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Weißerilz-Ieitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis pro Quartal 10 Ngr, Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg- Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichts-Aemtcr and Stadträthe zv Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Schleswig-Holstein. ES ist gekommen, wie vorauSznsehen war: die Politik Bismarck-Rech berg, unbekümmert um das Recht nnd die Ehre Deutschlands, taub für bas laute und einmüthige Verlangen des deutsche» Volks, gefühllos selbst gegen den heimlich knirschenden Unmuth der tapferen Heere Oesterreichs und Preußens, welche aus der Saat ihrer glorreichen Thaten solche Frucht erwachsen, das Blnt ihrer Waffengenossen für den Triumph nicht der deutschen, sondern der dänischen Sache verspritzt sehen, — aus nichts bedacht, als auf die Förderung der eigenen selbstsüchtigen Zwecke und die Erkaltung der eigenen kleinen Existenz, übcrmüthig gegen die schwächer« Bundesgenossen daheim und die in ihrer Zersplitterung machtlose Nation, aber um so demüthiger und verzagter vor jedem Stirnrunzeln deS Auslandes, — die Politik Rechberg-BiSmarck ist glück lich da angelangt, wo sie anlangen wollte: bei der Preisgebung der Herzogthümer und ihres zweifelloseste» Rechts, bei der Preisgebung des legitimen Anspruchs eines deutschen Fürstenhauses, bei der Preisgebung eines der handgreiflichsten Lebens- interessen Gesammtdeutschlands! Die Basis der von Enland vorgeschlagenen Con- ferenzen zur Lösung der deutsch-dänischen Verwicke lung besteht in Folgendem: Die europäischen Mächte garantiren den Herzogthümern ihre Autonomie (Selbst gesetzgebung, Willensfreiheit) und ihre Unzertrennlichkeit; dagegen wird an dem bisherigen Territorialbestand nichts geändert. Unter dem Vorbehalt der Zustimmung Frankreichs und des deutschen Bundes sind Oesterreich und Preußen mit diesem Vorschlag einverstanden! — Sicherm Vernehmen haben auch Frankreich, Rußland und auch Dänemark dem Conferenzvorschlage ihre Zu stimmung ertheilt. London wird als Ort der Conferenz bezeichnet. Der Fortgang des Krieges bleibt von den Verhandlungen unberührt. Also die Herzogthümer werden bei Dänemark bleiben, der Londoner Vertrag wird feierlich bekräftigt, die Untrennbarkeit Schleswig-Holsteins von Dänemark wird durch eine förmliche Garantie der europäischen Mächte besiegelt werden! Und wenn die Herzogthümer sich gegen da» von den beiden deutschen Großmächten, den berufenen Vorkämpfern Deutschlands, ihnen zu gedachte Schicksal sträuben, wenn sie, getreu ihrem Eid, den sie dem Herzog geschworen, und festhaltend an dem alten, legitimen Recht, da« er repräsentirt, versuchen sollten, sich einer solchen Abmachung zu wider setzen — dann, ja dann wirb man sie einfach wieder wie 1851 (und noch viel leichter, da es ein schleSwig- bolsteinisches Heer jetzt nicht giebt und beide Länder von den preußisch-österreichischen Truppen schon besetzt sind) mit Gewalt Niederhalten und gebunden, wehrlos an Dänemark ausliefcrn! Dies ist die augenblickliche Lage. Ob noch eine Besserung derselben möglich sein wird, ist mindestens sehr ungewiß. Sie ist tief betrübend. Der Patriot muß trauern; aber er hüte sich, an der Zukunft Deutsch lands zu verzweifeln oder die Hände muth- und thaten- loS in den Schovß zu legen. Vom Kriegsschauplatz« ist nur von einigen umfassenden Recognoscirungen zu melden, welche am 23. von den Preußen gegen die Stellung der Dänen bei den Düppler Schanzen ausgeführt wurden und die nicht ohne ansehnliche Verluste für beide Theile abliefen. — Ein weiteres Einrücken der alliirten Armee in Jüt land wird nicht stattfinden; — man hält auch ein Auf geben der Düppler Schanzen von Seiten der Dänen für wahrscheinlich. In Kiel erschien am 26. Februar eine Maffen- Deputation aus allen Theilen deS Herzogthums Schles wig, 1600 Mann stark, bestehen dauS gewählten Ver tretern, je einer auf 400 Mann, sowie aus freiwilligen. Nach einer kirchlichen Feier überreichten sie dem Herzog eine Adresse, in der gesagt wird: daß Schleswig deutsch sein und bleiben und, unzertrennlich mit Holstein ver bunden, nur dem Herzog unterthan sein wolle. Der Herzog erwiederte dankend: er werde nie von seinem Rechte weichen, dessen Vertheidigung von Gott ihm auferlegte Pflicht sei, um das Land von Dänemark zu befreien. Dresden. Der Transport österreichischer Ver wundeter ist am Freitag Nachmittag über Berlin hier angekommen. Der dieselben führende Zug zerfiel in 2 Abteilungen, deren erste aus einer Anzahl Gepäck wagen, in denen die Schwerverwundeten auf Lager stätten ruhten, bestand, während in der zweiten die Leichtverwundeten in Personenwagen tranSportirt wur den. 67 Schwerverwundete wurden in den Lokalitäten des Leipziger und schlesischen Bahnhofs mit dem Warte personal untergebracht, 116 Mann im Militärhospitale, und hatte die hiesige Omnibusgesellschaft fünf ihrer Wagen dazu zur Disposition gestellt. Alle wurden mit warmem Essen und Wein bewirthet. Sonnabend gegen Mittag fuhren sämmtliche Verwundete auf der böhmischen Bahn in ihre Heimath. — Biel Aussehen macht hier ein RechtSfall, wel chen der hiesige Advocat Miller in der von ihm herauS- gegebenen „GerichtSzeitung" unter dem Titel „Das Testament" als Novelle behandelt nnd der eine Erb-