Volltext Seite (XML)
den Dirigenten, wie alle Mitwirkenden, durch reichen Applaus. Im ersten Theile des Concertes tvurden wir nach wohlausgeführten Musikstücken erfreut durch einen gemischten Chorgesang, durch ein Solo von Fräul. Anna Tronicke und einen Männergesaug, welche sämmt- lich sich wohlverdienten Beifalls erfreuten. — Wir können den Wunsch nicht unterdrücken, daß künftig bei Concerten das Rauchen im Saale unterbleiben möge. ° Frauenstein. Die Zeit der Karpfen-, Brat wurst-, Sauerbraten- und anderer Schmäuße, die sich längst überlebten, mit den verschiedenen Gesellschaft«-, Casino-, Maskenbällen rc. ist bereits da, — sie würden aber alle viel mehr besncht werden, wenn wir Schlitten bahn hätten, deren gänzliches Fehlen unsere Wirthe, wie die anderer Städte und Dörfer sehr bedauern. Die Na tur scheint Heuer einmal von einem Winter mit Schnee nichts wissen zu wollen — kein Kalender geht richtig — denn wir hatten nur einmal im December vorigen Jahres 1 Fuß hohen Schnee, der jedoch bald wieder verging und unsere Schlittenbahnhoffnungen zu Schan den machte. Welche strenge Winter hatten wir vor 10—12 Jahren, welche Schneemassen fielen da, die die Passage oft längere Zeit hemmten; seit dieser Zeit machte nur der vorige Winter eine Ausnahme. Bei uns ist jetzt die Witterung eben so veränderlich: warme Frühlingstage, denen nur das Pfeifen der Staare und die blühenden Schneeglöckchen fehlen, dann Aprilwetter, Rege», Schnee, Wind und Sturm. Wie dies Wetter den Holz- nnd Kohlenböden zuträglich ist, so schadet es den Pelz- und Filzwaarenfabrikanten; die Oeconomen machen ein gutes Geschäft beim Verkaufe des Flachses, dessen Preise jetzt ganz leidliche sind. -s- Lichtenberg. Am Donnerstag, 8. Febr., ent stand in der Mittagsstunde hier, und wie wir erfuhren, auch in den Nachbarorten ein so fürchterlicher Sturm mit dichtem Schneegestöber, der etwa eine Viertelstunde anhielt, daß dadurch viele Menschen und Thiere in Lebensgefahr kamen, nnd hier in Lichtenberg auch wirk lich eine 50jährige Frau ihr Leben plötzlich einbüßte. Dieselbe war nebst einer andern Frau und einem jungen Mädchen in dem Schuppen eines Hauses im Oberdorse damit beschäftigt, gebrechten Flachs zusammenzubinden, als der Sturm elntrat, die beiden andern Frauenzimmer hatten bereits den Schuppen verlassen, als derselbe zu sammenbrach und die Frau sofort tödtete. Sie hatte schwere Wunden ani Kopfe und am Rücken, und die Versuche, sie wieder zu beleben, waren vergebens. Dresden. Die Tauben au sstellung auf dem Gewandhaussaale — welche Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin in Augenschein zu nehmen geruhten — zählt 500 Paar Tauben, darunter viele ebenso seltene als schöne Exemplare, und man muß es den Unternehmern dieser ersten Ausstellung nachrühmen, daß sie die Sache mit großem Geschick in Angriff ge nommen haben. Sächsische Ortschaften, die sich an dem Unternehmen betheiligten, sind vertreten durch Buchholz, Pulsitz, Trautzschen, Zschocken, Hartenstein, Leipzig, Budissin, Brand, Lommatzsch, Ebersbach, Grö bern, Oberottenhain, Zittan, Loschwitz rc., während aus Dresden die Herren: Claus, Rätzsch, Michael, E. von Klengel, I. Lehmann, Bremer, Prosche, Schlotter, Lupke, Bieber, Lehmann, Seifert, Thielemann, Franze, Heinsius, Wittig, Turgas nnd v. Stieglitz Einsendungen machten. Von auswärtigen Orten, die