Volltext Seite (XML)
„Als wir am 14. d. M. unsere getreuen Stände zum 27. April d. I. beriefen, um vereint mit ihnen diejenigen Maßregeln zu beschließen, welche die, unseren deutschen Bundesgenossen vorzuschlagende Regeneration Deutschlands auch für Preußen nothwendig bedingen, konnten wir nicht ahnen, daß in derselben Stunde große Ereignisse in Wien einerseits die Ausführung unserer Vorschläge wesentlich erleichtern, anderseits aber auch die Beschleunigung ihrer Ausführung unerläßlich machen würden. Jetzt nach jenem wichtigen Ereignisse finden wir unS vor Allem bewogen, nicht allein vor Preußens, sondern auch vor Deutschlands — so es Gottes Wille ist — innigst vereintem Volke laut und unumwunden auszusprechen, welches die Vorschläge sind, die wir un seren deutschen Bundesgenossen zu machen beschlossen haben: Bor Allem verlangen wir, daß Deutschland aus einem Staatenbunde in einen Bundes st aat verwan delt werde. Wir erkennen an, daß dies eine Reorga nisation der Bundesverfassung voraussetzt, welche nur im Vereine der Fürsten mit dem Volke ausgeführt werden kann, daß demnach eine vorläufige Bundesre präsentation aus den Ständen aller deutschen Länder gebildet und unverzüglich berufen werden muß. Wir erkennen an, daß eine solche Bundesrepräsen- lation eine constitutionelle Verfassung aller deutschen Länder erheischt, damit die Mitglieder jener Repräsentation ebenbürtig neben einander sitzen. Wir verlangen eine allgemeine deutsche Wehrverfassung und werden beantragen, solche we sentlich derjenigen nachzubilden, in welcher unsere — Preußens Heere — in den Freiheitskriegen unverwelk- liche Lorbeeren sich errungen. Wir verlangen, daß das deutsche Bundesheer unter einem Bundesbanner vereinigt werde und hoffen, einen Bundesfeldherrn an seiner Spitze zu sehen. Wir verlangen eine deutsche Bundesflagge und hoffen, daß in nicht zu langer Frist eine deutsche Flotte dem deutschen Namen auf nahen und fernen Meeren Geltung verschaffen werde. Wir verlangen ein deutsches Bundesgericht zur Schlichtung aller Streitigkeiten staatsrechtlichen Ur sprunges zwischen den Fürsten und Ständen, wie auch zwischen den verschiedenen deutschen Regierungen. Wir verlangen ein allgemeines deutsches Hei- mathsrecht und volle Freizügigkeit in dem ge- sammten deutschen Vaterlande. Wir verlangen, daß fortan keine Zollschranke mehr den Verkehr auf deutschem Boden hemme und den Gewerbfleiß seiner Bewohner lähme. Wir verlangen also einen allgemeinen deutschen Zollverein, in welchem gleiches Maß und Gewicht, gleicher Münzfuß, ein gleiches deutsches Handelsrecht auch das Band materi eller Bereinigung bald um so fester schließen möge. Wir schlagen vor: Preßfreiheit mit gleichen Garantien gegen deren Mißbrauch für das gesammte deutsche Vaterland. Das sind unsere Vorschläge, unsere Wünsche, deren Verwirklichung wir mit allen unseren Kräften zu erreichen streben werden. Mit stolzem Vertrauen rech nen wir dabei auf die bereiteste Mitwirkung unserer deutschen Bundesgenossen und des gesammten deutschen Volke«, welches wir mit Freuden durch Einverleibung unserer nicht zum Bunde gehörigen Provinzen in den Bund verstärken werden, wenn, wie wir voraussetzen, deren berufene Vertreter diesen Wunsch theilen und der Bund sie aufzunehmen bereit ist." Dieser Erlaß ist nicht blos von Friedrich Wilhelm IV. und den Ministern, sondern auch von dem Prinzen von Preußen unterzeichnet, demselben Prinzen von Preußen, der jetzt als König Wilhelm auf Preußens Throne sitzt. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. In der letzten Versammlung unseres Gewerbevereins beendete Herr Photograph Göttingjr. seinen allgemein verständlichen und klaren Vortrag über Photographie, indem er mittheilte, durch welche Behandlung der Platten das positive Bild auf dem chemisch präparirten Papier hervorgebracht wird. Zum Schluß machte Herr Götting bei Magnesium licht noch eine photographische Aufnahme einer kleineren Gruppe und in enger gezogenem Raume, als es vor 8 Tagen geschehen, wo der Erfolg kein glücklicher war. Diesmal war zu seiner und der Versammelten Freude die Aufnahme gelungen, wie sein ganzer Vortrag, der mit lebhaftem Interesse vernommen wurde. — Am Freitag ist in unserer Stadt ein recht schneller Todesfall vorgekommen. Die Frau des hie sigen Schneidermeisters Tr. hatte beim Mittagsessen von den Klößen einen zu großen Bissen genommen; derselbe blieb ihr im Schlunde stecken und sie war erstickt, als ärztliche Hülfe eben zu ihr kam. — 23. April. Das Turner - Concert am gestrigen Abend war zwar gut besucht, wir hätten aber im Interesse der guten Sache es noch weit zahlreicher gewünscht und erwartet. Und gerade Denen, welche der Turnerei vielleicht noch nicht recht zugethan sind, hätten wir das Anschauen der dargebotenen Uebungen, Reigen rc. gewünscht. Die Frische und Sicherheit, mit welcher die oft äußerst schwierigen Bewegungen gemacht wurden ; die überraschenden Figuren und Stellungen, die in rascher Aufeinanderfolge — bei ihrer vielfachen Zusammensetzung von den Ausführenden treu dem Ge- dächtniß eingeprägt — ohne jedes Commandowort dem Zuschauer dargeboten wurden, waren äußerst wohlthuend und regten zu lebhaftem Applaus an, derben wackeren Turnern auch nach jeder Nummer zu Theil wurde. Wir hörten wiederholt von mehrern Seiten den Wunsch nach einer Wiederholung dieses Concertes bei uns aus sprechen; theils werden Die es gern noch einmal an sehen, die gestern Abend es besuchten!, theils werden die Ausgebliebenen, nachdem sie des Guten viel davon gehört, die Gelegenheit benutzen und sich einen Genuß verschaffen, der ihnen nicht öfters geboten wird. — Wie wir übrigens vernommen, soll von unsern Turnern in nächster Zeit eine Turnfahrt nach Altenberg unter nommen und bei dieser Gelegenheit, wenn möglich, das Concert dort zur Aufführung gebracht werden. // Schmiedeberg. Die hiesige, seit einiger Zeit erledigte Lehrer- und Cantor-Stelle, deren Be setzungsrecht der Altenberger Zwitterstocksgewerkschaft lichen Inspektion zusteht, ist Herrn Lehrer Hasche, zur Zeit in Paulsdorf bei Dippoldiswalde, zuertheilt worden. Wir können uns zu dieser Wahl in jeder Be ziehung gratuliren. r Attenberg. Es sei hiermit im Voraus darauf aufmerksam gemacht, daß nächsten Sonntag, 29. April, der Männergesangverein aus unsrer Nachbarstadt Geising, unter Mitwirkung des Musikchores Herrn