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Pienstag. Nr. 32. 24. April 1866. Erscheint ' dreis SWnS-ritz-Zeit,mg.V M«- »l» A,)ktzk--l«U der Kichlichm «mchl- Amlkr nd AIMrill,- z» PpMiMOltt, Mira-km oad Allmbirg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne kl Dippoldiswald«. - ' , Ueber den Stand der Kriegs» und Friedens-Frage unfern Lesern auch nur einige sichere Auskunft zu geben, sind wir beim besten Willen nicht im Stande. Wenn aus der einen Seite aus dem deutschen und preußischen Volke die Stimmen für den Frieden immer zahlreicher und kräftiger sich vernehmen lassen, so setzt die preußische Regierung ihre Rüstungen in absichtlich auffallender Weise fort, und wenn sie auch nicht, wie die edle Junker-Kreuzzeitung thut, die drin genden Friedenswünsche im preußischen Volke für „Re bellion" erklärt, so hat doch der Preußenkönig eine für den Frieden sich aussprechende Adresse der Berliner Kaufmannschaft gar nicht angenommen! Obgleich Oesterreich so offen und ehrlich, als denkbar, erklärt hat, daß es ihm nicht in den Sinn komme, Preußen angreifen zu wollen, und von Preußen mit vollem Rechte Abrüstung verlangt, weigert sich dieses doch auf das Bestimmteste, seine Rüstungen einzustellen, und die Junkerblätter fahren fort, zum tausendsten Male ihre lächerlichen Behauptungen zu wiederholen: „weil Oester reich rüste und Preußen mit einem Ueberfalle bedrohe, müsse dieses rüsten, damit es nicht unvorbereitet über rascht werde." So dauert dieser ungewisse Zustand, der weder Friede noch Krieg, aber schlimmer als Krieg ist, fort, und Handel und Wandel liegen darunter jämmerlich darnieder. Neuere Nachrichten melden, daß die österreichische Antwort auf die preußische Note vom 15. April nach Berlin abgegangen sei. Dieselbe soll sehr friedlich lauten, und wird von Oesterreich die Feststellung eines nahen Termins zur gegenseitigen Abrüstung vorge schlagen. Wer trägt dann die Schuld, wenn der Zu stand der Dinge dennoch kein anderer werden sollte? Fort und fort erhält sich der Glaube, daß es nicht zum Bürgerkriege in Deutschland kommen werde. Es will nun einmal schlechterdings Niemandem zu Kopfe, daß wir uns zerfleischen sollen, damit Preußen sich Wieder einmal vergrößere. Doch die kleine Partei, welche gegenwärtig in Preußen das Heft in den Händen hat, ist zu Allem fähig, und man kann nicht behaupten, daß die dringenden Abmahnungen vom Kriege, welche der Kaiser von Rußland und die Königin von England nach Berlin gelangen ließen, etwas fruchten werden, obgleich der Kronprinz und der größte Theil der preußischen Aristokratie auf Seiten des Friedens stehen uyd in diesem Ginne thätig sind. Der Vertreter jener kleinen Partei, der leider nur zu viel Einfluß ausübt, war krank, wurde gesund, ist wieder krank. Da meinen Manche: es sei diese Krank heit der Anfang seines Rückzuges von dem Posten, den er mit so vielem Unheil verwaltet, und eines schönen Tages werde es heißen: Se. Maj. hat den Minister präsidenten „wegen geschwächter Gesundheit" in Gnadest entlassen. Man führt zur Unterstützung dieser Ansicht an, das Bundesreformproject sei der letzte ausgespielte Trumpf des verzweifelten Spielers gewesen, und dieser sei mit seinem Latein gänzlich zu Ende, so daß ihm nichts mehr übrig bleibe, als mit möglichstem Anstand und unter wohlklingendem Vorwande Adieu zu sagen. Dazu passe nichts besser, als eine wirkliche oder er heuchelte Krankheit rc. Nun, wir wünschen dem Herrn Grafen von Bis marck-Schönhausen von Herzen wirkliche Gesundheit, langes Leben und Wohlergehen, — nur soll er Preußen und Deutschland die Gefälligkeit erzeigen und seinen Ministerposten niederlegen. Er hat mit all' seinen Plänen Preußen und Deutschland nicht einen Zoll weit vorwärts gebracht, sondern Alles so gründlich verfahren und verwirrt, daß es lange dauern wird, ehe die Ent wickelung Deutschlands wieder in Zug kommt. Als er seiner Zeit zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, machten die Wiener den Witz: „Nun, Bismarck-Schön hausen wird schön Hausen!" Wahrhaftig, die gemüth- lichen Wiener scheinen damals eine außerordentliche Prophetengabe besessen zu haben! Wie und was vor achtzehn Jahren verheißen wuroe. 1. Am 14. März 1848 erließ Friedrich Wil helm IV. von Preußen ein Patent wegen Einberufung des vereinigten Landtages, dessen Einleitung lautet: „Wir haben im Vereine mit der kaiserlich östreichi- schen Regierung unsere deutschen Bundesgenossen ein geladen, sich unverzüglich zu einer gemeinsamen Be- rathung über diejenigen Maßregeln zu vereinigest, welche unter den gegenwärtigen schwierigen und ge fahrvollen Verhältnissen das Wohl des deutschen Vater landes erheischt, und sind entschlossen, mit allen unseren Kräften dahin zu wirken, daß diese Berathungen zu einer wirklichen Regeneration des deutschen Bundes führen, damit das deutsche Volk in ihm wahrhaft ver einigt, durch freie Institutionen gekräftigt, nicht minder aber auch gegen die Gefahren des Umstürze« und der Anarchie geschützt, die alte Größe Wiedergewinne, damit Deutschland den ihm gebührenden Rang in Europa einnehme." S. Am 18. März 1848 erließ derselbe König ein Patent wegen beschleunigter Einberufung des vereinigten Landtages, welche» folgendermaßen anfängt: