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382 reich wird dies nicht thun und Preußen eben so wenig ; zumal nachdem beide Staaten bereits Millionen für Kriegsrüstungen weggeworfen und ihre Völker zu den Waffen gerufen haben. Jetzt noch zurückweichen, ist für beide Mächte unmöglich. Deshalb versprechen wir uns auch nichts von dem Congresse, falls er noch zu Stande kommt, und eben so wenig von der Einberufung des Parlaments. Wir fragen einfach: welche Verfas sungsvorlagen sollen die Regierungen dem Parlamente machen? Angenommen selbst, die Mittel- und Klein staaten ließen sich pensionireu, wie ist der Sreit zwi schen Oesterreich und Preußen zu versöhnen? Keins von beiden wird darauf verzichten, leins von beiden die Bildung einer dritten Gruppe gutheißen. So kom men wir denn auf unsere, in einem früheren Artikel ausgesprochene Ansicht zurück, daß es keinen erkennbaren Ausweg aus dieser Verwirrung giebt, als — die Ge walt der Waffen. Sollte es wider Erwarten gelingen, vor der Hand noch einmal den Frieden zu erhalten, so ist dies nach unserer Anschauung nur eine Vertagung des früher oder später doch ausbrechenden Kampfes. Furchtbar wird dieser Kampf an sich, furchtbarer noch dadurch, daß im Hintergründe Frankreich und Rußland lauern, > um sich zur gelegenen Zeit in die Beute — Deutschland — zu theilen. Möge der gute Genius des Vaterlandes die ihm drohenden furchtbaren Gefahren abwenden! Tagesgefchichte. Dresden. Am Sonnabend, 26. Mai, hat Se. Maj. der König auf dem Artillerie-Exerzierplatze eine Revue über diejenigen Truppen abgehalten, welche hierzu unter dem Commando des Generallieutnants v. Stieglitz ausgerückt waren. Se. Maj. wurde bei An kunft auf dem Platze von dem zahlreich anwesenden Publikum mit Herzlichkeit und Enthusiasmus begrüßt, wie denn auch die Truppen beim Abreiten der Fronten und nach Beendigung des Defilirens ihrem Kriegsherrn in freudigster Stimmung wiederholte Lebehochs dar brachten. — Der Landtag, der für Sonnabend, den 26. Mai, einberufen worden ist, hat am nämlichen Tage noch in beiden Kammern eine vorberathende Sitzung gehalten. Se. Maj. der König hat den Geh. Rath Frhrn. v. Friesen auf Rötha wiederum zum Präsidenten der Ersten Kammer ernannt. In der Zweiten Kammer wurden die Candidaten für das Amt des Präsidenten und Bicepräsidenten gewählt, und nach der erfowten allerhöchsten Ernennung derselben hat am Montag Mor gen die Constituirung beider Kammern und Mittags I Uhr durch Se. Maj. den König im königl. Schlosse die feierliche Eröffnung des Landtags stattge funden. — Die Dauer des Landtages wird sich wahr scheinlich nur auf wenige Tage beschränken. Die, nach der Verschiebung des Landtags so schnell erfolgte Ein berufung desselben soll wesentlich einem Schritte des bisherigen Präsidenten Haberkorn zu danken sein, der zu diesem Zweck im Auftrage mehrerer Abgeordneten sich an den Staatsminister v. Beust wendete, und hat Hr. Haberkorn mit diesem Wunsch bei Letzterem sowohl, wie bei dem Finanzminister v. Friesen, das beste Ent gegenkommen gefunden, da Beiden die Aufschiebung de« Landtages durchaus nicht erwünscht gewesen ist. — Man glaubt, daß beim gegenwärtigen Landtage den Ständen, außer den durch die Kriegsrüstungen nöthig gewordenen Bewilligungen, auch die Bewilligung eines Credits von 1'/» Millionen Thlr. zu Vorschüssen für Handel und Industrie vorgeschlagen worden soll. Zwischen unserer „Linken" soll schon neulich eine Ver ständigung darüber stattgefunden haben, daß die Mittel für die Rüstungen bewilligt werden sollen, aber unter der Bedingung, daß die Regierung für Schaffung eines deutschen Parlaments bemüht sei, welches auf Grund lage des Wahlgesetzes von 1849 zusammentrete. — Dienstag, 29. Mai, wird eine zweite Revue eines anderen Theiles königlicher Truppen vor Sr. Maj. dem König, und zwar in der Nähe von Wils druff, unter den Befehlen des Generallientnancks von Fritzsch, stattfinden. — Eine Verordnung des Finanz-Ministeriums verbietet dieAusfuhrvon Getreide, Heu und Stroh über die sächsische Zollgrenze. — Das Kriegs-Ministerium macht bekannt, das die Pferdeeinkäufe am 26. Mai geschlossen worden sind. — Am Freitag wurde im Kreise der königlichen Familie der erste Jahrestag der Geburt des Prinzen Friedrich August gefeiert. — Der landwirthschaftliche Creditverein im Königreich Sachsen ist allerhöchsten Orts bestätigt worden und wird künftigen 1. Juni seine Thätigkeit in Dresden beginnen. Wenn sogleich beim Anfang alle landwirthschaftlichen Grundstücksbesitzer und Andere, welche ihre Gelder sicher anlegen wollen, dem Verein beitreten, so wird der Verein eine Macht in Beziehung des Credits bilden, welche für alle und insbesondere für Besitzer von Grund und Boden von großem Werth sein wird. Säume daher kein Landwirth, sei er reich oder arm, dem Vereine sich anzuschließen, denn er ist es nicht nur sich, sondern auch seinen Nachkommen schuldig. Beitrittserklärungen werden von allen Vor ständen landwirthschaftlicher Vereine, sowie von dem Director des Credit-Vereins, Herrn Mehnert auf Klösterlein bei Aue, angenommen. Aus dem Muldenthal. Beim Herannahen der schönen Jahreszeit athmet so mancher Kranke leichter auf, da ihm die Hoffnung winkt, die verloren gegangene, von der rauhen und unfreundlichen Witterung arg be drohte Gesundheit in der milden Luft des Frühlings, unterstützt von einer Kur, wieder zu gewinnen. — Wir wollen nicht unterlassen, solche Bedrängte auf ein noch junges, aber in Deutschland in dieser Voll kommenheiteinzig dastehendes Etablissement aufmerksam zu machen, wir meinen die mit einer klima tischen Kuranstalt verbundene Heil- und Badeanstalt Mildenstein bei Leisnig. In einer reizenden, ebenso durch großartige landschaftliche Effecte hervorragenden, als durch Lieblichkeit und Anmuth sich auszeichnende, und durch diese Eigenschaften die für jeden Kranken so wohlthuende Ruhe und Beruhigung des GemüthS bewirkenden Gegend gelegen, bietet diese Anstalt eine solche Mannichfaltigkeit an Kurmethoden, die in einander greifend, ein sinnreiches, mit wissenschaftlichem Ver- ständniß angelegtes, und mit Berücksichtigung aller neuesten Erfahrungen und Erfindunzen ein auf das zweckentsprechendste ausgestattete Ganze bilden. — Die klimatische Kuranstalt ist nach Professor vr. Bock's Vorschrift eingerichtet worden und er füllt ihren Zweck, allen Brustleidenden den Aufenthalt in einem südlichen Klima zu ersetzen, im vollsten Maße. Hauptsächlich sind hierbei Vorrichtungen getroffen, daß