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Prag, 2. Juli. Prag ist vollständig von den österreichischen Truppen geräumt. Am 2. Juli haben auch sämmtliche kaiserliche Behörden, der Statthalter an der Spitze, Prag verlassen. Der Sitz der Statt halterschaft ist vorläufig nach Pilsen verlegt. Die Post- direction ist vollständig aufgelöst. Die Bürgerwehr soll für die öffentliche Sicherheit wachen. Aus Gitschin wird ferner telegraphirt, daß Se. Maj. der König von Preußen am 3. Juli von dort zu den Vorposten der 1. Armee abgegangen ist. Das große Hauptquartier erwartet hier weitere Ordre. — Der Sieg der Preußen am 3. Juli war bei Sadowa, 3 Stunden von Miletin, erfochten. — Die Festungen Josephstadt und Königgrätz sind noch in den Händen der Oesterreicher. Tagesge schichte. z Frauenstein. Die diesjährigen Gewitter scheinen alle recht schwer werden zu wollen; auch ist bis jetzt noch keins vorübergegangen, welches, neben seinem Nutzen, nicht auch Schaden angerichtet hätte. So war es auch mit dem Gewitter, welches sich am Freitag Abend in der 9. und 10. Stunde bei völliger Windstille entlud. Der Blitz schlug nämlich in Frie de rs do rf in das Haus des Heinrich Fleischer, welches auch bis auf die Umfassungen niederbrannte. Ein Schwein, welches vermuthlich vom Blitz getroffen worden, wurde todt herausgezogen. Von dem nicht versicherten Mobiliar konnte bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers nur wenig gerettet werden. Zu gleicher Zeit sah man auch in südlicher Richtung einen Feuerschein. Man vermuthet, daß das Schadenfeuer in Friedebach bei Sayda gewesen sei. Dresden. Auf Befehl des Königl. Preuß. Gou vernements des Königreichs Sachsen fand am 2. Juli die Ablieferung aller im Besitz von Privatpersonen sich befindenden Waffen — als Schuß-, Hieb- und Stoßwaffen — desgleichen aller Pulvervorräthe, Pa tronen rc. für die Stadt Dresden und die im Bereich der Vorposten gelegenen Ortschaften statt. Wer nach dem 3. Juli Mittags 12 Uhr noch im Besitz von Waffen oder Munition betroffen wird, hat kriegvrecht- liche Bestrafung zu erwarten. Bei Allarmirung der Truppen in und um Dresden haben sich die Bewohner sofort in ihre Wohnungen zu begeben; bei Nacht werden die Häuser erleuchtet. Im Falle eines Kampfes in und um Dresden erleiden Diejenigen, welche mit Waffen betroffen werden, die Strafe des Erschießens. — Der König von Sachsen ist in einem vierspännigen Hofwagen von Prag abgereist. Zugleich mit dem König verließen auch der Kriegsminister Ge nerallieutenant von Rabenhorst, der Generaladjutant Generalmajor v. Witzleben, der Flügeladjutant Major Garten und das aaM königliche Gefolge mit allen Hofwagen Prag. Der König hat sich in das Haupt quartier der österreichischen Armee bei Jungbunzlau begeben. Der Staatsminister von Beust ist in Prag zurückgeblieben. — Zu den Befesttgungsarbeitenvon Dres den sind am Sonntag Abend per Eisenbahn gegen 800 Schanzarbeiter aus Berlin hier eingetroffen und vorläufig in den Localitäten des Centralbahnhofes unter gebracht worden. Es sollen ihnen noch eine größere Anzahl nachfolgen. — Der Königliche Preußische Militärgouverneur des Königreichs Sachsen, Hr. Generallieutenant v. d. Mülbe, Exc., hat die Anordnung getroffen, „daß alle auf die jetzigen politischen, administrativen und militä rischen Verhältnisse bezüglichen Bekanntmachungen allgemeiner Art — also von Oberbehörden ausgehend — Seiner Genehmigung, und alle localen Bekanntmachun gen gleicher Art der Genehmigung des am Orte com- mandirenden Offiziers bedürfen." Die von Sr. Maj. dem König niedergesetzte Landes-Commission bringt auf Antrag des Königlich Preußischen Civil-Commissars, Herrn Landrath v. Wurmb, diese Anordnung zur all gemeinen Kenntniß und verordnet, daß alle Landesbe hörden derselben nachgehen. — Die Abtheilung des Kriegsministeriums, welche am 28. Juni von der kgl. preuß. Militärbehörde geschlossen wurde, ist am 4. Juli wieder eröffnet und der geh. Kriegsrath Mann nebst den andern Beamten wieder in Thätigkeit gesetzt worden. — Es bestätigt sich, daß bei dem am 28. Juni stattgehabten Gefecht bei Münch engrätz sächsische Truppen mit engagirt gewesen sind, und zwar, wie man hört, die Gardereiter (Pirna), das Leibregiment Friedrich August (im Erzgebirge) und Jäger (Leipzig). Dieselben sollen mit großer Bravour gekämpft und er hebliche Verluste erlitten haben. — Am Dienstag und Mittwoch trafen in Dresden auf der Schlesischen Bahn acht Eisenbahnzüge mit Ver wundeten aus Böhmen ein; dieselben bestanden aus Oesterreichern, Preußen und Sachsen. Letztere gehörten der Brigade Kronprinz, dem Gardereiterregiment, der Brigade Friedrich August und einem Jägerbataillon an und wurden in das, im Cadettenhaus befindliche Lazareth gebracht. Von den Verwundeten ging am Mittwoch ein Zug auf der Leipziger Bahn weiter fort. Auch sind auf Schiffen unter neutraler Flagge Ver wundete stromabwärts befördert worden. — Am Mittwoch Nachmittag 1 Uhr wurden in Dresden zur Feier des von der preußischen Armee in Böhmen erfochtenen Sieges von der Besatzung 101 Kanonenschüsse gelöst. Chemnitz. Die Redacteure der hier erscheinenden zwei Zeitungen, des „Anzeigers" und „Nachrichten," Lamprecht und Liebig, wurden am 1. Juli durch mili tärische Escorte aus ihren Wohnungen resp. Expedi tionen abgeholt und in einem Postwagen über Oederan und Freiberg nach Dresden gebracht. Man vermuthet, daß es sich nur um Jnstructionsertheilung und Ver pflichtung handelt. L-bau. Seit 1. Juli befindet sich ein aus circa 400 Mann vom 13. Landwehr-Infanterieregiment be stehendes Etappencommando hier. Mittelst Anschlags fordert der Stadtrath die Einwohner auf, sämmtliche Waffen bei Vermeidung strengster Ahnung sofort an die hierzu niedergesetzte städtische Deputation abzuliefern. Leipzig. Am 1. Juli wurden hier noch 2500 Mann preußischer Truppen in der innern Stadt ein« quartirt. — DaS zeitherige Männerhospital am Exer- cierplatze und das Waisenhaus sind als Lazarethe eingerichtet, und wird die Errichtung eines dritten vor bereitet. Diese Lazarethe sind zur Aufnahme verwun deter Krieger bestimmt, ohne Rücksicht auf Nationalität. Der Johanniterorden und die Diaconisiinnen Laben ihre Hilfe in Aussicht gestellt.