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Dienstag. Nr. 8K. 30. Oktober 1866. Erscheint __ Preis M Welßerlh-Zeitung. ZZ anstalten. > g Psg. Amts- vvd Anzngt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter na- Itadträthe zn Dippoldiswalde and /ranensttia. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. An Meine Dachsen! Nach langer schmerzlicher Trennung, nach einer verhängnißvollen Zeit, kehre Ich heute in Cure Mitte zurück. Ich weiß, was Ihr erlitten und getragen habt, und habe eS mit Euch im tiefsten Herzen geführt; Ich weiß aber auch, mit welcher festen Treue Ihr unter allen Prüfungen zu Cuerm angestammten Fürsten gestanden seid. Dieser Gedanke war, nächst dem Vertrauen auf Gott, Mein bester Trost in den Stunden der Trübsal, die der unerforschliche Rath der Vorsehung über Mich und Euch geschickt hat. Er giebt Mir neuen Muth, Mein schweres Tagewerk wieder zu beginnen. Mit der alten Liebe, welche durch die vielen Beweise der Anhänglichkeit, die Ich erhalten, wenn dies denkbar wäre, noch inniger geworden ist, werde Ich die Tage, die Mir Gott noch schenkt, der Heilung der Wunden des Landes, der Förderung seines Wohlstandes, der Handhabung von Recht und Gerechtig keit und der besonnenen Fortentwicklung Unsrer politischen Institutionen widmen. Ich rechne dabei auf die Unter stützung der Landesvertreter, denen Ich mit gewohnter Offenheit und altem Vertraue« entgegenkommen werde. Mit derselben Treue, mit der Ich zu dem alte» Bunde gestanden bin, werde Ich auch an der neuen Verbin dung, in die Ich jetzt getreten, halten und, so weit es in Meinen Kräften steht, Alles anwenden, um dieselbe, wie für Unser engeres, so auch für Unser weiteres Vaterland möglichst segensreich werden zu lassen. Möge der Allmächtige Unsre gemeinsamen Bemühungen segnen, und Sachsen, wie vordem, ein Land deS Friedens, der Ordnung, des thätigen Strebens, der Bildung, der Sittlichkeit und Gottesfurcht bleiben. Teplitz, den 26. October 1866. ZohaNN» Die Rückkehr Ihrer Majestäten des Königs und der Königin nach Sachsen. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin sind nach viermonatlicher Abwesenheit von ihrem theuern Sachsen am 26. October Nachmit tags in P i l l n i tz eingetroffen. Für das sächsische Volk, welches in allen Schichten in der jüngstvergangnen Zeit seine Treue und Anhänglichkeit an das angestammte Königshaus durch Hingebung und freudige Opferwillig keit so glänzend bewährt hat, bedarf düse Nachricht keines Commentars, um von demselben in ihrer vollen Tragweite gewürdigt zu werden, zumal sich daran die Gewißheit knüpft, daß nunmehr auch unsere brave Armee in den nächsten Tagen in ihrer Heimath erwartet wer den darf. Nach Monaten banger Trübsal brach für Sachsen ein Freudentag an, ein Festtag, wie unser Land seit Langem keinen sah. Begeistert drängte sich das Volk herbei, um dem hochverehrten König und Herrn das in aller Bedrängniß unversehrte alte Kleinod der Sachsentreue entgegen zu tragen, uni den treuer, Vater und die sorgende Mutter des Landes aus vollem, warmem Herzen zu bewillkommnen. — Bemerkt mag übrigens sein, daß auf Wunsch des Königs von einem offiziellen Empfange Ihrer Majestäten abgesehen wor den war, wodurch die Feier jedes äußern Prunkes ent kleidet wurde und die Rückkehr Sr. Majestät den Charakter der Heimkehr eines durch schmerzliche Ereig nisse von den Seinigen entfernt gewesenen geliebten Vaters zu seinen geliebten Kindern erhielt. In Bodenbach, woselbst der Bahnhof aufs Festlichste geschmückt war und die dort stationirten königlich sächsischen und kaiserlich österreichischen Be amten in Galauniform sich ausgestellt hatten, waren zur Begrüßung Ihrer königl. Majestäten der Kreisdirector v. Könneritz aus Dresden, der Amtshauptmann aus Pirna, sowie der Rath und die Stadtverordneten der Residenz eingetroffen. Außerdem waren daselbst anwe send zahlreiche distinguirte Personen aus Dresden und der Umgegend, so daß der für das große Publikum abgeschlossene geräumige Perron des Bahnhofes die Zahl der Anwesenden kaum zu fassen vermochte. — Um 1 Uhr war der Extrazug, welcher Ihre Majestäten dem Sachsenlande zuführte, in Teplitz abgegangen und noch vor zwei Uhr traf derselbe in Bodenbach ein. Sowie der Zug Halt gemacht, verließen Se. Majestät der König, anscheinend im besten Wohlsein, die Generals uniform tragend, den k. Salonwagen und traten auf den Perron, begrüßt von nicht enden wollenden Lebe hochs der versammelten Landeskinder, die hiermit den Gefühlen ihrer Herzen den ersten Ausdruck gaben. Nach einigen Minuten patriotischen Jubels trat Ober bürgermeister Pfotenhauer vor Se. Majestät den König und richtete folgende Worte an denselben: „Majestät! Die Bürger Ihrer treuen Residenz entsendeten uns hierher an die Grenzen des Vaterlandes zum lebendigen Zeugniß ausdauernder Liebe, unerschütterlicher Treue. Vereint mit ihnen zu inbrünstigem Gebete flehen wir in dieser feierlichen, ernsten Stunde: Ihren Eingang, Majestät, Ihren Eingang segne Gott! „Tausendstimmig aber hallt in den Herzen aller treuen Sachsen wieder unser Freudenrnf: Getragen von der Liebe seine- Volkes verlebe unser geklebter König voii nun an nur frohe und glückliche Tage!" Nachdem das dreimalige Hoch für den König ver klungen war, trat eine hehre lautlose Stille ein, und Se. Majestät, aufs Tiefste gerührt, richteten einige