin. Die beiden Häuser des Landtags sind auf den 30. Juli zusammenberufen. Wahrscheinlich wird der Ministerpräsident v. Bismarck, wenn es der Gang der diplomatischen Verhandlungen ihm möglich macht, sich einige Tage aus dem Hauptquartier ent fernen, um den Landtag im Namen Sr. Maj. des Königs zu eröffnen. Wien. Der Gemeinderath hat folgende, aus Anlaß der brennenden Phase der Kriegsereignisse und der Bedrohung Wiens an Se. Majestät den Kaiser zu richtende Adresse einstimmig angenommen: „Eure k. k. apostolische Majestät! Als Eure Majestät Ihren getreuen Völkern den Beginn des Kriegs um Oesterreichs Machtbestand und Deutschlands Unabhängigkeit verkündeten, haben die Vertreter der Reichshaupt- und Re sidenzstadt Wien den Gefühlen ihrer Loyalität und ihrer Hoffnungen an dm Stufen des Throns Ausdruck gegeben. Seither haben schwere Schicksalsschläge Oesterreich getroffen, und wieder haben Eure Majestät zu Ihren theuern Völkern gesprochen. Der Gemeinderath von Wien hält es in dieser ernsten Stunde für seine unabweisliche Pflicht, neuerdings vor Eure Majestät zu treten und ebenso den Gefühlen der treuen Ergebenheit an die Person Eurer Majestät als den Hoffnungen und Erwartungen der Völker Ausdruck zu leihen. Blühende Provinzen des Reiches sind vom Feinde besetzt, selbst das Stammland der Monarchie ist bedroht; Tausende unsrer Söhne und Brüder haben auf den Schlachtfeldern erfolglos geblutet. In so bedrängnißvoller Zeit will die Vertretung Wiens nicht alle Ursachen erörtern, welche die gegenwärtige tiefernste Lage des Reichs verschuldet haben; das Eine aber darf sie aussprechen, daß diese Lage weniger durch die letzten Mißerfolge im Felde, als durch die unglückliche Politik herbeigeführt wurde, welche die Rathgeber der Krone zum Theile schon seit einer langen Reihe von Jahren sowohl im Innern als nach außen verfolgten. Doch jetzt gilt es, vor wärts zu schauen und sich des erhabenen Wortes Eurer Ma- sprießen, untergehen in KriegSgetümmel und Waffen geklirr! Nein, er ist dem deutschen Volke noch geblieben; er ist eS, der sich beständig bemüht, die Schäden zu heilen, welche ein bitteres Verhängniß unserem schönen deutschen Vaterlande schlägt; er Neigt sich mit ewig gleicher Treue über das Unglück der Menschheit, er, der gute Geist der Humanität. Ja, Humanität ist der Grundzug des deutschen GemütheS, und wenn auch im schrecklichen Bruderkriege das Schwert des Deutschen sich gegen den Deutschen schwingt, — aus eigener Leidenschaft geschieht es nicht, der Wille der Herrscher allein ist das maßgebende Gesetz. „Bruder" nennt der verwundete Preuße den Oester reicher, der neben ihm in seinem Schmerze ächzt; „Bruder" wird er von dem Sachsen genannt, dem preußische Kugeln die Glieder zerrissen; „Bruder" ist das erste Wort, das der dunkle Italiener> der ernste Maghare dem deutschen Waffengefährten ablernt, — und brüderlich neben einander gebettet liegen sie in den weiten Sälen der Lazarethe, jetzt nur noch einen großen Feind, den Schmerz fürchtend. Und schwebt der TodeSengel über dem Lager des Einzelnen, so flüstert ihm der Nachbar ein „Ruhe sanft!" nach, und manche WehmuthSthräne rinnt still und unvermerkt über die braune Wange in der Erinnerung an den Geschiedenen. Ziehen aber Genesende heimwärts, so ist ihr Erstes, die treue Pflege im Feindesland zu rühmen, und Dankes- briefe und Beweise der Erkenntlichkeit treffen hier ein, gleich, als gäbe es keine Feindschaft mehr im deutschen Vaterlande! — Aus Oberhäslich stehen bei der sächs. Armee folgende Soldaten: 1) Gottfried Sonntag (Reiter- Reg.), und 2) Gottlob Sonntag (Reiter-Reg.), Zwillingsbrüder; 3) Wilh. Knackfuß (Leibreg.); 4) Ed. Richter (Leibreg.). Dresden' Die fortificatorischen Arbeiten im Osten unsrer Stadt sind bis zu dem Garten Sr. königl. Ho heit des Prinzen Georg (Langestraße) hereingerückt. Am 23. Juli früh erschienen in demselben eine große Anzahl Arbeiter, die ihr Tagewerk mit Niederschlagen der in der nächsten Nähe der östlichen Umfassungsmauer stehenden Bäume begannen. Infolge einer Vorstellung bei dem Gouverneur, Herr General v. Schack Excellenz, wurde jedoch aus dessen Befehl das Fällen der Bäume innerhalb des Gartens bald wieder eingestellt und die Operationen auf verschiedene Erdarbeiten beschränkt, um die östliche Umfassungsmauer (nach dem großen Garten zu) zu einer Brustwehr umzugestalten und Laufgräben herzustellen. Außerhalb des Gartens sind von den eine Allee bildenden Bäume ebenfalls einige niederge schlagen worden. Auch das zwischen dem Trinitatis kirchhofe und Blasewitz gelegene romantische Birken wäldchen existirt nicht mehr, seitdem auf dem Areal des „Lämmchens" (inlder Nähe von „Antons", nörd lich von der sog. Vogelwiese) eine Schanze errichtet worden ist. — Die alte Napoleonische Kaiserschanze hinter dem Waldschlößchen, an die sich Schatzgräber sagen aus der Franzosenzeit romantisch anknüpfen, ist gleichfalls als in den Kreis der militärischen Opera- tionSlinie zur Befestigung der Stadt gehörend, auser sehen. Die Neustadt würde durch diese Maßnahme eine ihrer volkbeliebtesten Zierden verlieren. — Es ist mit Sicherhit zu hoffen, daß die Schwierigkeiten, welche bisher der Wiedereröffnung des Verkehrs auf der sächsisch-böhmischen Staats bahn und der Dampfschifffahrt auf der Elbe von