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Nicht etwa wegen der Unsicherheit werden diese Papiere von den Banquiers nur unter dem Vollwerth ange nommen, sondern deshalb, weil das Auswechseln der selben bei solchen großen Massen eine mit Aufwand von Zeit und Geld verbundene Heranziehung der Silber münzen zur Folge haben muß. Es kann nicht aus bleiben, daß in Kurzem dieses Thun und Treiben der Menschen nachlassen und die volle Geltung der Papiere wieder erfolgen wird. Auf gleichem höchst unklugen Handeln beruht auch der „Salzschreck," der die Ge- müther ergriffen hat. Dadurch, daß Tausende sich Plötzlich mit Vorräthen versehen, muß natürlich ein Mangel eintreten, der nur von kurzer Dauer sein kann, weil Sachsen von Preußen so viel Salz erhalten kann, als es nur will, indem es Preußen nur erwünscht ist, wenn es seine Ungeheuern Massen an Salz verwerthen kann. Und sollte selbst Preußen so unverständig handeln und kein Salz mehr ablassen, demnach widerrechtlich den Vertrag brechen, so kann auf der Eisenbahn sehr schnell der Bedarf aus Baiern und Oesterreich bezogen werde», demnach ist eine Furcht vor Mangel an Salz in jeder Beziehung eine gänzlich unbegründete. Für uns ist noch das fortwährende Fallen der österreichischen Bank noten von großem Nachtheil, da bekanntlich von hier aus nach Böhmen nicht wenig Geschäfte gemacht werden. Dazu kommt, daß das Strohgeflecht nicht nur seit einiger Zeit im Preise sehr gesunken ist, sondern auch zuweilen keine Käufer findet. Die jetzige Zeit ist daher eine sehr traurige, und sollte dieselbe von längerer Dauer sein, so lassen sich deren Folgen gar nicht übersehen. — Das am Himmelfahrtsfeste im hiesigen Schieß hause von dem Gesangverein zu Geising veran staltete Concert war schwach besucht. Die üble Witterung mochte dazu namentlich beitragen. Der hiesige Gesangverein hatte aus freundnachbarlichen Rück sichten an diesem Tage eine Sängerfahrt nach Zinnwald veranstaltet. Das Concert befriedigte allgemein, und die Sänger, sowie das Musikchor des Herrn Stadt musikus Fischer aus Dippoldiswalde, ernteten für ihre trefflichen Leistungen wiederholt solchen Beifall, daß zwei Gesänge mit Musikbegleitung auf stürmisches Ver langen des Publikums wiederholt werden mußten. Und fürwahr, die Vorträge der Sänger, sowie auch der Musiker, waren von der Art, wie wir solche außerdem zu hören nicht gewohnt sind. Man ist aber auch be rechtigt, von solchen mehr zu erwarten. * Geising. Es ist ein Genuß, den Versammlun gen des Gewerbevereins in Altenberg beizuwoh nen, und Hiesige scheuen den Weg dahin nicht, wenn dieselben stattfinden. Ein derartiges ausgebildetes Vereinsleben haben wir noch nie gehabt, solche zahl reiche Versammlungen noch nie erlebt, in welchen eine solche Ruhe und Aufmerksamkeit von Anfang bis Ende bestanden hätte. Bei dem raschen Wachsen des Vereins, bei der Theilnahme von Leuten, welche dem Verein nicht angehören, herrscht in den, in der Regel gegen 80 Köpfe haltenden Versammlungen eine wahre Kirchen stille, während wieder in den Pansen die Schriften in Umlauf gesetzt und von solchen gern Einsicht genommen wird, welche der Verein hält. Diesen Zustand, der nicht nur Unterhaltung, sondern auch Belehrung und Fortbildung schafft, haben wir außer dem Vorstand besonders dem Herrn Bürgermeister Fritzsch in Zinn wald zu danken, der durch seine Jedermann verständ lichen Borträge über allgemein