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5. Freitag. o 15. Januar 1864. Erscheint . „ Preis Dienstags undHM ch pro Quartal LL.Weißerih-Ieitnna. L anstalten. l 8 Psg. Amts- vs- Av)tigc-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe Zv Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefchichte. Drekden. In militärischen Kreisen vernimmt man, daß noch fünf Bataillone Infanterie zum baldige» Abmarsch mobil gemacht werden. — Die Zahl der hier lebende» Polen nimmt fortwährend zu. Nicht selten kommt eö vor, daß die selben ohne alle Pässe und Legitimationen hier eintreffen, so daß die Polizeidircction sie darum ausweisen will. Es ist auffällig bemerkt worden, daß die betreffenden Paßlosen hierauf die Intervention des französischen Gesandten angerufen haben und von diesem mit Legiti mationen versehen worden sind, infolge dessen sic von der Polizei die Erlaubniß zum ferner« Aufenthalte er hielten. Meißen, 11. Januar. Am gestrigen schönen Winter tage vergnügten sich viele Bewohner unsrer Stadt auf den großen Eisbahnen der Elbe. Da geschah eS, daß ein Knabe, Pensionär einer hiesigen Schulanstalt, wegen Kurzsichtigkeit in eine offene Stelle gerieth. Gücklicherweise konnte er das Eis erfassen und sich festhalten, so daß es dem erwachsenen Sohne des in der Nähe wohnenden Holzhändlers Kopprasch möglich war, ihn, jedoch mit Lebensgefahr, noch herauszuziehen uyd zu retten. — Einen tragischen Ausgang hatte leider ein ^anderer ähnlicher Fall. Eine Dame, die junge Gattin des Musiklehrers S. an hiesiger k. Landesschule, hatte mit ihrem Gatten und ihren 5 Kindern auf Stuhl schlitten eine weitere Parthie auf der Elbe gemacht. Bei der Nachhausefahrt wurde die Frau von dem Actuar B. gefahren; dieser geräth aber, die abgesteckte Eis bahn überschreitend, an eine offene Stelle, und der Schlitten mit der Frau verschwinden sofort unter dem Eise! Er selbst wurde von dem herbeigeeilten Herrn S. aus dem Wasser gezogen. Welcher Jammer des Vaters und der Kinder, so plötzlich Gattin und Mutter ver loren zu haben, die bis zum 13. noch nicht aufgefunden war! Berlin. Im Abgeordnetenhaus! sand am 13. Jan. die Abstimmung über den Miiitäretat statt. Für die Kosten ter Armeeorganisation, circa 5^/s Millionen Thlr-, stimmten nur die konservativen und die Minister. Auch ein Antrag, diese Kosten im Extraordinarium zu bewilligen, wurde mit 28V gegen 35 Stimmen ver worfen. Wien. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 11. Januar erfolgte die Mittheilung eines Schrei- bens des FinanzminißerS, durch welches ein außer ordentlicher Kredit von 14 Millionen zum Militärbudget von 1864 gefordert wird. Bon diesen 14 Millionen sind 4 Millionen zu KriegSprästationen und zu KriegS- schädenvergütigungen aus dem Jahre 1859 bestimmt, wahrend die weitern 10 Millionen auf Veranlassung der Bunbesexecution in Holstein beansprucht werden. — Abgeordneter Müblfeld und Genossen richten in Be zug auf die schleswig-holsteinische Angelegenheit an den Minister des Auswärtigen eine Interpellation folgen den Inhalts: Angesichts der Besorgnis;, daß die weitere Entwickelung des bisherigen Gegensatzes zwischen den Beschlüssen der deut schen Bundesversammlung und des von Oesterreich und Preußen einverständlich stattgehabten Vorganges zur Auflösung des Bundes, ja sogar zum deutschen Bürgerkriege führen könnte, fragen Unterzeichnete dringcndst: 1) ist die von Oesterreich im Einverständnisse mit Preußen bisher beobachtete Politik in der schleswig - holsteinschen Frage nur ein Ergebniß des Rathes des Ministers des Aeußeni für sich, oder theilt das Gesammt- ministerium die Verantwortlichkeit für diese Richtung? 2) ge denkt die kaiserliche Regierung im Falle weiterer durch den Bund im Gegensätze zu ihren Ansichten und ihren unternom menen Handlungen gefaßten Beschlüsse, dieselben, und zwar selbst dann, wenn Preußen dies verweigert, auszuführen: oder soll 3) zu einem solchen Falle selbst auf die Gefahr der Auf lösung des Bundes, oder eines deutschen Bürgerkrieges die Ausführung verweigert werden? 4) wie weit reicht in dieser Frage das Einverständniß mit Preußen? Dem „Dresdner Journal" wird telegraphirt: Glaubwürdig wird versichert, im letzten Ministerrathe zu Wien habe in der schleswig-holsteinischen Politik der Regierung eine Wendung stattgefunden und Schmerling'« Ansichten seien durchgedrungen. ES scheint, die kaiserliche Regierung wolle das Recht des Bundestags, über die Erbfolge in Schleswig-Holstein zu entscheiden, anerkennen. Schleswig-Holstein. Die dänische Streitmacht ist in Stadt Schleswig concentrirt; sic beträgt an 16,000 Mann. Die Be wohner der Stadt haben schwere Einquartierungslasten. Der Platz „Freiheit" in der Stabt ist mit fünf 84- Pfündern armirt. Am Dannewerk sind kolossale Ba racken aufgestellt. Es wurden Mannschaften bis zum Alter von 35 Jahren einberufen. Friedrichstadt (in Schleswig), 5. Januar. Das Verhalten der Bürger beim heutigen Besuch des Königs in dieser Stadt legte ein eben so redende- Zeugniß hinsichtlich der Gesinnung des Volke», als in Holstein der Enthusiasmus für Herzog Friedrich ab. Außer an einigen öffentlichen Gebäuden und Beamten wohnungen war nur bei einem einzigen Bürger von