sich an der Ausstellung betheiligten, sind zu nennen: Hamburg, Nordhausen, Altenburg, Lucka, Preuschwitz, Meuselwitz, Greiz, Gotha, Antwerpen und Paris. Gleich am Ein gänge des Saals trifft man die ebenso seltenen als werthvollen ägyptischen Mövchen und Almonstümmler, welche Eigenthum Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Karl von Preußen sind. Ein reiches Sortiment von Bagadotten, Türken, Kropftauben rc. lieferte Herr Amtmann Rabe auf Falkenau. Sänvarz und blau geflügelte Schwalben (das Paar zu 50 Thlr.) stellten die Herren Freude aus Ebersbach und Hofmann aus Oberottenhain aus. Unter den englischen Kropftauben sind in erster Reihe die der Herren Rätzsch, Prosche, Lehmann und Michael (vier allgemein bekannte Tauben züchter Dresdens) zu nennen. Herr Rätzsch bietet außerdem ein prachtvolles Exemplar schwarzer Rumänen im Preise zu 40 Thlrn. Römertauben der größten Sorte haben geliefert die Herren R. HeinsinS, Claus und Lisson. Das reichste und schönste Sortiment von Tümmlern gehört Herrn Oberlieutenant und Adjutanten Bremer, sowie in Bezug auf Pfau- und Perrücken tauben Herr Hauptmann v. Klengel vorzügliche Exem plare auöstellte. Der zoologische Verkaussgarten in Leipzig sandte Kiebitz-, Turtel-, Ringel-, Erd- und Hohl tauben. Neben Herrn I. Springer in Altenburg, des sen Taubenzucht allgemein rühmlich bekannt, lieferten auch die Herren Förstemann aus Nordhausen, Niemeyer (ausgezeichnete Brieftauben) und Papenhausen aus Hamburg (das Paar Nönnchen zu 20 Thlr.) einzelne treffliche Exemplare. Eine etwaige Prämiirung wird übrigens noch manchen Aussteller namhaft machen. Noch wollen wir bemerken, daß sowohl der Verkauf der Loose, wie der Tauben selbst sehr flott von statten geht. Der Besuch der höchst sehenswerthen Ausstellung war ein sehr zahlreicher. — Im zoologischen Garten in Dresden hat die Löwin drei muntere Junge zur Welt gebracht. Es ist dies dieselbe Löwin, welche im Jahre 1864 den zoologischen Garten mit 4 Jungen bereicherte und sich bis zur Trennung von denselben als die zärtlichste Mutter erwies. — Auf dem Bahnhofe in Riesa setzte am 8. Morgens der heftige Sturm eine frei dastehende Lowry in Bewegung und führte sie zum Bahnhofe hinaus und im unaufhaltsamen Laufe die Bahn entlang in der Richtung nach Dresden zu. So trieb der Wagen, da er kein Hinderniß im Wege fand, mehrere Stunden auf der Bahn nach der Station Langenberg fort. Dort kam der i/r5 Uhr von Dresden abgegangene Güterzug ««gefahren, auf dessen Lokomotive die Lowry mit aller Kraft anstieß. Die Locomotive wurde durch den Anprall so erheblich beschädigt, daß sie den Güter zug nur bis Riesa zu bringen vermochte, dort aber zurückbleiben mußte. Von dem Zugspersonale war glücklicherweise Niemand verletzt worden. — Die Leipziger Schuhmachermeister beabsich tigen die Gründung einer Association, hauptsächlich für Material-Ankäufe in größerem Umfange. Schleswig-Holstein. Die preußische Regierung scheint endlich die Ueberzeugung von der Unansführ- barkeit ihrer Lieblingsidee, Schleswig-Holstein zu annec- tiren, gewonnen zu haben. Graf Bismark sagte im Abgeordnetenhause, daß die Personal-Union der Regierung lieber sei, als die von ihr im Februar 1865 ausgestellten Forderungen. Man ist bemüht, dieser Idee in den Herzogthümern Eingang zu verschaffen, indem man nachzuweisen sucht, daß auf diesem Wege