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Erscheint MWeißerch-Z-rtung. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. IM,- i,» Ayrigr-Klatt der Köaiglichen Venchls-Icmler aad Slawtlhc za PippaldiWaltk. Fraamftki» a»i> Meaberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne 'n Dippoldiswalde. ——-—s-ssS-sss---^ss--s-I77"V Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir theilten vor Kurzein mit, daß die Besitzer der an der rothen und vereinigten Weißeritz gelegenen Wasserwerke in Verbindung mit mehreren Fabrikanten mittels einer Vorstellung die schädlichen Folgen des verringerten Wasser laufs in der Weißeritz auseinandergesetzt und sich mit einem Gesuche an die Staatsregierung gewendet hätten, mit ihnen wegen Abhilfe dieses Nothstandes durch Anlegung von Teichen in Verhandlungen zu treten. In der einen zu Potschappel abgehaltenen Versammlung wurde unter Anderm beschlossen, die Vor stellung selbst, welche Herr Advokat Riedel abgefaßt hat, zum Druck zu befördern, jedem Theilnehmer ein Exemplar davon zuzustellen und überdieß auch die Vermittelung und Verwendung der Gewerbe- und Handelskammer, sowie des Ministeriums des Innern anzugehen. Der Druck ist auch erfolgt, und wir erwähnen dies deshalb in diesem Blatte, weil in der bezeichneten Vorstellung in sehr ausführlicher Weise die vorliegende Wasserfrage behandelt, dabei zugleich auf den der Jetztzeit nicht ent sprechenden Stand des gewerblichen und industriellen Lebens innerhalb des gedachten Flußgebietes und die Ursachen dieser Erscheinung Rücksicht genommen und auf die geeigneten Mittel zu Herbeischaffung besserer Verhältnisse, zu welchen ersteren die Einführung einer zeit- und sachgemäßen Wasserwirthschaft gerechnet worden, aufmerksam gemacht wird. Derjenige, welcher Theil an dergleichen volkswirthschaftlichen Angelegenheiten nimmt, wird diese umfangreiche Vorstellung mit Inter esse lesen und unbefriedigt nicht aus der Hand legen. Ehrenfriedersdorf. Seit einiger Zeit hat sich in unserm Gebirge nicht allein die Spitzenklöppelei wieder gehoben, sondern es hat sich darin auch noch ein anderer Erwerbszweig Geltung verschafft. Es ist dies Vie Gorl« Näherei und Gorlschlingerei. Hunderte von Frauen und Kindern bis herab auf neunjährige werden in dieser Arbeit unterwiesen und beschäftigen sich jetzt damit. Die Geübteren bringen eS wöchentlich zu einem Verdienst von circa 2 bis 3 Thaler. Berlin. Der Herzog Friedrich von Schles wig-Holstein ist bei dem Könige von Preußen gewesen, von ihm empfangen worden und hat in Gegenwart des Ministerpräsidenten längere Zeit mit ihm conferirt. Hierauf hat er mit Letzterem in dessen Logis noch drei Stunden lang unterhandelt. Während dieser Besuch des Herzogs alle seine Freunde, wie die der schleswig- holsteinischen Sache, mit Freude erfüllt, weil sie darin einen Beweis erkennen, daß die deutschen Mächte nun- mehr einen deutsch-nationalen Standpunkt behaupten wollen, hat das Ereigniß bei vielen Leuten unverhüllten Unmuth erweckt; der Trost dieser Gegner, daß damit die Anerkennung des Herzogs noch nicht vollzogen sei, ist viel zu schwäch, als daß sie sich damit beruhigen könnten; sie verkünden vitlmehr, daß die Regierung in die Lage versetzt worden sei, „antipreußische" Politik zu treiben! Der Herzog ist inzwischen nach Wien gereist, wo er dieselben Aussichten hat wie hier. Die Gemahlin des Herzogs war nicht mit in Berlin, doch seine Mutter, der auch der König seinen Besuch abge stattet hat, und die beiden Schwestern des Herzogs. Gleichzeitig befindet sich eine Deputation aus Schleswig- Holstein hier. Den Gesammtverlust der preußischen Truppen während des letzten Feldzugs berechnet die Voß'sche Zeitung nach den officieüen Nachweisen aus 116 Offiziere, 218 Unteroffiziere, 46 Spielleute und 1592 Gemeine an Todten und Verwundeten, wozu noch 9 Ofiiziere und 117 Unteroffiziere, Spielleute und Gemeine an Gefangenen hinzutreten. Schleswig-Holstein. Man hat sich in der Eonferenz vom 28. Mai über die Verlängerung des Waffenstillstandes noch nicht verständigt. Die Sache eilt aber, da der Lkaffeu« stillstand um 12. Juni zu Ende geht und er acht Tage vorher erneuert werben müßte. Die „Koburger Zeitung" schreibt im Hinblick auf die Sitzung der Eonferenz vom 28. Mai: „Der 28. Mai ist ein denkwürdiger Tag in der deutschen Geschichte geworden — wir können ohne Erröthen sagen: für die Geschichte Deutschlands, denn es ist in der Lonbonor Eonferenz an jenem Tage zum ersten Mal constatirt worben, daß wirklich ein Deutschland existirt, daß jenes viel verachtete, ohnmächtige und wegen seiner Ohnmacht mißhandelte Deutschland mehr als ein bloßer geographischer Begriff ist. Noch werden mancherlei Schwierigkeiten zu beseitigen, manche unbefugte Ein sprüche zurückzuweisen sein. Aber Deutschland — das ganze große Deutschland — ist am 28. Mai eine Macht geworden, und diese Macht wird um so gewal tiger und unbezwinglicher sein, je fester sie an dem unbedingten Rechte hält." In der Sitzung der Londoner Eonferenz am 2. Juni verhinderte der Widerspruch des dänischen Be vollmächtigten einen Beschluß wegen Fortsetzung der Waffenruhe ; doch stellte er den scharfen Vorstellungen der Neutralen gegenüber schließlich für die nächste Sitzung (wahrscheinlich am Montag, 6. Jpni) seine versöhnlichere Instruction in Aussicht. Die neutralen