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Marienberg, 15. Februar. Unsre arme Stadt ist wiederum von einem großen Brande beimgesucht worden. Heute Vormittag ^10 Ubr brach auf dem Oberboden des dem Schneidermeister Weber gehörigen Wohnhauses Feuer aus, welche« bei mäßigem Winde dermaßen um fick griff, daß binnen 3 Stunde» 22 Wohnhäuser mit 36 Hintergebäuden total niedcrbrann- ten, auch 5 Wohnhäuser und 10 Hintergebäude stark beschädigt wurden. Gegen 50 Familien, aus circa 200 Köpfen bestehend, haben das Obboch verloren. Die abgebrannten Häuser bildeten die Wolkensteiner Straße, die Scheffel- und Katharinengasse. Am Markt konnte dem Feuer erst Einbat gethan «erden; öffentliche Gebäude blieben verschont. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Berlin. Aus zuverlässiger Quelle erfährt man, daß daS 6. ArmeecorpS mobil gemacht werben und in der Lausitz Aufstellung nehmen wird. Auch wird in diesen Tagen ein Tbeil des 4. Armee- cvrps mobil. Wie man hört, wären diese Maßregeln gegen den von Sachsen am Bunde gestellten Antrag gerichtet, die ExecutionStruppen in Holstein auS dem 7. und 8. Bundescorps (Baiern, Würkemberg, Baden und Großberzogthum Hessen) zu verstärken. Dieser Vorschlag laufe der bestehenden Bundesanordnung ent gegen, auf Grund deren die in Holstein stehenden Bun- deStrnppen eintretendenfalls durch preußische und öster reichische Reserven zu verstärken seien und nicht durch Truppen des 7. und 8. Bundescorps. Oesterreich und Preußen müßten also zu weiteren militärischen Aufstellungen schreiten, um ihren vor dem Feinde be- kindlichen Armeen die Rückzugslinie zu sichern! — In Berlin herrschte am 15. Febr. ein be- wegteS Leben. Vormittag trafen die ersten den Dä nen abgenommenen Geschütze rin, welche von , 13 decorirten österreichischen Soldaten (2 Offiziere und 11 Mann) geleitet waren. Die Geschütze wurden auf dem Bahnhofe bekränzt, die Oesterreicher bewirthet und später wurde der den Preußen zugefallene Theil der Geschütze mit Pferden und Mannschaften der Garde- Artillerie festlich in die Stadt gebracht und im Lust garten aufgestellt. Se. Maj. der König besichtigte die Geschütze und hielt eine kurze Ansprache an die Soldaten. Es find schwere Geschütze, welche vernagelt waren; sie ruhen auf grau-grün angestrichencn Lasset« ten. — Nachmittag traf auf dem Hamburger Bahn hose ein Transport leicht Verwudeter und Kranker ein, wozu sich zahlreiche Massen der Bevölkerung ein gefunden hatten; viele empfingen ihre heimkehrenben Angehörigen und es fehlte nicht an ergreifenden Scenen. Schleswig-Holstein. Der traurige Conflict in Altona — leider nur zu wahrscheinlich das Vorspiel noch viel ernsterer — hat einen AuSgang genommen, der nach keiner Seite hin als eine wirkliche Lösung betrachtet werden kann, sondern nur zeigt, daß aus der einen Seite das formelle Recht nicht die Macht hat, sich zu behaupten, auf der andern die Verletzung desselben noch nicht für gut findet, die MaSke abzuwerfen und den äußersten Schritt zu thun. WaS die angebliche „Nothwendigkeit" bekifft, welche man für daS gewaltsame Vorgehen der Preußen in Altona vorschützt, die Verhütung von Angriffen der Dänen von der See aus auf die Küstenpunkte Holstein-, wodurch fie dem Heere in Schleswig in den Rücken allen könnten, so scheint Zweierlei einleuchtend, einmal daß diese Eventualität schon vor Beginn deS Einmär sche- in Schleswig vorausgeseben, und also, wenn man ehrlich bundeSgenossenschaftlich und bundesmäßig ver fahren woflte, daraufhin mit den Bundesautoritäten in Holstein unterhandelt werden mußte (wo dann gewiß einer solchen „Nothwendigkeit", wenn sie erweisbar war, von der andern Seite freiwillig Rechnung getragen worden wäre); zweitens aber, dass,wenn dieser Zweck — des Küstenschutzes — mit einem einzigen preußischen Bataillon zu erreichen stand, dann wobl auch die 10008 Sachsen und Hanoveraner, die in Holstein stehen, dazu ausgereicht und gewiß mit Freuden diese Gelegenheit, an der Action sich zu betheiligen, ergriffen haben würben, wenn dies aber nicht der Fall, die Vermuthung nahe liegt, daß dies eben nur ein Vorwand gewesen. Indessen, cs ist geschehen, und wie seinerzeit die Großmächte trotz aller Proteste mitten durch die Bun- deStruppen hindurch marschirt sind, wie preußische Pion niere den Schlagbaum im olbenburgischen Theile von Holstein gewaltsam durchhauen haben, so haben sie jetzt trotz neuer Proteste sich in Holstein festgesetzt und werden sich noch weiter darin festsetzen, bis sie die volle Macht und Disposition über beide Herzogthümer, die bundestreuen Regierungen aber das leere Nachsehen haben. Die neuesten Nachrichten melden, daß dec Konflikt wegen der Mitbesetznng Holsteins durch preußische Trup pen durch ein Entgegenkommen von beiden Seiten auf eiue Weise geschlichtet werden solle, welche der Bundes autorität nicht zu nahe tritt. Man erblickt besonders eine Bestätigung dessen in der Sendung des General- Adjutanten des Königs von Preußen, v. Manteuffel, nach Dresden, wo derselbe mit dem König und dem Minister Beust längere Eonserenzen hatte. Flensburg. Am 15. Februar beschoß ein dä nisches Kanonenboot eine unvollendete preußische Strand batterie bei Huöby, wurde aber seinerseits von sechs am Strande aufgefahrenen Zwölfpfündern so glücklich beschossen, das cS genötbigt war, sich zurückzuzichen. Am 14. Febr. ist es zu einem Ausfallsgefecht bei Düppel gekommen. Wenn auch die Dänen nicht zu rückgedrängt wurden, so soll doch auch der Verlust der Preußen ein nicht unbedeutender sein. Dagegen schreibt man aus Hamburg, 15 Februar: Privatbriefen zufolge sollen die dänischen Ausfälle bei Düppel für die Dänen mit Erfolg gekrönt gewesen sein. Die Preußen hatten starke Verluste. In Hadersleben, Apenrade nnd Flens burg liegen 2000 Verwundete und Kranke. — Auch aus Rendsburg wird dies bestätigt; die Lazarethe seien überfüllt. Eine in London eingetroffene Depesche aus Kopen hagen meldet: Es könne als sicher betrachtet werden, daß die dänische Regierung einen Waffenstillstandsvor schlag, welcher die Räumung des Festlandes von Schles wig zur Basis bade, nicht annehme. — Da- Kopen hagener „Dagblad" behauptet dasselbe. Frankftirt a. M., 15. Febr. Die Eivilcom- missare deS Bundes für Holstein haben in Beantwortung d«S Schreiben« der vereinigten Ausschüsse vom 9. Febr. ihre Entlassung gegeben für den Fall, daß die Bundesversammlung in ihr Verhalten Miß trauen setze.