Volltext Seite (XML)
Freitag. 44. S. Zuni 1865. Erscheint Preis Dienstags und MM pro Quartal LLWelßernz-Iertuna. anstalten. 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Zur Eisenbahnfrage. Es dürfte jetzt an der Zeit sein, der Idee eines Eisenbahnprojectes für hiesige Gegend weitere Verbreitung zu verschaffen und das Interesse für diese jedenfalls überaus wichtige Angelegenheit durch Wort und Schrift zu wecken und wach zu erhalten. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, daß über das ganze Project Klarheit in das Publikum kommt, damit Diejenigen gewonnen werden, welche jetzt aus Mangel an Unter lagen das Project einfach für unausführbar erklären und dabei wenigstens den Vortheil haben, daß sie Rech nen und Nachdenken ersparen. Nun zur Sache. Es handelt sich um zwei nach Befinden zu ver einigende Projekte. Zweck des einen ist, das Weiße - ritzthal von Hainsberg aufwärts vorläufig bis hinter die sogenannte Buschmühle aufzuschließen, den nicht unbedeutenden Verkehr von den schlechten Ver kehrswegen weg und auf die bequemste Weise nach dem Plauen'schen Grunde zu leiten. Ueber den bereits jetzt auf dieser Wegestrecke vorhandenen Verkehr weiter unten. Dieses Project ist vollständig unabhängig und selbstständig; da es aber einer weitern Fortführung nur schwer fähig sein wird, werthloser, als das zweite. Dieses besteht darin, ein anderes Project, nämlich eine Eisenbahnverbindung zwischen Dux und Klingen berg möglichst befördern zu helfen und entweder einen Anschluß an diese Bahnstrecke zu ermöglichen oder noch besser, beide Projekte in der Weise zu vereinigen, daß von Dux, bez. von Niclasberg aus, anstatt nach Klingen berg nach Hainsberg gebaut wird. Das Project Dux- Klingenberg, hauptsächlich darauf berechnet, die guten Dux-Biliner Braunkohlen aus den Markt zu bringen, hat durch Hrn. Bergrath Köttig in Teplitz bereits ein gehende Besprechung in einer Denkschrift gefunden, welche der Redacteur dieses Blattes zur Einsicht gewiß gern mittheilen wird und aus der wir Folgendes mit- zutheilen uns gestatten: Die projectirte Bahn würde bei Dux ihren Anfang nehmen, zöge sich von hier nach Katzendorf, wendete sich von da gegen Ossegg und zöge sich von dort ober halb Deutzendorf, Keinsdorf, Klostergrab über das Rosen- kranzer Joch in den Niclasberger Grund ani östlichen Gehänge des Stürmers bis zu der mit 120 Klaftern Länge durch den Gebirgskamm getriebenen Bergwerks- Wasserrösche, welche zu erweitern wäre, berührte noch Neustadt, Hermsdorf, Frauenstein und mündete in Klingenberg aus. Diese Bahn öffnet, wie ein Blick auf die Karte von Sachsen zeigt, den Dux-Biliner Kohlen den Weg in ein kohlenbedürftiges Industriegebiet von bedeutender Ausdehnung und befördert diese Kohlen, wie nachstehende Tabelle zeigt, auf wesentlich kürzerem Wege nach diesen Landestheilen, als dies über Teplitz, Außig, Bodenbach jetzt geschehen kann. Dux-Teplitz-Außig- Bodenbach bis M->ien. Freiberg . Dresden . Leipzig . . Bautzen . Großenhain Oederan . Frankenberg . 21. . 15,6. . 31. . 23. . 20,.. . 23. . 23,6. Dux-Klingenberg bis M-il-n. Freiberg 10. Dresden 11,6. Leipzig über Dresden. . 27. - - Döbeln , . 22. Bantzen 19,6. Großenhain. . . . . 16,.. Oederan 12. Frankenberg 12,6. Die Entfernung der Städte Chemnitz, Limbach, Hohenstein, Meerane, Glauchau u. s. w. von Dux ist via Klingenberg etwa 11 Meilen geringer, als via Teplitz - Außig. Während nun bei der Bahn Dux-Klingenberg als erste Frage die in den Vordergrund tritt: Ist für das überreiche Material hinreichender Absatz zu hoffen? so ist bei der Bahn Schmiedeberg-Hainsberg die Haupt frage die: Ist der Verkehr auf dieser Strecke ein solcher, daß eine Eisenbahn Aussicht auf Rentabilität hat? Beide Fragen sind nun unserer Ansicht nach dann zweifellos zu bejahen, wenn eine Vereinigung beider Projecte erzielt wird. Das Weißeritzthal birgt gegen wärtig 39 Wasserwerke, vorzüglich Mühlen, aber auch andere industrielle Etablissements, und viele schöne Wasserkräfte liegen wegen der Beschwerlichkeit des Ab satzes der gewonnenen Produkte noch todt und würden bei guten Verkehrswegen bald erschlossen werden. Der Verkehr ist von und über Dippoldiswalde nach Dresden und in den Plauen'schen Grund mit jährlich 2 Millionen Centnern nach den gemachten sorgfältigen Ermittelungen offenbar zu niedrig angegeben. Gelänge eS demnach, eine Verbindung, vielleicht durch das Pöbler Thal, zu erlangen, oder wäre es möglich, die von Dux aus projectirte Bahn in das Weißeritzthal zu führen, in welchem sie einen reichen Binnenverkehr fände, den sie auf der Strecke Frauen stein-Klingenberg fast ganz entbehrt, so könnte die Rentabilität dieser Bahn jedenfalls als gesichert be trachtet und die von Hrn. Bergrath Köttig vorgeschlagene Zinsengarantie, welche die Ausführung selbstverständlich sehr befördern würde, von den Dux-Biliner Braun kohlenwerksbesitzern und den durch den Bau im Weißeritz- thale in hohem Grade interessirten Privaten unbedenklich übernommen werden. Zweck dieser Zeilen ist gewesen, zu weiterer öffentlicher Besprechung dieser Angelegen heit anzuregen. Zunächst wird jetzt Hr. Betriebsin genieur I)r. Fritzsche ein vorläufiges Gutachten über die Ausführbarkeit der Bahnstrecke HainSberg-Schmiedeberg