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/X Kraueustein. Am 29^ Novbr. frl;h, A Uhr wurden wir durch Fenerlärm gedeckt; es hr'aiinte in Reichenau bei dem GsitsbesHer Bellmann, dessen Gebäude vollständig ein Raub der Flammen wurden. Dem Umsichgreifen des Feuers wurde durch schnelle Hilfe gewehrt. Wie daö Feuer entstanden, ist bis jetzt noch nicht ermittelt; der Besitzer des Gutes war zum Begräbnisse eines nahen Verwandten gereist. ES sollen mehrere hundert Thaler Papiergeld mit verbrannt sein. * Glashütte. In unserm Städtchen ist jetzt wieder ein Schritt vorwärts gethan worden von Mehreren, die sich dadurch ein Verdienst erworben. Die Herren Fabrikanten Lange, Aßmann und Schneid er haben nämlich an ihren Häusern Laterne» anbringen lassen, welche am Freitag, 2. Decbr., zum ersten Mal den untern Theil unseres Städtchens angenehm beleuchteten. Die jetzt noch große Lücke, welche zwischen den beiden untersten Laternen eine Anzahl Häuser und besonders die Müglitzbrücke in dichte Finsterniß hüllt, wird, wie unS versichert wurde, durch eine vierte Laterne, welche die Herren Fabrikbesitzer Richter und Herrmann beschaffen wollen, erleuchtet werden. Es wäre dann . der untere Theil der Stadt so weit erleuchtet, baß unfreiwillige kalte Bäder in den durchfließenden Wässern, wie in voriger Woche deren zwei genommen wurden, künftig nicht mehr zu befürchten wären. ES berührt aber unangenehm, wenn man den beleuchteten Stadttheil verläßt und weiter hinauf kommt, wo der obere Theil, in dem der Verkehr doch immer ein regerer ist, noch finster erscheint. Wir glauben, eS bedarf nur einer Anregung, uud es werden sich Lichtfreunde finden, die gern zu einem Opfer bereit sind, hoffen daber auch, daß die Bewohner des Mittel- und Oberstädtchens nicht hinter denen des unteren zurückbleiben werben, da doch nichts weniger als lichtscheue Geister dort ihren Sitz haben. Lassen wir also Göthe'S Rus: „Licht, mehr Licht!" bei uns die Losung sein! — Am Freitag Mittag stürzte der Maurer Baum gart, der am ersten Stockwerk eine« Hauses beschäftigt war, in Folge eines BrncheS der Leiter auf die Erde, so daß er nach Hause getragen werden mußte. Er klagte über Rücken nnd Beine. Sehr erhebliche Ver letzungen scheint er nicht erlitten zu haben. Possendorf. Der an hiesiger Kohlen bahn ange stellte Bahnwärter Hartmann hatte sich am Donner stag, 1. Dec., mit seinem zur KriegSreserv» einberusenen Sohne nach Dresden begeben und dort sowohl, als nach seiner Rückkehr in Poffendorf, mehr als ihm zu träglich getrunken. Er legte sich, zum Nachhausegehen unfähig, in dem Pferdestalle des hiesigen Gasthofs zur Ruhe, ist aber hier vom Schlage getroffen, früh todt aufgesunden, und desselben Tages gerichtlich aufgehoben worden. Dresden. Nach directen telegraphischen Meldun gen aus Frankfurt, die dem „Dresdner Journal" zu gingen, ist in der letzten Bundestagssitzung von Preußen und Oesterreich der Antrag gestellt worden: „Die Bundesversammlung wolle da« ExecutionSverfah- ren in den Hcrzogthümern Holstein nnd Lanenburg als beendigt ansehen und die mit dem Vollzüge des selben beauftragten Regierungen von Sachsen und Hannover ersuchen, ihre Truppen zurückzuziehen, sowie die von ihnen abgeordneten Eivilcommiffare abzuberu« sen." Preußen erklärt sich bereit, über die Er b so lg e- frage zu verhandeln, sobald die Herzogthümer ge. räumt seien. Hannover will (schon auf Preußens Wunsch) seine Truppen zurückziehen und seinen Com- missar abberufen. Sachsen erklärt jedoch, daß von ihm ein Gleiches erfolgen werbe, sobald ein dahin gehen der B undeSbeschluß vorliege. Der Bund be schloß, die Abstimmung a»f Montag, den 5. Decbr., vorzunehmen. — Neuerlichst eingetroffene zuverlässige Nachrichten sagen, daß die preußische Regierung durchaus nicht in ihrem bisherigen Verfahren gegen Sachsen weiter vor zugehen gedenke, da es die Entscheidung lediglich dem Bunde überlasse. Sachsen wird sich auch nie weigern, sein CorpS nach Hause zu senden, sobald es der Bund anordnet. Preußen will sich jedoch über SachsenS Verhalten beim Bunde beschweren. (Na immer zu!) — Die Kriegsaussichten sind demnach wohl voll ständig geschwunden; unsere Truppen, die jetzt einbe rufen wurden, werden bald nach Hause kehren. Ein Jubiläum. Am 29. November 1814, also vor 50 Jahren, über raschte die „ Times" ihre Leser mit folgender Ankündigung: Unsere Zeitung von, heutigen Tage übergiebt dem Publikum das praktische Resultat der größten Verbesserung, welche die Buchdruckerkunst seit ihrer Erfindung erfahren hat. Der Leser hält jetzt einen der vielen tausend Abdrücke der „Times" in der Hand, die vorige Nacht durch einen mechanischen Apparat gedruckt wurden. Ein fast organisches Syüem von Maschinerie ist erfunden und ausgeführt worden, welches, während es den Menschen von den mühevollsten Anstrengungen des Druckens besreit, alle menschlichen Kräfte an Schnelligkeii und Wirksamkeit weit hinter sich läßt. Uni das Publikum in den Stand zu setzen, die Größe der Erfindung nach ihren Wirkungen richtig zu schätze», führen wir an, daß, nachdem die Buchstaben gesetzt und in die sogenannte Form geschlossen sind, wenig mehr für Menschenhände zu thun übrig bleibt, als diesen bewußtlosen Agenten zn bedienen und zu beaufsichtigen. Die Maschine wird blos niit Papier versehen; sie selbst führt die Form hin und her, trägt die Farbe auf die Form, bringt das Papier auf die mit Farbe geschwärzte Form, druckt den Bogen ab und liefert ihn in die Hände des Wärters. Zu derselben Zeit geht die Form zurück, um von neuem gefärbt zu werden und dem nach folgenden, bereits unterwegs befindlichen Bogen zu begegnen, während die Vertheilung der Farbe beständig vor sich geht, und das Ganze dieser complicrrten Verrichtungen wird mit einer solchen Schnelligkeit nnd Gleichzeitigkeit der Bewegung vollführt, daß in einer Stunde nicht weniger als 1100 Bogen gedruckt werden. Daß die Vollendung einer Erfindung dieser Art, die nicht die Wirkung des Zufalls, sondern das Resultat mechanischer, ini Geiste des Künstlers methodisch geordneter Combinationen ist, von vielen Hindernissen und und vielem Verzug begleitet sein muß, wird gern zugegeben werden. Unser Antheil an diesem Ereignisse be schränkt sich blos auf die Anwendung dieser Erfindungen in unserm eigenen Geschäft unter Vertrag mit den Patentinhabern; doch wenige können sich vorstellen, wie vielen getäuschten Er wartungen hinsichtlich der Zeit der Vollendung und welch banger Besorgniß, selbst bei diesem beschränkte» Antheil, wir eine lange Zeit unterworfen waren. Ueber die Person des Erfinders haben wir weniges hinzuzufügen. Die beste Lobpreisung, die wir dem Erfinder der Druckmaschine darbringen können, ist in vorstehender Beschreibung von der Mächtigkeit und Nützlichkeit seiner Erfindung begriffen. Nur das wollen wir noch hinzufügen, daß er von Geburt ein Sachse und sein Name König ist, und daß die Erfindung unter der Leitung seines Freundes nnd Landsmanns Bauer ausgeführt worden ist. Im Vorstehenden ist das Wesentlichste der neuen Er findung kurz bezeichnet. Welches Staunen dieselbe nicht nur in den Druckereiwerkstätten, sondern bei allen hervorries, welche mit der Presse in irgend einer Beziehung standen, kann erst eine Vergleichung der damals gebräuchlichen hölzernen Drucker presse mit der neuerfundenen, menschliche Kräfte nur nebenbei in Anspruch nehmenden Erfindung König's ahnen lasten. Gutenberg erbaute die erste Druckerpresse nach dem Vorbilde einer Weinkelter; 100 Jahre lang wurde nichts an der ein fachen Vorrichtung geände.t, alle später» Verbesterungen hatten nur den schärfern Abdruck des Buchstabenbildes erreicht; KöniA