ansprechende Gegen stände in dem Verein eine Saat ausstreut, die ohne segenbringende Frucht nicht bleiben kann. Der Mann verdient daher heute noch Dank, der in richtiger Er kennung Dessen, was dem Verein frommt nnd man wahren Verdiensten schuldig ist, den geeigneten Weg fand, um Herrn Fritzsch zu dem unsrigen zu machen. Der Verein ist aber auch den Leuten, welche ihn mit solchen Kräften und Erfolg dienen, dankbar, und jeder Vereinstag bringt Beweise von der Anhänglichkeit und Anerkennung, welche Herrn Fritzsch in reichem Maaße erwiesen werden. Da nun auch die Vorstandsmitglieder Herr Bürgermeister Riedel, Herr Stadtkassirer Gäbler und Herr Schichtmeister Schmidhuber jeder in seiner Stellung und in dem, was ihnen zu thun obliegt, Fleiß und Thätigkeit zeigen, so ist auch die Geschäfts führung stets geordnet und wohl versorgt. Es ist eine Thatsache, und zwar eine erfreuliche, daß die Mitglieder mit Liebe dem Verein ergeben sind und sich in solchem zahlreich einfinden. -s- Böhmisch-Zinnwald. Am 10. d. M. fand im Schütze'schen Saale zu Bö hmisch - Zinnwald von dem auf einer Sängerfahrt freundlichst hierher gekommenen Altenberger Gesangverein unter Anschluß des Vereines von Bö h misch-Zinnwald anstatt des vorbesprochenen Gesangsconcertes eine Ein übung von schwierigeren Instrumental-Concertstücken statt, wo Einsender dieses Gelegenheit hatte, zuzuhören. Es wurden unter der Leitung der Herren Gäbler und Oberlehrer Wünsche aus B.-Zinnwald von mehreren 20 beiderseitigen Musikern höchst schwierige Ouvertüren ausgeführt, bei denen die leichte fließende Ueberwindung einzelner darin vorkommender Variationen zur vollen Bewunderung hinreißen mußten, wenn man bedenkt, daß den beiderseitigen Herren Mitgliedern nur selten Gelegenheit geboten ist, dies bezüglich vereint wirken zu können; auch die Gesangspiecen wurden prachtvoll durchgeführt, und namentlich war es das Lied: „Früh lingslust," von Schubert, welches zum freudigen Er staunen eine jede, unter den jetzigen politischen Wirren sonst weniger sangeslustige Brust erregen mußte. *** Böhmisch-Zinnwald, 11. Mai. Wenn ich mir erlaube, Ihr hier mit Vorliebe gelesenes Blatt zur vollständigen Entkräftung einiger Bekanntgaben des „Boten vom Geising" zu benutzen, so geschieht dies deshalb, um einerseits lächerliche Unwahrheiten zu dementiren, und andererseits, um dadurch der Redaction des B. v. G. eine vorsichtigere Auswahl unter den ihr eingesandten Neuigkeiten zu empfehlen. — War die Nachricht: „Fürstenau, 29. März," in Nr. 2, S. 3 der vorgenannten, im Flügelkleide befindlichen Zeit schrift grundfalsch, indem der von einem k. k. Finanz- Wache-Aufseher eruirte Ausschwärznngsanstand ein gesetzlicher war, und die Strafe nicht 3 Fl., sondern etliche 30 Fl. Oe. W. mit noch Zurücklassung der Hadern betrug, — so war der Aufsatz in Nr. 6, S. 1, „Sächsisch-Zinnwald, 16. April," welcher ein „nettes Pascherstückchen" erzählt, so der wirklichen Wahr heit entrückt und in ein Lügengewebe hineingezogen, daß diese Leistung im Lügen Bewunderung erregen mußte. Denn abgesehen von dem, daß der Fuhrwerks besitzer R. nicht mit anwesend war, sondern dessen Knecht G. das Geschirr führte, so muß noch dementirt werden, daß der Mann, welcher den angeblichen Heu bund auflud, sich nicht auf den Wagen setzte, sondern nebenher ging und bei der Anhaltung erst im Walde verschwand. Auch erfolgte die Anhaltung nicht plötzlich,