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Dresden. Am 1. Juni wurde von dem Herrn Staatsminister des Innern, Frhrn. v. Beust, die feier liche Jnstallirung des durch die allerhöchste Ver ordnung vom 12. April d. I. ins Leben gerufenen Landesmedizinalcollegiums vollzogen, welches, nachdem die Wirksamkeit der bisherigen chirurgisch medizinischen Akadeniie mit dem gestrigen Tage aufge hört hat, mit heutigem Tage seine geschäftliche Tä tigkeit beginnen soll. Dresden. Am 1. Feiertage fand die Eröffnung des Nesmüller'schen Sommertheaters im k. großen Garten statt, und war man beim Besuch desselben freu dig überrascht von der äußern und inner« Restaurirung des so lange unbenutzt gebliebenen Gebäudes. Vor Beginn der Vorstellung wogte eine bunte Menge von Besuchern durch die reizenden Gartenanlagen auf und nieder. Die tüchtigen Kräfte und neuen Stücke, die zur Ausführung gelangen, lassen dem Unternehmen zahlreichen Besuch wünschen. Der Aufenthalt in allen Räumen ist selbst bei großer Hitze angenehm und sämmt- liche Zuschauer sind vor eintretendem Regen geschützt. Leipzig. Der Buchdruckerconflict darf nun mehr als vollständig beendet angesehen werden. In einer Versammlung der feiernden Gehülfen wurde der Beschluß gefaßt; „auf den von den Principalen ange botenen 28-Pfennigtarif einzugehen und demzufolge schon heute die Arbeit wieder aufzunehmen." Heute Nachmittag findet eine Versammlung der Genossenschaft statt, um auch ihrerseits die Beendigung des ConflicteS auszuspreä'en. Der nach einer nennwöchentlichen Dauer beendigte Strike hat den Kassen der Schriftsetzergehül- fen etwa 12,000 Thlr. gekostet und den Verdienst der Leipziger Druckerprincipale vielleicht um eine gleiche Summe vermindert. — Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich am ersten Feiertage Nachmittags auf dem Elsterflusse. Eine von Plagwitz kommende, mit fünf Knaben besetzte Gondel wurde nämlich dort von dem auf der Fahrt nach Plagwitz begriffenen vr. Heine'schen Dampfboot, dem die Knaben nicht auszuweichen vermochten, über fahren; die Gondel schlug um und alle fünf Knaben stürzten ins Wasser. Zum Glück gelang es dem in der Nähe befindlichen Fischermeister März, vier von den Verunglückten zu retten; ein Knabe aber, der 13- jährige Sohn der Posamentiererswitwe Bär, blieb lei der verschwunden. Sein Leichnahm ist noch nicht auf gefunden. Berlin. Dem Schlüsse des Landtags sieht man gegen den 17. d. M. entgegen, da bis dann das Bud get in beiden Häusern erledigt sein kann, auch die Re gierung bereits Gelegenheit gehabt hat, sich ihrem Wun sche gemäß über die schleswig-holsteinische Frage ihrer seits in der Kammer auszusprechen. Das Abgeordnetenhaus hat die von der Regierung zum Zwecke der Vermehrung der Kriegsmarine und der Befestigung des Kieler Hafens geforderte Anleihe nicht zu bewilligen beschlossen. Die Debatten waren wieder ziemlich hitzig; der Ministerpräsident v. Bis mark, welcher sich daran mit vielem Nachdruck bethei- ligte, fand sich durch eine Aeußerung des Referenten Virchow beleidigt, und als der Präsident des Hauses sich weigerte, dieselbe zu rügen, so verließ der Minister das Haus mit einer Bemerkung, welche auf die Absicht zu deuten schien, von Herrn Virchow Genugthuung durch ein Duell zu fordern. Schleswig-Holstein. Die Rückantwort Oester reichs, betreffend die Einberufung der Stände, ist nach Berlin abgegangen. Oesterreich weist in derselben noch einmal eindringlich die Ungeeignetheit des preußi schen Vorschlages und die Zweckmäßigkeit einer Einbe rufung der 48er Landesversammlung nach und stimmt nur für den Fall, daß diese Erwägungen ohne Wirkung auf Preußen bleiben sollten, der Einberufung der 54er Stände und beziehungsweise der Ausschreibung von Ergänzungowahlen zu. Oesterreich weist jedoch jede Verantwortlichkeit für die Folgen zurück, welche aus einer Einberufung der 54er Stände entspringen können. Denn leider ist die Beforgniß nicht ungegründet, daß die schleswigschen Ständevertreter, welche nach dem däntsch purificirten Wahlgesetze von 1854 theils gewählt sind, theils noch gewählt werden, in ihrer Majorität dänisch gesinnt sind. Möge Preußen die Verantwort lichkeit nicht zu schwer werden, nachdem es die von Oesterreich erstrebte unmittelbare Einberufung einer schleswig-holsteinischen Gesammtvertretung mit aller Entschiedenheit verhindert hat! — Daß in Karlsbad ein letzter Versuch ge macht werden wird, bei der persönlichen Begegnung der Souveräne von Oesterreich und Preußen eine volle Verständigung in der Herzogthümerfrage herbeizuführen, bestätigt sich von allen Seiten. Als Grundlage der eventuellen Punktationen ist die Instruction des Her zogs von Augustenburg von Oesterreich so bestimmt in Aussicht genommen, daß bereits vertrauliche Verhand lungen sowohl mit dem Herzog, als mit den Mittel staaten stattfinden, um mit dem ganzen Gewicht einer in dieser Weise vereinbarten Fassung der betreffenden Punkte Preußen gegenübertreten zu können. Die Stel lung Oesterreichs ist dabei eine überaus schwierige Weise gegen die sich steigernde Willfährigkeit des Her zogs bezüglich der preußischen Forderungen, wie gegen die sehr ausgeprägte Tendenz der Mittelstaaten, die Summe dieser Forderungen auf ein Minimum herab zudrücken, Fronte zu machen hat, gleichwohl Preußen in keinem Fall zu befriedigen hoffen darf. Pesth. Am 6. Juni ist der Kaiser von Oester reich hier eingetroffen, nachdem er an der Landes grenze durch den Statthalter und Landescommandiren- den empfangen worden war. Der Einladungsdeputation des Landesagriculturvereins zum Besuche der von dem selben veranstalteten Ausstellung antwortete der Kaiser in huldvollster Weise, daß er die Einladung annehme, and drückte seine Freude aus, bei dieser Gelegenheit die Hauptstadt des Landes nach langer Abwesenheit wieder besuchen und ihr den Beweis geben zu können von seiner väterlichen Zuneigung und seinen aufrichtigen Intentionen für alle Bewohner des getreuen Ungarn, deren Zufriedenheit ihm sehr am Herzen liege. New-Nork. Jefferson Davis ist des Hoch- verraths angeklagt, sein Proceß wird in Washington stattfinden. — Gouverneur Fetcher, ehemaliger süd staatlicher Kriegssecretär James Seddon und Richter Campbell sind eingezogen und internirt. Es heißt, daß auch General Lee's Festnahme erfolgen werde. — Prä sident Johnson hat erklärt, daß vom 1. Juli an alle Häfen dem Handel geöffnet sein sollen. (lieber die Allgemeine Deutsche Lehrerversammlung in Leipzig berichten wir in nächster Nr.)