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Fischer'S zu Dippoldiswalde, im Schießhause zu Alten berg ein Vocal- und Instrumental-Concert geben wird (s. das Inserat in dieser Nr.). Hierbei sei noch bemerkt, daß ü. A. mehrere Gesangsstücke zur Aufführung kommen sollen, welche das Programm des großen Sängerfestes zu Dresden enthielt und die dort mit großem Beifall ausgenommen wurden, z. B. „deutsches Siegeslied" von Tschirch, ,,daö deutsche Schwert" von Schuppert, beide mit Orchesterbegleitung, „Burschenlied" von Krebs, „der Soldat" von Silcher rc. Nach den bisherigen Leistungen der Concertgeber zu schließen, steht ein genußreicher Abend in Aussicht, und ist deshalb zahlreicher Besuch zu wünschen, den wir auch im Interesse des Schießhauswirthes Hrn. Wagner aussprechen, der sich bereits das Lob eines freundlichen und flotten Wirthes erworben hat und gewiß bemüht sein wird, die Besucher des Concertes auch in Betreff der leiblichen Genüsse zufrieden zu stellen. Von der böhmischen Grenze. Der sich auf dem Prokrustesbett hin- und herwälzende österreichisch preußische Conflict macht sich Hierlands weniger durch militärische Maßregeln, mehr aber durch eine totale Stockung im Verkehrsleben bemerkbar. Ein altes, auch in der Diplomatie bewährtes Sprichwort sagt: „Der Appetit kommt beim Essen;" und in der That scheint seit dem berühmten Menschenschacher in Lauenburg die Consumtionsfähigkeit des Borussenreiches erst recht lebendig erwacht zu sein. So lange der Mann „von Blut und Eisen" preußischer Premierminister bleibt, ist auf einen beruhigenden Umschwung der Verhältnisse nicht leicht zu rechnen; es scheint fast im Schicksals- bnche geschrieben zu sein, daß das Jahr 1866 Deutsch land in seinem Herzen mit einem durch schmähliche Ränke provocirten Kriege Heimsuchen soll. Der bewaff nete Friede zehrt die letzten finanziellen Reste des Staates auf, so daß man in Regierungskreisen mit dem traurigen und allen Volkswohlstand erdrückenden Gedanken umgeht: Staatspapiergeld mit ZwangscourS zu emittiren. Die officielle Typographie der Staats druckerei in Wien soll vollauf beschäftigt sein, um das an finanziellen und volkswirthschaftlichen Krisen hart darniederliegende Oesterreich demnächst mit Staatönoten im Betrage von 100 Millionen Gulden beglücken zu können. Ob diese Maßregel mit dem seit einiger Zeit streng gehandhabten Ausfuhrverbot von „Lumpen" im Zusammenhänge steht, vermag man nicht mit Bestimmt heit zu behaupten. Der am 9. November 1850 in der Völkerschlacht bei Bronzell gefallene Schimmel macht, wie glaubwür dige Augenzeugen versichern, allmitternächtlich seine Runde, und hieraus wollen Politiker von Fach auf einen unvermeidlichen Zusammenstoß der beiden deut schen Vormächte, die den „tappern Landsoldaten" wacker besiegt hatten, schließen. Weil man bei einem mögli chen Kriege an Alles denken soll', so träumt man in Böhmen, eingedenk der Schrecken des siebenjährigen Krieges, nur von Krieg und Kriegsschrecken und hört bereits ahnungsvoll die Trompeten und Sturmglocken ihr entsetzliches Kriegslied durch die Lüfte heulen. Die Vermuthuna hierzu liegt in dem Eifer, mit welchem preußische Offiziere die Schönheiten des Landes in der Nähe von Festungen studiren und unter der Maske harmloser Reisender selbst die sonst vernachlässigten Ab hänge des südlichen Erzgebirges zum Lustwandeln aus erkoren haben. Selbst die schwarzgelben Grenzpfähle können die gebornen Träger der Intelligenz von Spree- Athen nicht abhalten, einem Terrain alle Aufmerksam keit zu widmen, welches schon wegen seiner heilbringenden Bäder geeignet wäre, von dem bergumgrenzten König reiche anSgeschieden und dem „bundesfreundlichen" Staate einverleibt zu werden. Bei der geistigen Ueberlegenheit der Nachkommen des „alten Fritz" wäre es ein wahres Glück, wenn die in Sprache, Sitten und Lebensgewohnheiten so un endlich verschiedenen Bewohner Böhmens durch die edlen Junker aus „Pommern nnd der Mark" aus den Boden der Bismarck'schen Civilisation verpflanzt würden. So findet man in den „Fliegenden Blättern" die Präpon- deranz unserer Stammesbrüder in folgender Anekdote treffend illustrirt. Ein Wiener Barbier renommirte, so scharfe Rasirmesser zu haben, daß er nie die Schneide, sondern nur den Rücken des Messers zum Rasiren benutzen dürfe. Ein Berliner College aber antwortete ihm in ererbter Radoterie: „Unsere Messer sind so gut und scharf, daß wir sie nur aus dem Futterale ziehen, und sofort springt der Bart von selbst aus dem Gesichtl" Während wir durch Mobilmachung nnd Bundes« reformprojecte, diplomatische Noten und Z. 11 der Bundesverfassung, durch Krieg und Frieden, Degen und Kanonen, Recht und Unrecht, durch die sturmreichen Tage der Gegenwart hindurchwinden, glauben wir: es werde dem taktvollen Auftreten der bisher nicht nach Gebühr gewürdigten Mittelstaaten gelingen, die ultima ratio rsZum zu beschwören. Der Korrespondent aber empfiehlt sich Ihnen mit den Worten des Dichters, der da singt: So in holden Hindernissen Wind' ich mich mit Lust und Leid, Während Andre kämpfen müssen, In dem großen Kampf der Zeit. * Glashütte. Erst heute kann ich Ihnen berich ten, daß am 8. April im Saale znr Post hier, unter leider nur geringer Theilnahme der Gewerbevereins- Mitglieder, die Prüfung der hiesigen Gewerbe- Sonntags-Schüler stattfand. Wenn wir im vori gen Jahre, in einem Bericht über die erste Prüfung, klagten, daß sich nur ein kleiner Theil der Schüler, welche am Unterricht Theil genommen, zu der Prüfung eingesunden hatte — es waren 28 —, so sind wir in diesem Jahre, wo wir hofften, über günstigere Verhält nisse berichten zu können, leider in keiner besseren Lage, und sind wir in unfern Hoffnungen — daß, wenn der Werth eines solchen Instituts nur erst recht erkannt sein würde, die Theilnahme für solches eine allgemeinere werde — durchaus nicht bestärkt worden. In diesem Jahre besuchten überhaupt nur 29 die Anstalt — also nur 1 mehr, als im vorigen Jahre an der Prüfung Theil nahmen —, und von diesen 29 haben nur 19 den CursuS bis zu Ende besucht; von diesen wiederum hatten sich nur 13 zur Prüfung eingefunden. Der Vorsitzende des Gewerbevereins eröffnete die Prüfung mit einer Ansprache, worauf eine mündliche Prüfung im Rechnen, der Geometrie und der Naturlehre vorgenommeu wurde. Zeichnungen und Schreibübungen lagen zur Ansicht aus. Sprachen wir uns im vorigen Jahre anerkennend über das in so kurzer Zeit Erreichte aus, so konnten wir dieses Jahr in den Augen der Wenigen, welche gekommen waren, um sich am Fleiß strebsamer Jünglinge zu erfreuen, nur hohe Befriedi gung lesen. Es war eine Lust, die präciseu und tref fenden Antworten, besonders im Rechnen nnd der Geo metrie, zu hören, und wenn in der Naturlehre, welche ausgezeichnet gelehrt und mit Lust und Liede gehört