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Freitag. 87. 4. November 1864. Weißeritz-Zeitung Ärschemt Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Post anstalten. Preis pro Quartal 10 Ägr. Mtküte.die Spalten-Zeile 8 Pfg? , Amts- uab Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter and Stadträthe zu Dippoldiswalde, /ranensteia und Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Altenberg, eine Fabrikstadt. Bei dem ziemlich allgemeinen Darnicderliegen des vaterländischen Bergbaues ist es erklärlich, daß auch die Möglichkeit eines einstmaligen Aufhörens deö Alten berger Bergbaues von Weitersehcnden in Betracht ge zogen worben ist. Wirb auch dieser Fall nicht so bald eintreten, da namentlich die ZwitterstockSgewerksckaft in ihren Tagegebäuden, Maschinen rc. ein so großes Capital angelegt hat, daß diesselbe voraussichtlich nicht gleich im Stiche gelassen werden wird, so muß doch ein dauerndes Herabgehen der Zinnpreisc, deren Bestim mung bekanntlich nicht von Sachsen, sondern von all gemeinen Handelsconjuncturen abhängt, eine allmälige Reduktion, und, den schlimmsten Fall angenommen, ein endliches Aufhören des Zinnbergbaues im Gefolge haben. Man hat nun gefragt, was in solchem Falle aus der im Bergbaubetriebe ihren Unterhalt suchenden und findenden Bevölkerung werden solle? Nun würde zwar ein solcher Fall nicht ohne schwere Krisis, die Gott abwenden möge, vorübergehen, indeß hegen wir bei den vortrefflichen natürlichen Bedingungen, welche Altenberg dem Fabrikbetriebe bieten kann, die Ueber- zeugung, daß die Stadt nach dem etwaigen Aufhören des Bergbaues sehr bald eine Fabrikstadt werden würde. Altenberg vermag in seiner Bevölkerung hin reichend und relativ wohlfeile Kräfte zu stellen, Alten berg besitzt ferner wie kaum eine andere Stadt die vor trefflichsten Wasserkräfte und Gefälle und hat endlich billiges Holz. Zieht man nun in Betracht, daß bei einem etwaigen Erlöschen deS Bergbaues die sämmt- lichen Mühlen, Maschinen und sonstigen Tagegebäude und Anlagen dann um verhältnißmäßig billigen Preis an einen oder mehrere Fabrikbetriebe überlassen werden könnten, so ist bei dem Unternehmungsgeiste unsres Jahrhunderts kaum zu zweifeln, daß diese natürlichen Bedingungen Altenberg« für eine Fabrikstadt, lange unbeachtet bleiben sollten. Wenn also, wider Erwarten, der Bergbaubetrieb in Altenberg jemals sein Ende er reichen sollte, so würde er gewiß über kurz oder lang einen Nachfolger im Fabrikbetriebe finden. Dies ist unsere Ansicht, die vor der Hand freilich aus nichts Anspruch macht, als auf den Namen einer — patrio tischen Phantasie. Tagesgeschichte. X Attenberg. Nachdem da« Wahlergebnisi der neuen Stadtverordneten in voriger Nummer diese« Blattes veröffentlicht worden ist, so fühlen wir un« veranlaßt, unsere Freude über diese glückliche Wahl hiermit öffentlich ««Andrücken, denn es find Männer gewählt worden, welche so zu sagen — den Nagel auf den Kopf zu treffen, auch, wo es noth thut, den Daumen auf das Äuge zu drücken wissen. Insbeson dere freuen wir un«, daß Herr Advocat Riedel mit großer Stimmenzahl gewählt worden ist, weil deri selbe als Jurist die nöthigc Geschäftskenntniß besitzt, wodurch öfters Berathungen abgekürzt werden können. Hoffen wir, daß er durch Annahme dieses Ehrenamtes das allgemeine Vertrauen rechtfertigen wird. o Altenberg. Als man vor Kurzem endlich, endlich mit dem Aufbau des Rathhauses begann, da gab eS Stimmen, welche die Befürchtung aussprachen, daß dasselbe wohl schwerlich unter Dach gebracht- werden würde und fürwahr, diese Befürchtung wurde eine all gemeine, als vor ohngefähr-14 Lagen Frost und zwa; starker Frost eintrat, und eines schönen Morgens 1 bi« 2 Zoll Schnee Quartier nahm. Derselbe hielt sich jedoch nicht lange, und verschwand in Eilmärschen, woraus recht schöne Herbsttage sich einstellten. Diese ließen nun den Neubau so vorwärts schreiten, daß an vergangener Mittwoch da« Gebäude gehoben werden konnte, und nun nicht mehr daran zu zweifeln ist, daß auch das Schieferdach vor Einbruch des Winters auf gelegt werden wirb. Daß dies Alles noch ermöglicht werden kann, ist offenbar ein großer Vortheil für da« Gebäude selbst. Die Bauhebung ging vor sich ohne ein Zeichen der Theilnahme Seiten der städtischen Verwaltung, ohne irgend eine Spur von einer Feiex- lichkeit. Wir sprechen uns darüber mißbilligend aus, weil eia Rathhaus für eine Stabtgemeinde ein Gebäude von Bedeutung ist, an welches sich viele Erinnerungen aber auch Hoffnungen knüpfen. Es ist der letz te Neu bau vom großen Brand im Jahre 1862 her, und un- will d och bedünken, daß es sich hier um etwas Anderes handelte, als um Aufbau einer Krähenhütte. Ein« Feierlichkeit bei Hebung eines Gebäude« ist eine alther gebrachte, gar schöne Sitte, und hat einen sehr tief liegenden Sinn. Wenn nun der Privatmann ein solches Ereigniß nicht theilnahmloS an sich vorüber gehen läßt, um so mehr war die städtische Verwaltung berufen, die Bauhebung de« RathhauseS in einer Weise zu berücksichtigen, wie eS anderwärts zur Zeit üblich ist und für schicklich gehalten wird. Es konnte die« mit einer Handlung geschehen, welche nicht den ge ringsten Aufwand hervorgerufen hätte, und war nun um so unerläßlicher, al- bei der Grundsteinlegung, heim Beginn de« Baues ebenfalls nicht«, gar nicht« geschehe« war . DresVm. Der Stadtrath hierselvst hatauf die Eingabe de« engern Ausschüsse« für da« nächste Jahr