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anfqlls zur Folge haben kann, aber nicht notwendig Eine- Were , Stufe- der Krankheit ist d«e, bei welcher zu den Durchfällen stürmisches Erbrechen hin- zutrsst, Die Ilusteernngen der Kranken werden außer ordentlich dmm und wässerig, wie Reiswasser aus schenk Heftiger Durst, außerordentliche Mattigkeit und ^Hinfälligkeit, schmerzhafte Krämpfe besonders in den Wademuskeln sind damit zugleich vergesellschaftet. Hierbei kann die Krankheit immer noch zum Guten sich wenden bei vorsichtiger Behandlung. Ist indessen dies nicht der Fall, so werden die Ausleerungen nach Oben und Unten reichlicher und immer wässeriger. Hierauf und auf jener eigenthüm- lichen Vergiftung des Blutes anderntheils beruht die Hauptgefahr bei der Cholera. Das Blut wird durch diese Ausleerungen schnell eingedickt und kann in den feinsten Gesäßen nicht mehr fließen. Wir müssen be denken, daß das Blut zum Theil in Kanälen fließt, die 25mal feiner sind, als ein Haar. Oeffuet man eine solche Leiche, so ist mit Ausnahme des Darmes Alles trocken, das Blut sieht wie Heidelbeermuß aus. Dann wächst die Schwäche der Kranken, die Stimme wird klanglos, Gefühl von Beklemmung aus der Brust und Lufthunger tritt ein. Die Ausleerungen gehen unwillkürlich ab, die Krämpfe werden je länger je heftiger, die Augen sinken in die Höhlen zurück, die Nase wird spitzig, die Wangen fallen ein, die Haut Wird runzlich, wie wenn man recht lange gewaschen hätte. Die Patienten werden kalt, ihre Haut an man chen Stellen blau gefärbt, und die Kranken gleichen mehr Todten als Lebenden. Meist erfolgt der Tod in den ersten 6—24 Stunden. Doch auch diese Pe riode kann vorüber gehen, und der Kranke kann ent weder nach lange dauernder Reconvalescenz genesen oder an den hier nicht näher zu betrachtenden Nach krankheiten zu Grunde gehen. Wir übergehen hier als zur Betrachtung nicht geeignet, auch das sogenannte Cholerathphoid. Schon die Ausleerungen solcher Kranken, welche bloS an einem schmerzlosen Durchfall leiden, sind an steckend; es lassen sich hieraus zum Theil die Sprünge erklären, welche die Cholera macht. Kommt nämlich ein Kranker dieser Art an einen fremden Ort, so kann er durch Hinterlassung seiner Ausleerungen die Ursache zum Ausbruche der Cholera werden. Man meide des wegen aüf jeden Fall, zu Cholerazeiten fremde Abtritte zu besuchen. Weil nun aber eine einfache Diarrhöe bei epide mischer Cholera die schlimmste Form der Cholera im Gefolge haben kann, so beachte man jede Verdauungs störung und hüte sich vor jedem Diätfehler, vor jeder Erkältung, weil diese erfahrungsgemäß häufig Ver dauungsstörungen zur Folge haben oder schon vorhan dene noch steigern, Man meide Gurken, unreife Früchte, schlechte Kartoffeln, überhaupt schwere Nahrung, Fische, Backwerk, sauren Wein, schlechtes Bier, Branntwein, zu viel warme Getränke. Man sei äußerst vorsichtig im Gebrauch von Abführmittel. Erkältungen des Lei bes sind sehr zu meiden, denn diese sind mit das Ge fährlichste. Es ist z. B. eine Thatsache, daß die mei sten Lholeraanfälle Nachts beobachtet werden, wo der Mensch durch Aufdecken im Bette sich leicht den Leib erkältet. Deswegen trage man bei Cholerazeiten stets eine Leibbinde, genieße gut und leicht verdauliche Speisen und Getränke, unter letzteren besonders Rothwein und ein kräftiges, nicht zu junges und nicht saures Bier. Eintz-Plötzliche Umänderung seiner Lebensweise ist, so fern dieselbe eine vernünftige ist, entschieden zu wider- Auf jeden Fall aber vergesse man nicht, daß auch ein einfacher schmerzloser Durchfall zur Cholerazeit gefährlich ist und man versäume nicht ärztliche Hilfe dagegen zu suchen, so lange noch Zeit dazu ist. Man sei insbesondere vorsichtig bei dem Gebrauche von Haus mitteln und wende sich lieber bei Zeiten an einen tüch tigen Arzt, anstatt daß man dies und jenes Mittel braucht, was, wie die alte Großmutter des Nachbars sagt, ihr im Jahre 1800 genau gegen die nämliche Krankheit geholfen hat. Ebenso gehe man nicht zu solchen Leuten, die alle dagewesenen und alle zukünf tigen Heiligen anrufen, der Natur aber einstweilen ihren Lauf lassen, gleichgiltig, ob er zur Genesung oder zum Tode führt. Die höheren Grade der Cholera selbstständig be handeln zu wollen, ohne Arzt, wird hoffentlich Nie mandem einfallen. Bis zur Ankunft eines Arztes reiche man dem Kranken zur Stillung des Durstes kleine Mengen kalten Wassers mit Zusatz von einigen Tropfen Aracs, reibe die Haut an den Stellen, wo schmerzhafte Krämpfe auftreten, mit Senfspiritus. Man gebe ihm keine Nahrung und hole vor Allein einen Arzt. Möge diese kurze Schilderung den Lesern dieses Blattes genügen. Ich erlaube mir am Ende dieses Aussatzes nur noch einmal darauf hinzuweisen, daß, ebenso wie im politischen Leben, große glücklich über standene Gefahren sehr häufig zum größten Wohle der Nation gereichen, in gesundheitlicher Beziehung der Menschheit oft durch eine große weit verbreitete Seuche ein außerordentlicher Dienst geleistet wird. Wohl rich tet die Cholera, dieser Würg-Engel, momentan den größten Schaden an, wohl ist das Leid, welches sowohl den Einzelnen als größere Gemeinschaften von Menschen betrifft, oft ein außerordentliches ; allein die Nachtheile werden vielfach ausgewogen durch die Einrichtungen, welche in gesnndheitspolizeilicher Hinsicht 'durch die Seuche wachgerufen worden sind. Um ferner ganz zu schweigen von dem medicinischen Standpunkte der eben falls durch die Cholera vielseitig berichtigt und erwei tert wurde, begnüge ich mich darauf hinzuweisen, wie die Grundsätze der Gesundheitslehre durch die Cholera der Menschheit lauter verkündet worden sind, als dies vielleicht jemals geschehen wäre. TageSyeschiehte. Dippoldiswalde. Bei der vor Kurzem hier statt gehabten Wahl zweier Rath männer (an Stelle der ausscheidenden Herren: Restaurateur W. Fischer und Kaufmann Richter) sind Herr Restaurateur Wilh. Fischer wieder- und - Handelsmann Moritz Näser neugewählt worden. — Am Sonnabend, 21. Octbr., gaben vier Wald hornisten von Dresdner Militärmusikchören im hiesigen Schießhaussaale eine musikalische Abendunterhaltung. Die Ausführung der meisten Nnmmern des Programms war gelungen; besonders beifällig wurde „die Rose im Thale" ausgenommen, eine schöne Composition, vom ersten Hornisten sehr gut vorgetragen und auf Verlan gen wiederholt. Trotz des nicht gerade zahlreichen Be suches erfolgten einige werthvolle Zugaben von Seiten der Bläser, welche! ebenfalls dankbar vom Publikum ausgenommen wurden.