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Worte des Dankes a» die Versammlung: „Die Treue seiner Sachsen," äußerte ungefähr der König, „sei in der trüben Zeit, die Er verlebt, sein bester Trost gewe sen und habe Ihn Alles verschmerzen lassen, was Er habe ertragen müssen ; durch Gottes Gnade sei Ihm zu Seiner großen Freude heute vergönnt, wieder zu Seinen Sachsen zurückzukehren, geleitet von der Hoffnung, für das Land Gutes leisten zu können. Wohl habe Er Manches übernommen, was Ihm schwer geworden sei, aber Er habe dies gern gethan, da Er es zum Besten des Landes gethan." Als hierauf auch Ihre Majestät die Königin den Salonwagen verlassen und von der Versammlung mit einem dreimaligen Hoch begrüßt worden war, und nach dem Oberbürgermeister Pfotenhauer der Königin im Auftrage Dresdner Damen ein prachtvolles Blumen bouquet überreicht hatte, für das Ihre Majestät in der herzlichsten Weise Ihren Dank aussprach, wurden Ihre Majestäten von dem Kreisdirector von Könneritz in den Wartesalon geleitet, wo dieselben mit der größ ten Zahl der Anwesenden sich unterhielten. Unter vielfachen Hochrufen setzte nach 2 Uhr der königliche Extrazug sich in Bewegung, passirte 2 Uhr 25 Minuten die Landesgrenze, von wo aus allenthalben längs der Bahn Zeichen inniger Liebe und Theilnahme für Ihre Majestäten, auch aus den kleinsten Häusern, sichtbar wurden, und langte gegen ^1 Uhr auf der Station Krippen an. Hier waren die Beamten und Bewohner Schandau's und Umgegend zahlreich ver sammelt, die Schuljugend in Festkleidung rc., von den Höhen ringsum erschallten Böllerschüsse und aus ver gegenüberliegenden Stadt Schandau das Geläute der Glocken. Als der Zug hielt, naheten sich einige weiß gekleidete Mädchen, um der geliebten Landesmutter ein Blumenbouquet zu überreichen. Ihre Majestät nahm diese liebliche Spende — seit langer Zeit die erste, die Ihr auf heimathlichem Boden dargebracht werden konnte — mit sichtlichem Wohlgefallen entgegen, verließ den Waggon und dankte tiefgerührt und herzlich den jugendlichen Spenderinnen. Auch Se. Majestät der König betraten den Perron, um die Begrüßung des Bürgermeisters Hartung aus Schandau entgegen zu nehmen, und unter dem Gesang der Sachsenhymne nnd neuen stürmischen Hochrufen setzte sich der Zug nach wenigen Minuten Aufenthalt sodann wieder in Bewegung. Als der Zug um 3 Uhr sich dem Königstein näherte, wurde Se. Maj. von der Festung mit 21 Kanonenschüssen salutirt; im Bahnhofe waren zur Be grüßung der Majestäten auch die Commandanten der Festung, der königl. preuß. Generallieutenant v. Briesen und der königl. sächs. Oberst Andrich, nebst dem Of- ficiercorps anwesend. Die Begrüßungsworte des Er steren wurden von Sr. Maj. in huldvoller Weise er- wiedert. Dann sprachen Bürgermeister Rießiger und Gerichtsamtmann v. Bose, denen der König versicherte, daß die Erinnerung an die von dem sächsischen Volke in dieser schweren Zeit ihm bewiesene Treue tief und dauernd in Sein Herz emgegraben sein werde. Der Zug ging dann unter fortwährendem Glockengeläut und den Klängen der Musik der Schützen- und Mi- litairvereine, bei stürmischen Hochrufen, weiter nach Pirna, wo er von einem überaus zahlreichen Publi kum mit tausendstimmigen Hochs empfangen wurde. Der König verließ auch hier den Waggon. Superint. Schlurick, Bürgermeister Pienitz und Amtshauptmann Graf v. Holtzendorff hielten Ansprachen, die huldvoll erwiedert wurden; die preußische