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Dien. Bezüglich der FriedenSverhandlungen tref fen zwar neue Nachrichten ein, dock mit altem Inhalte. ES heißt, die Verhandlungen nehmen den günstigsten Fortgang; ein Verzug sei nur durch unvermeidliche Erörterungen.über Nebenpunkle und Formalitäten ent standen. Zwischen Preußen und Oesterreich herrsche ununterbrochen da« erfreulichste Einverständniß. DaS FriedenSdocument habe den Betheiligten bereit« vor gelegen und soll allseitig die schließliche Genehmigung zu dem Endabschluß ertheilt worden sein. Der Frie densabschluß stehe daher täglich zu erwarten. Das Wiedersehen am Vesuv. Humoreske, treu aus dem wirklichen Leben. Bon Ed. Gottwald. (Fortsetzung au» «r. 8» d. Bl ) Nach diesen Vorgänge» waren sämnttliche Mitglie der deS hoch und wohlweisen RatheS der Stadt froh, eine Gelegenheit zu erhalten, den seinen Kollegen und der ganzen Bürgerschaft längst verhaßten Stablrichter loS zu werden; die höherer SeitS durch Gönner der beleidigten jungen Reisenden betriebene strenge Unter suchung stellte die Schuldlosigkeit der Kunstgärkner Fischer und Schmidt heraus und führte die Ab setzung Rust'S herbei, in deren Folge sofort mehrere Festessen in und um Kronau stattfanden. DieS geschah im Jahre 1830 und zu derselben Zeit, als sich daS vollblütige Frankreich nach einem Aderlaß sehnte und die Bewohner der guten Stadt Paris König Karl X. zum dritten Mal auf Reisen schickten, um ihn über die Ordonnanzen im „Moniteur" nachdenken zu lassen, und in die Annalen der Welt geschichte die Ereignisse der Julirevolution einzuzeichnen. Diese Revolution, welche ihre Erschütterungen einem großen Theile des westlichen und östlichen Europa'S mittheilte und auch in Deutschland Zündstoff aufge- funden hatte, brachte die Bewohner Krönau'S in eine fieberhafte Aufregung. Paris und Brüssel, Kassel und Braunschweig, Dresden und Leipzig und noch viele andere Städte Deutschlands, hatten ihren Putsch auSgeführt, warum nicht auch Krön au, wo nur eine kleine Schützengilbe von zweifelhafter Loyalität und 20 mit den nöthigen Brüchen versehene Stadtsoldaten die bewaffnete Macht bildeten. Mit Besorgniß bemerkte daher der regierende Bürgermeister die unruhige Stimmung, welche sich unter der brauberechtigten Bürgerschaft zu regen begann, und die Rathsherren, die in baumwollenen Haus jacken, kurzen Lederhosen und Pantoffeln, auö ihren Werkstätten auf da« Eiligste zu ihm berufen wurden, brachten die eben nicht sehr tröstliche Nachricht mit, daß sich Volkshaufen auf den öffentlichen Plätzen Herumtrieben, die ärgsten Krakehier aber noch auf dem Rathskeller säßen, um Gericht zu halten über die Machthaber Krönau'S. „Meine Herren! Es ist leider nicht länger zu verkennen, der Stadt droht Unheil; aber auf welche Weise läßt sich demselben wirksam begegnen und eine Revolution in ihrem Keime ersticken?" sprach der Bürgermeister in banger Besorgniß; doch stumm um ihn her blieb es im Kreise der Senatoren. „Ich wüßte ein Mittel, bochweise und gestrenge Herren!" begann jetzt nach einer langen Pause tiefen Schweigens der AmtSfrohn, der an der Thür des Paris. Der Kaiser von Frankreich wird dem jetzt in Nizza weilenden Kaiser von Rußland einen Besuch abstatten. Napoleon III. verläßt Mittwoch, 26. Oct., Pari«, übernachtet in Lyon und trifft Donner stag in Nizza ein. Hier soll am Freitag, den 28. Oct., die Begegnung mit dem Kaiser von Rußland statlstn- den. Letzterer wird am Sonntag Nizza verlassen, trifft Mittwoch in Berlin ein und wird am Abend desselben Tage« die Rückreise nach St. Petersburg antreten. SeffionSzimmerS Wache hielt und nun der grünen Tafel näher getreten war. „So sprech Er!" riefen mehrere Stimmen zu gleich. „Wir dürfen nur die VolkSmaffe auf den abgesetzten Stadtrichler Hetzen, dann Generalmarsch schlagen lassen und die Schützengilbe unter die Waffen rufen, dann geht diesmal mindestens der Sturm an der Stadt vorüber!" entgegnete der Gefragte. Dieser Vorschlag fand Beifall, und dem AmtS frohn wurde die Ehre zu Theil, denselben auszuführen und der Retter Krönau'S zu werden. Eiligst entfernte sich derselbe, und noch ehe Vie Herren auf dem Rathhause wieder frischen Muth ge faßt hatten, ging der Ruf; „Auf nach Rust'S Gar ten !" wie ein Lauffeuer durch die Straßen der Stadt. Hunderte von Mißvergnügten und Neugierigen stürmten den Gartenthorweg, überstiegen die Mauer und de- molirten daS HauS deS Verhaßten, und als sie ihn dort nicht gefunden, ging es im Sturme nach seiner Stadtwohnung, um auch diese und das Quartier der in Verzweiflung die Hände ringenden und laut auf jammernden Schuhmacherfamilie der Verwüstung Preis zu geben. Da schlug der 60 jährige Tambour der Stadt soldaten und die Trommeln der Schützengilde General marsch; die Bürgerschützen, welche den vornehmsten Tbeil ver Tumultuanten bildeten, eilten auf ihre Waffenplätze und der BolkShaufen zerstob unter Pfeifen und Lachen, um jstch in den Bier- und SchnapS- kneipen von den Strapazen deS glorreichen TageS zu erholen. Rust aber war bei der ersten Kundgebung der Aufregung geflohen und hatte auf seiner Flucht zum ersten Male, auf der Opitzer Höhe rastend, den Fluch über Krönau ausgesprochen und geschworen: „daß von all' seinem Gelbe die Stadt und deren Wohl- thätigkeitSanstalten nicht einen Heller erhalten sollten." Ein Jahr war seit jener Revolte verflossen, Rust lebte als abgesetzter Stadtrichter wieder bei der Schuh macherfamilie, trieb Botanik nach wie vor, hatte die Mauern seines Gartens um einige Ellen erhöhen und mit einer Garnitur von Eisenspitzen versehen lassen, hielt zwei bissige Kettenhunde im Innern seines Grundstückes, welche deS NachtS daselbst freien Um gang hatten, und haßte die Krönauer noch grim miger als vorher. Diese hingegen versäumten keine Gelegenheit, wo sie an den verhaßten Sonderling sich reiben konnten, so vorsichtig Rust auch ihnen aus dem Wege ging; da aber die Stadtcasse den Schaden hatte tragen müssen, den die Krönauer dem Garten und Hause Rust'S zuzefügt, so sah derselbe jetzt sein Eigenthum genügend gesichert und unternahm nun von Zeit zu Zeit Fußreisen, welche ihn oft Wochen lang von Krönau fern hielten.