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Dienstag. , Erscheint i - Dienstags und Freitags. Zu beziehm durch alle Post anstalten. M 14 16 Februar 1864 Preis M pro Quartal Weißerüz-Iertung. HL Ms- und Anztigc-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter «nd Stadträthe zu Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Schleswig-Holstein. Der König von Dänemark hat folgende Prokla mation an die dänische Armee erlassen: ' Soldaten! Nicht allein durch Tapferkeit auf den, Kampf plätze, sondern auch dadurch, daß er mit Geduld Mangel an Ruhe, Kälte, alle Arten von Entbehrungen und Anstrengungen trägt, hat der Soldat seine Treue gegen den König und seine Liebe zum Vaterlande an den Tag zu legen. Es wird nur wenige unter euch geben, welche im Kampfe gegen einen über legenen Feind nicht bewiesen haben, daß ihr nicht entartet seid seit Fridericia und Idstedt; alle habt ihr dagegen reichlich Gelegen heit gehabt, glänzende Beweise von Genügsamkeit und Ausdauer zu geben, uno ihr habt freudigen Muth unter langwierigen und starken Beschwerden bewährt. Soldaten! Empfangt hierfür eures Königs Dank! Das Danevirke ist anfgcgeben. In Feindes Gewalt sind die Kanonen, welche seinen Hochmuth zügeln sollten. Offen liegt das Land für oen Feind. Tief fühle ich mit euch, was wir dabei verloren haben. Aber, meine Freunde! Ich habe nur diese eine Armee zur Vertheidigung des Landes und euere kriegskundigen Führer waren der Ansicht, daß ich nicht länger eine Armee Haven würde, wenn ich euch jetzt nicht zurückzögc. Deshalb faßten sie den Entschluß, zu weiche». Soldaten! Ich stehe allein in der Welt mit meinem Volke. Bisher hat keine Macht erklärt, mit der That uns beizustehen. Ich verlasse mich auf euch und meine Flotte. Bereit seid ihr, euer Blut zu vergießen; aber wir sind wenige gegen viele, daher muß es thcuer bezahlt werden. Der allmächtige Gott gebe, daß die Zeit der Rache bald schlagen möge für alle Gewalt und alles Unrecht, welches mir und meinen: Volke zugefügt worden ist. Sonderburg, 6. Febr. 1864. Christian k Die Verluste der Deutschen sind, wie man ans Kiel schreibt, groß; die der Dänen unberechenbar. In Schleswig wurden 24 dänische Feldkanvncn ein gebracht, 3V sollen an der Straße auf Flensburg ohne Bespannung stehen, womit also fast die Hälfte der dänischen Artillerie in deutschen Händen wäre. DaS 1. dänische Regiment ist völlig aufgerieben, das 8. Bataillon gefangen nach Schleswig eingebracht. — In Schleswig ist großer Mangel an Aerzten, als Aushülfe dienen Kieler Studenten der Mebicin. — Dem General Prinzen von Würtemberg ist die dritte Zehe des rechten Fußes zerschmettert, die zweite lädirt worben; die Kugel wurde auf der Sohle nahe der Ferse herauögeschnitten. Der Prinz befindet sich ver- hältnißmäßig wohl. Der preußische Civilcommissar Freih. v. Zedlitz erließ eine Bekanntmachung, in welcher es heißt: Die Reaieruugsgewalt des Königs von Dänemark ist sus- >endirt; die Landesgesetze bleiben maßgebend. Es ist eine Anf orderung an die gegenwärtigen Oberbeamten gerichtet worden, chnftlich zu erklären, daß sie den Anordnungen der Commissare gehorchen wollen, sonst würden sie suspendirt. Die militärische und politische Lage erfordere folgende Anordnungen: 1) politische Vereme, lnsbesondere mit auswärtigen Vereinen in Verbindung stehend, sind verboten, 2) politische Demonstrationen jedweder Parte: sind verboten, msbesondere darf unter keiner Bedingung der Successionsentscheidung thatsächlich irgendwie vorgegriffen werden. Aus Wien schreibt man: England und Frankreich schlagen gemeinsam mit Dänemarks Einverständniß einenWaffenstillstand vor. Oesterreich und Preußen bezeichnen als Vorbedingung die Einräumung von ganz Schleswig. — Englische Zeitungen fürchten sehr, daß bei den neuesten Vorgängen die Diplomatie ihre Hand im Spiele habe; sie fürchten auch für den Thron deS Herzogs Friedrich und halten die Bildung einer skan dinavischen Union nicht für unmöglich. Ein Blatt sagt jedoch, der Krieg sei thatsächlich zu Ende und die Monarchie des Königs Christian zerstückelt. Die neuesten Nachrichten bringen in Bezug auf die Lage in Holstein eine Neuig keit, die gar nicht schön klingt, die eine verhängnißvolle werden kann. Der Feldmarschal Wrangel hat nämlich am Sonnabend mir nichts dir nichts die Besetzung von Altona, Kiel und Neumünster durch preußische (!) Truppen angemeldet! Die Bundescommiffare haben natürlich Widerspruch erhoben, trotzdem kündigte Wrangel wiederholt die Besetzung an, und gegen 10 Uhr Vormittags zog ein preußisches Bataillon in Altona ein! — Als die Preußen und Oester reicher behufs der Besetzung Schleswigs durch Holstein marschiren mußten, ließen sich die bundestreuen Re gierungen durch sehr beruhigende Erklärungen bewegen, von einem Protest gegen den Durchmarsch abzusehen, obschon derselbe gegen einen ausdrücklichen, förmlichen Bundesbeschluß stattgefunden. So lohnen nun die beiden Großmächte das ihren Versicherungen gewährte Vertrauen! So halten sie isst feierlich gegebenes Wort! Nachrichten aus Altona melden nun zwar, daß von Berlin eine Ordre eingegangen sei, die Besetzung aufzuheben, jedoch zu spät. Der Befehlshaber deS preuß. Regiments verlangte die Auslieferung der Alto naer Hauptwache und Quartiere für seine Mannschaften, wogegen der kgl. sächs. Generallieutnant v. Hake im Namen des deutschen Bundes Protest serhob; zugleich requirirte derselbe von allen Seiten sächsische und han növersche Truppen und erklärte den Preußen, daß die Wachmannschaft angewiesen sei, ihren Posten mit Waffen zu vertheidigen. Die Wache blieb denn auch yon Hannoveranern besetzt, deren Musik „Schleswig- Holstein" spielte. Die Preußen mußten von 9 Uhr Vormittag« bis 4 Uhr Nachmittags aus dem Markte stehen; die Einquartierungscommission verschafft« ihnen, „um scandalöse Austritte zu vermeiden," Quartiere. Der Magistrat erhob ebenfalls Protest gegen ein sol ches Verfahren.