Garnison (Dragoner) erwiesen die militärischen Honneurs, neben ihnen stan den die Vürgerschützen, Gesangvereine rc., und unter Musik und Lebehochs geschah die Abfahrt. Niedersedlitz erreichte der Zug um 4 Uhr, wo die königl. Wagen bereit standen, um Ihre Majj. von hier zum Ueberfahrtspunkte an der Elbe zu bringen. ES bot sich hier ein ebenso überraschendes als wohl- thuendeS Bild dem Auge dar: Tausende und aber Tausende treuer Sachsen, aus Dresden und der ganzen Umgegend, hatten sich per Eisenbahn, und da diese nicht Wagen genug stellen konnte, zu Wagen, zu Roß und zu Fuß hierher begeben, um das geliebte Königs paar sehen zu können, und so wurde diesem bei der Ankunft, so zu sagen im freien Felde, ein großartiger Empfang bereitet, der zwar jedes äußeren Festapparates entbehrte, aber einen um so Liefern Eindruck hervor brachte, als er frei war von allem Gemachten und so recht aus dem Herzen des Volkes kam. Den Maje stäten ertönte ein Jubel entgegen, der nicht zu beschreiben ist, und vollstimmige tausendfache Hochrufe kamen aus den Herzen der Menge, die hier so recht den Kern des sächsischen Volkes repräsentirte; und dieser Jubel dauerte bis zur Abfahrt der Majestäten. Der Wagen derselben war von treuen Sachsenhänden buchstäblich mit kost baren Blumen ausgefüllt; als derselbe an der Elbe anlanate, wo wieder zahllose Menschen standen, wurden von Mädchen prachtvolle Blumenbouquets überreicht; eine Abtheilung sächsischer Truppen war fin Parade ausgestellt, die ihren König mit Begeisterung begrüßte. Bald bestieg derselbe die bekannte königliche Gondel, und unter Glockengeläute und Jubelruf geschah die Ueberfahrt nach Pillnitz. Hier in Pillnitz hat sich der Empfang der Ma jestäten wahrhaft großartig und tiefergreifend gestaltet. Die Mitglieder der Landes-Commission, der Ministerien, Beamten aus Dresden und der Umgegend, aus Leipzig, Bautzen rc. rc. waren vor dem Wasserpalaiö versam melt und beide Ufer der Elbe von einer dichtgedrängten Menschenmasse angefüllt, und Alles rief dem geliebten Landesvater ein „Willkommen in der Heimath!" ent gegen. Vergessen war aller Gram, all' das Schwere der letzten Wochen durch das Bewußtsein, ihn, den Vater des Vaterlandes, wieder in der Mitte seines Volkes zu sehen. Und in der That, es war kein mehr oder weniger officieller Empfang eines Königs, — eS war ein rührendes Familienfest, ein Empfang eines geliebten Elternpaares im Baterhause nach langer, ban ger Trennung! Für Ueberreichung eines Bouquets dankte der König sichtlich gerührt und wendete sich dann zur Begrüßung Ihrer Maj. der Königin Wittwe und der Prinzessin Amalie. Alles drängte sich an den ge liebten König, Jeder wollte ihn sehen und die langent behrte Stimme hören, ein zugleich rührender und er hebender Moment, den Der wohl ganz verstehen wird, in dessen Herzen noch wahre Liebe zu König und Vater land lebt. Die Thräne, die im Auge unseres Königs glänzte, die Thränen, die in diesem Augenblicke von ernsten, gereiften Männern vergossen wurden, gaben Zeugniß davon, daß das alte Band der Liebe, welches in Sachsen König und Volk mit einander verbindet, nicht gelockert, sondern durch die schweren Schicksals schläge der letzten Zeit noch fester geknüpft worden war. Nachdem Se. Maj. Viele der Anwesenden be grüßt, zog er sich in das Innere des Gebäudes zurück; allein die nicht enden wollenden Jubelrufe riefen den theuren König nochmals auf den Perron. Erst mit