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Freitag. Ar. 52. «. Juli 18«S. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeitung. Preis pr» Quartal 10 Rgr. Inserat« di« Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- rrird Anzeige-Alatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde. Muenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Bom Kriegsschauplätze in Böhmen. Wir balten uns zu der Erklärung an unsere Leser verpflichtet: daß, wenn andere, namentlich österrei chische Blätter, die nur sehr selten nach Sachsen ge langen, ganz entgegengesetzte Mittheilungen (na mentlich vom Kriegsschauplätze in Böhmen) bringen, als preußische und überhaupt norddeutsche Zeitungen, wir nicht in der Lage sind, zu entscheiden, auf welcher Seite die größere Wahrheit ruht. Wir müssen aber bemerken, daß das immer weitere Vordringen der preu ßischen Truppen im vollen Gegensatz zu den Sieges nachrichten der Wiener Blätter steht, und daß heute gewiß kein preußischer Soldat mehr in Böhmen sein würde, wenn dieselben so oft über die Grenze zurück geworfen wären, als dies jene Organe versichern. That- sache ist es, daß die Preußen vorgerückt sind, so schwer dies ihnen die Tapferkeit der Oesterreicher auch immer hin gemacht haben mag. Einzelne Zeitungen verbreiteten z. B. auch die Nachricht, daß die Oesterreicher siegreich bis Breslau und Görlitz vorgedrungen seien. Es ist zu bedauern, daß das Publikum, auf diese Weise irre ge führt, jeden Glauben an die Wahrheitsliebe der Presse verlieren muß. Falsche Nachrichten können das Pu blikum wohl eine Zeit lang täuschen, es folgt aber ge wöhnlich eine starke Enttäuschung; letztere wenigstens wollen wir unser« Lesern nach Kräften zu ersparen suchen. Dem furchtbaren, menschenvernichtenden Gange des Kriegs folgen wir jetzt mit erhöhtem schmerzlichen Interesse, seitdem wir unsere speciellen Landsleute, die sächsischen Truppen, in der blutigen Arbeit des Kampfes mitbegriffen wissen. Genaueres über deren Verluste ist bis jetzt noch nicht bekannt; doch wird man sie leider nach dem ganzen Verlaufe jener Gefechte als nicht unbedeutend veranschlagen müssen. Das allgemeine Resultat der bisherigen Ope rationen ist den Oesterreichern durchaus nicht günstig, und stellt sich eine große Zweifelhaftigkeit der Kriegs und Siegesberichte derselben heraus. — Feldzeugmeister Benedek sagt in einer, in der Wiener Zeitung ent haltenen Mittheilung vom Kriegsschauplätze u. A.: „Sämmtliche Armeecorps befinden sich in den Positio nen, welche ihnen nach dem ursprünglich festgesetzten und durch keine Ereignisse geänderten Plan angewiesen wurden. Alle die kleineren Gefechte sind von secundä- rer Bedeutung und haben auf den Operationsplan kei nen Einfluß Wir müssen das Publikum ersuchen, sich mit dieser nach allen Seiten hin beruhigenden und vollkommen wahrheitsgetreuen Darlegung zu begnügen und seine allerdings begreifliche und gerechtfertigte Un geduld noch kurze Zeit zu zügeln. In diesem wichtigen Augenblicke ist bezüglich der DetaillS der Märsche, Dis positionen und militärischen Maßnahmen die vollstän digste Zurückhaltung mehr als je nothwendig. Die bevorstehende Action, welche das Schicksal von Hundert tausenden zur Entscheidung bringt, erheischt gebieterisch die Vermeidung aller Mittheilungen, welche dem Feinde auch nur den geringsten Anhaltspunkt bieten könnten, seinerseits störende Dispositionen zu treffen. DaS Pu blikum möge auch darin kein beunruhigendes Symptom erblicken, daß in einem immerhin möglichen Falle wir eine kurze Zeit ohne alle Nachricht von unserer Armee sein würden. Die Bedeutung der Action drängt sich eben in dem Erfolge der einen Hauptschlacht zusam men ; scheinbar ungünstige Episoden würden diesem Er folge gegenüber durchaus nicht von Belang sein. Wir wiederholen aber: die Nachrichten von der Armee lau ten in jeder Hinsicht befriedigend." Ueber die Schlacht bei Skalitz am 28. Juni kommen Einzelheiten. Der Kampf war ein äußerst blutiger; es kam sogar zum wüthendsten Handgemenge, und erst gegen Abend blieben die Preußen Sieger; mehrere Male waren es die Oesterreicher gewesen. Das Dorf Skalitz gerieth in Brand. Auf beiden Seiten waren die Verluste groß; die preußischen Be richte geben ca. 1000 Todte und 4000 Gefangene auf beiden Seiten an. Im nahegelegenen Nachod war jedes Haus ein Lazareth. — An dem nämlichen Tage fand ein bedeutendes Gefecht bei Münchengrätz statt, das mit dem Rückzug der Oesterreicher in südöstlicher Rich tung endigte. Ueber die weiteren Operationen wird aus Wien vom 1. Juli gemeldet: „Ununterbrochen große, furcht bare Kämpfe auf den zwei Linien Jungbunzlau, Münchengrätz, Turnau, Gitschin, Nachod, Skalitz und Königinhof. Gab lenz am 28. Juni von Trautenau zurück, da die preußische Garde ihn abschneiden will. — Die Verbindung der zwei preußischen Heere ist nicht mehr zu hindern. — Am 29. besonders blutiges Gefecht zwischen Skalitz und Königinhof. —Benedek telegraphirt aus Dubenitz südlich Königinhof vom 30. Juni Abends: Das Zurückdrängen des ersten und sächsischen Armeecorps nöthigt mich, den Rückzug in der Richtung von Königgrätz anzutreten." Ueber eine am 1. Juli stattgefundene Schlacht bei Gitschin wird nach Berlin gemeldet: Se.Maj der Kö nig von Preußen ist eben hier eingetroffen. Die Straße bis Gitschin trägt Spuren des heißen KampseS, welcher bis in die Nacht fortgesetzt wurde. Der Feind ist un geordnet während der Nacht geflohen. Die Bravour