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/reit»«. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 69. 2. September 1864. Prett Weißeritz-Zeitung. M AM- m» A«in«k-Mt der Königliche» «enchl,-Acmter in» AÄIr«he z» Aippoldis-alde. Fr«°e»ßei> «»ö JUnberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde. Ein trauriger Unfall ereignete sich in unserer Stabt in der Nacht vom 29. zum 30. August, indem der Handelsmann S. in der 2. Stunde aus dem Fenster seiner in der ersten Etage gelegenen Wohnung so unglücklich auf das Pflaster stürzte, baß ein Gchädelbruch erfolgte, an dem er nach wenigen Stunden, ohne zum Bewußtsein gelangt zu sein, verschied. Berlin. Ueber die Zusammenkunft des Kai sers Napoleon mit dem König Wilhelm verlautet Folgende«: Der König wird von der Insel Mainau aus den Weg in das Hohenzollernsche nehmen und dort mit dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zusammentreffen, der mit dem Kaiser in einem freund schaftlichen Verhältniß steht und ihn neulich auch besucht hat. Wahrscheinlich begleitet er den König nach Baden- Baden, wo die Ankunft zum 31. d. M. angesagt ist. Da nun Kaiser Napoleon ebenfalls nach Baden-Baden kommen wird, so würde die Zusammenkunft dort statt finden und dies der Zweck der Reise des Königs und des länger« Aufenthalte« dort sein. Die Rückkehr des Königs nach Babelsberg ist ungefähr zum 10. Sept, angemeldet; in der Zwischenzeit würde also Kaiser Napoleon dort erwartet. Nach Ankunft des Königs werden bann bie Manöver hier beginnen und um diese Zeit wäre auch daS Eintreffeu des Kaisers von Oe sterreich zu erwarten, falls es wahr wäre, daß er seinen Besuch und seine Anwesenheit bei dem Garde- Manöver zugesagt habe. Jedenfalls stehen große mili tärische Schauspiele zu erwarten. — Die aus den Herzogthümern znrückkehrenden Garden sollen am 10. Sept, hier eintreffen. — In Folge befohlener Reduktion aus Friedens stärke werden in der Zeit vom 1.—9. Septbr. in Magdeburg, Halle, Halberstadt, Sangerhausen und Naumburg circa 1000 königliche Dienstpferdc öffentlich meistbietend verkauft werden. München. Hiesige Zeitungen melden, daß in den letzten Tagen zu Possenhofen die Verlobung des Prinzen Karl Theodor, Herzog in Baiern, mit der jüngsten Tochter des sächsischen Königshauses, Prinzessin Sophie, stattgefunden habe. Vom Juristentage. -k- Braunschweig, den 89. August. Es gehört zu den geistigen Reinigung«- und Ernährungsprocessen, von Zeit zu Zeit die vier Pfähle zu verlassen, andere Luft zu athmen, andere Dinge zu sehen, andere Men schen zu sprechen. Von dieser Ansicht ausgehend, über lieferte ich mich am 25. siuj. dem Dampfwagen, um mich zwölf Stunden lang nach hier rädern zu lasten. Nach solcher Staupe ist eine Erfrischung für Seele und Leib, auszusteigen in solcher Stadt voll altdeutscher Pracht und Herrlichkeit, der Herberge des alten Welfen- Geschlechts mit seiner Spitze Heinrich dem Löwen, der schon vor 700 Jahren die Macht über das Recht setzte und dem großen Staufenkaiser Friedrich dem Rothbart zu trotzen wagte. Braunschweig, dereinst auch Metro pole des HansabundeS, besitzt einen wahrhaft seltenen Reichthum an Denkmälern deutscher Architektur, Malerei und Sculptur, die stummen Zeugen einer großen Ver gangenheit, mit welcher die Gegenwart auffällig con- trastirt. Das hiesige Rathhaus mit seinem Säulengange und steinernen Lauben ist ein wahres Cabinetsstück der Gothik. Der Dom enthält interessante Wandmalereien, sowie im Mittelschiffe das Grabdenkmal Heinrich des Löwen und seiner Gemahlin, aus dem Anfänge de« 13. Jahrhunderts. Dasselbe besteht in einer Deckplatte mit herrlichen Hautreliefbildern des fürstlichen Paares. Ueber dem Dome befindet sich der 1166 als Rügesäule aufgerichtete Löwe, ein interessanter Bronceguß aus so früher Zeit. Den Markt ziert ein 1408 in Zinn ge gossener Brunnen, schöner Phramidalbau mit drei reich ornirten Becken und einem zierlich durchbrochenen Helm- dache. Die übrigen Kirchen, das Gewandhaus, die alte Waage rc. bieten für den Kenner des Interessanten viel, doch ich fürchte, durch dessen Aufzählung zu er müden und erwähne von Denkmälern aus neuerer Zeit nur noch die aus dem herzoglichen Schlosse stehende, nach Rietschels Modell von Howald in Kupfer getrie bene herrliche Quadriga, und das von denselben Künst lern gefertigte Denkmal Gotth. Ephraim Lessings, das vollendetste Standbild der Neuzeit. Auch einem zweiten unserer Landsleute, Schill und seiner Heldenschaar, ist hier ein Denkmal errichtet. Die Aufnahme, die den deutschen Juristen (etwas über 400) hier zu Theil wurde, war eine echt deutsche, herzliche. Es wird natürlich den größten Theil Ihrer Leser nicht interessiren, von den speciellen Verhandlun gen des Juristentags Kenntniß zu nehmen; deshalb beschränke ich mich auf einige Aeußerlichkeiten. Die Stadt war zum Theil festlich decorirt und mit Inschrif ten versehen, worunter die: „Je weniger Gesetze, je besser Recht" eine auch im Juristentage laut gewordene Mahnung gegen die in neuer Zeit hervor getretene Superfödation der Gesetzgebung enthielt. Im decorirten Saale des Odeum, wo die Plenarversamm lungen stattfanden, waren über dem Präsidententische Standarten mit Inschriften angebracht, in der Mitte eine mit der ansprechenden Aufschrift: „Im Namen