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II. Octobcr 1884 8« Weißemtz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur:, Carl Jehne in Dippoldiswalde. W Preis pro Onartal 10 Ngr. Inserat« die Spalten-Zeile 8 Psg. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amt,- M Meige-Ml der KWglichcn lkerichls-Aemter md Stadlrälhe z» KippoldiWalde, FeaaenSei« md Merber^ Tagesgesehichte. Dresden. Am Freitag, den 7. Oktober, in den Nachmiltagsstunden von l—3 Uhr, ist in einem Banquiergeschäft auf der Rampiscben Gasse hier ein Einbruch und Gelddiebstahl von über 7000 Thlrn. mit großer Frechheit verübt worden. Man bat noch keine Spur von der Thäterschaft. Leipzig. Der am 6. Oct. früh herrschende über aus starke Nebel hat leider auf der Leipzig-Dresd ner Eisenbahn einen betrübenden Unfall veranlaßt, indem dort auf der Strecke von Oschatz bis Riesa ein Babnarbeiter von einem Zuge, dessen Herannahen er nicht bemerkt hatte, überfahren und sofort getöbtet ward. Chemnitz. Die 12. allgemeine sächs. Lehrer versammlung, welche vom 2.—4. October hier abgehalten wurde, war die größte aller bisher ge haltenen und nahm den glücklichsten Verlaus. Es reizte sich bei derselben in hohem Grade die Gastfreund schaft der Chemnitzer; viele Häuser der Stabt und alle Schulen prangten im Festschmuck; mehr als 70 In haber von großartigen Fabriken und gewerblichen An stalten waren zuvorkommend bereit, den Lehrern während der Festtage ihre Locale zu öffnen und die Einrichtungen zu erläutern. Sämmtlichen 1800 Lehrern waren Frei quartiere gewährt; eine Anzahl Lehrerfreunde hatte durch eine große Anzahl theils sehr werlhvoller Ge schenke (Pianino, Pelze, Ruhestühle, Bücher rc.), welche zur Verloosung kamen, dem hier tagenden Lehrer stande ihre Liebe und Achtung zu erkennen gegeben. Von den gehaltreichen Vorträgen, denen in der Regel bezügliche DiScuffione» und Beschlüsse folgten, erwähnen wir hier besonders den ersten Vortrag des Hrn. Sub rector Dittes in Chemnitz, welcher in klarer und scharfer Weise die in Bezug auf den Unterricht in der deutschen Sprache und Literatur auf unseren Seminarien that- sächlich vorhandenen Uebelstände nnd die Notwendigkeit von deren gründlicher Abstellung schilderte. Dieser sehr wichtige Gegenstand ward vier Stunden hindurch verhandelt. Nachdem noch anderen Tags die Angelegen heiten des PestalozzivereinS nnd der Emeritencasse be sprochen worden waren, hielt Hr. Seminardirector Schütz aus Waldenburg einen sehr gediegenen Vortrag über die katechetische Form nach ihrer historischen Ent wickelung und ihrer Bedeutung in der Gegenwart. Viele Vorträge konnten nicht gehalten werden wegen Mangel an Zeit. Zur nächsten sächsischen Lchrerver- sammlung, welche im Jahre 1866 stattfinden soll, wurden vorläufig die Städte Großenhain, Annaberg, Schwarzen- berg und Glauchau vorgeschlagen. Den schönsten Schluß der drei Festtage bildete da« Ständchen, welches Gruß gebracht wurde, den wir hier folgen lassen: Festgriiß an die 12. allgemrillt sächsische Lehrer-Versammlung in Chemnitz, am 2., 3. und 4. October 1864. (Gedicht von W. Herze nskron, gesprochen zur Festvorstellung im Stadtthegter von Fräulein W. Reinhardt.) Willkommen, herzliches Willkommen Allen, Die edler Zweck in Eintracht hier vereint! Mit milden, Sinne laßt es Euch gefallen, Daß nur em Mädchcnherold Euch erscheint. Doch innre Wahrheit schwebt auf meinem Munde, Für Tausende sprech' ich in dieser Stunde. Ihr Guten, die Ihr Euer ganzes Leben In Freud' und Schmerz der lieben Jugend weiht, Und oft bei aller Müh' und geist'gem Streben Nichts erntet, als den Schein der Dankbarkeit: Erich soll ich jetzt hier an der Chemnitz sagen, Wie alle Herzen Euch entgegen schlagen. Wenn tapfre Krieger siegreich heimgezogen Von heißer Schlacht, wo Muth und Kraft entschied, Da baut man Pforten auf, wölbt stolze Bogen Und windet Kränze, duftend, frisch erblüht. Dem Lehrer, der da kämpft für Geist nnd Wissen, Ward ost im Herbst die Dankesblum' entrissen. Wenn mancher Künstler, nur vom Glück getragen, . Ein neues Werk zu seinen alten reiht, Da schallt Posaunenklang - und schon nach Tagen Ist diese Kunde ringsum ausgestreut. Doch für des Lehrers Ruhm in säuern Stunden Hat sich kein Weltverkünder noch gefunden. Und wenn des Landmanns goldne Früchte reifen, Da ahnt er freudig auch den Nutzen schon. Geliiiat's dem Kaufmann, seinen Schatz zu häufen, So finden Fleiß und Klugheit ihren Lohn. Doch wie viel Zeit geht nutzlos Euch verloren I Denn leider — lehrt man oftmals tauben Ohren. die Mitglieder der Lehrerversammlung Herrn Bürger meister Müller brachten. Ein langer Zug, bunte La ternen tragend, stellte sich vor dem Hause des Herrn Bürgermeisters auf und stimmte einen VerS von Luthers Hochgcsang an. Hierauf sprach ein Redner in Aner kennung Dessen, was Herr Bürgermeister Müller als Freund des Lehrerstandes in der 1. Kammer, in seiner Stellung al« erste obrigkeitliche Person von Chemnitz und besonders auch während der drei Tage der Lehrer versammlung gethan, den Dank der Versammlung aus, der in einem kräftigen, harmonischen dreifachen Hoch auStönte. Der Herr Bürgermeister dankte in seiner herzlichen Weise, und mit einem vollstimmigen „Nun danket alle Gott" schieden die Lehrer vom Hause ihres Freundes. Die herzliche, nicht gemachte, sondern selbst gewordene Ovation mochte aus alle Anwesende den tiefsten Eindruck. — E» fanden an allen Abenden in mehreren Localen noch Concerte statt; im Stadt theater eine Festvorstellung, bei welcher den Lehrern ein Gruß gebracht wurde, den wir hier folgen lassen: