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nach Hinzukunft des Mannes mit dem Heubunde, son dern erst von einer dienstthuenden Finanz-Wache-Pa trouille nächst Eichwald, in Folge der Wagenrevision, wie solche iin Grenzbezirke, namentlich nächst der Grenze, so häufig vorgenommen werden. Auch wurden nicht 20, sondern nur 15 Pfund Tabak vorgefunden. Ergötzlich ist es, wie nach diesem Berichte Herr R. bei der schon bemerkten Anhaltung als Pascher an gesehen und festgenommen wurde, wenn man bedenkt, daß selbiger während dieser Zeit, nichts Arges ahnend, sich zu Hause befand! Die Pferde, welche der Knecht G., welcher bei Aufnahme von Säcken im Grenzbezirke nun wohl vorsichtiger sein wird, für sein Geld auslösen mußte, bekam Herr R. am nächsten Tag zurück, und es wird nun auf den Schwärzer, von welchem man übrigens Spur zu haben scheint, gefahndet. Nun kommt schließlich noch das in Nr. 11, S. 2, unter „Teplitz, 5. Mai," anfgeführte Prachtexemplar einer Lüge, welches so frei ist, den Lesern ins Gesicht zu schleudern: „es wäre die sämmtliche Mannschaft der k. k. Finanz-Wache mit Sack und Pack (wohl auch mit Tornister?) am 5. d. Mts. zur Kriegsbereitschaft im Teplitzer Hauptzollamte eingerückt." Hierdurch wäre in der Nachbarschaft der Redaction des B. v. G. eine gänzliche Entblößung der Zollgrenze und eine Bewe gung entstanden, die derselben wohl bis zur Drucklegung der letztgenannten Nr. am 8. d. M. nicht unbekannt geblieben sein dürfte. Es läßt sich wohl in Possen, aber nicht in Zeitungs aufsätzen experimentiren. Dresden. Das Gesammt-Ministerium veröffent licht, daß mit Rücksicht auf die eingetretenen politischen Verhältnisse ein außerordentlicher Landtag auf den 23. Mai nach Dresden einberufen werde. (Auch Preußen, Baiern und Würtemberg haben ihre Landesvertretungen berufen.) Der Wunsch aller Fried liebenden in dieser furchtbaren Krisis des Vaterlandes: daß nicht die blinde Naturgewalt der gezogenen Ka nonen und der Zündnadelgewehre, sondern dieVernunft und die Stimme des Volkes den Ausschlag in den so brennend gewordenen Fragen der deutschen Staats verhältnisse gebe, dieser Wunsch scheint seiner Erfüllung entgegen zu gehen, und damit wächst die Hoffnung, daß dieser Weg, der leider schon fast verschüttet schien, wieder geöffnet und so noch eine friedliche Wendung der Dinge ermöglicht werde, zugleich im Sinne und im Interesse der Nation. Die Volksvertreter werden, im vollen Bewußtsein der Ungeheuern Verantwortlich keit ihrer Entschließung, Alles daransetzen, diesen Krieg, wenn irgend möglich, zu verhüten und ein Mittel finden, um das für die Nation im Ganzen oder ihre einzelnen Glieder durchaus Nothwendige, was mit den Waffen in der Hand erstritten werden sollte, auf anderm fried lichen Wege zum AuStrag und zur Anerkennung zu bringen. Chemnitz. Es ist nicht wahr, daß in der Hart man n'schen Fabrik große Arbeiterentlassungen stattge funden hätten; bis jetzt ist noch nicht einer abgelohnt worden. Im Gegentheil hat Herr Hartmann seinen gesammten 2000 Arbeitern nebst Beamten die Erklärung gegeben, daß er Entlassungen ohne vorlieg ende höchste Nothwendigkeit nicht eintreten lassen werde, und diese Nothwendigkeit vor der Hand noch nicht vorliege, insofern noch Bestellun gen ausreichend notirt seien. Ob freilich die politischen und geschäftlichen Verhältnisse die Ausführung dieser Bestellungen ermöglichen, oder letztere sich, wenn wirklich ausgeführt, so realisiren lassen würden, daß, selbst mit großen Opfern, davon die Lohngelder bestritten werden könnten (die sich beiläufig gesagt aller 14 Tage auf 20,000 Thaler stellen), sei eine Frage, die bereits mit allem Ernste an ihn herantrete und von der vor allen Dingen auch die weitere Frage abhänge, ob und in welchem Umfange er Personal und Arbeiter erhalten könne. Die Arbeiter möchten auS dem Grunde, ohne darum muthloS zu werden, doch in Zeiten jeden Groschen sparen, der sich sparen lasse. Preußen. Der Bundestag hat den sächsischen Antrag angenommen, und es steht nun zu erwarten, wie sich die preußische Regierung diesem Beschlüsse gegen über verhalten wird. Den Conflict im Innern be treffend, so hat man den Landtag aufgelöst, ein neuer soll gewählt und berufen werden, und das Ministerium wird also mit seinen Vorlagen einem neuen Abgeord netenhause gegenübertreten. Wenn nun aber in vem Abgeordnetenhause dennoch die alten Männer wieder zusammentreten, — wird alsdann ihnen gegenüber ein neues Ministerium Platz nehmen? — Der neue Landtag muß innerhalb 90 Tagen zusammentreten; — werden nun die beiderseitigen H«re, und insbesondere die preußische Landwehr, so lange zwecklos unter den Waffen gehalten werden können? — Man schreibt, daß sich jetzt bei Einberufung der Land wehr ein weiteres Zurückgehen auf die älteren Jahr gänge nöthig mache und die Ordre für das zweite Aufgebot der Landwehr (32—40 Jahre) vom König bereits unterzeichnet sei. — Die Berliner „Volkszeitung" enthält einen längeren, „Vor den Neuwahlen" überschriebenen Artikel, in welchem sie die Politik der preußischen Regierung einer Kritik unterzieht. Er wird dazu dienen, den Haß, der dem Regimente Bismarck allein gebührt, von dem preußischen Volke abzulenken; er wird das Volk an regen, sich in der entscheidenden Stunde noch zu er mannen, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln seinen und des deutschen Volkes größten Feind zu stürzen und damit den thatsächlichen Anstoß zu geben, der Welt zu beweisen, daß Kriege zu beschließen nicht mehr allein in die Hände der Gewalthaber gegeben, sondern dies Sache der Völker ist. — Aus Erfurt wird über den panischen Schrecken berichtet, welcher die dortige Bürgerschaft bei der Nach richt von dem Befehl zur Instandsetzung der Festung ergreiit. „Die kriegerische Begeisterung," heißt es, „fehlt um so mehr, als man sich immer wieder sagt, daß ein mit der Ungeheuern Majorität der preußischen Nation Hand in Hand gehendes liberales Ministerium auf moralischem Wege dasjenige, was jetzt mit Blut und Eisen erworben werden soll, mit Sicherheit erobern würde." Sehr wahr! — Der Zeitpunkt, an welchem in Preußen die durch das Gesetz über die Kriegsleistungen bedingten Landlieferungen zu beginnen haben, ist auf den 20. Mai festgesetzt. — Mehrere verabschiedete Militärs haben sich dem Könige zur Verfügung gestellt. — Die Feld- Equipage des Königs ist bereits in Stand gesetzt. — Was das Attentat auf den Grafen Bismarck anbelangt, so ist zu bemerken, daß der Lhäter zwar ein Sohn von Karl Blind, jedoch nur ein Stiefsohn desselben ist und eigentlich Ferdinand Cohen heißt.