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herbeiführt, so kann man sich getrost der Hoffnung hin geben, daß Fraüenstein noch Jahrhunderte steht. — Freiberg. Es bat sich bereit« ein Komitee gebildet, um die Feier deS bundertjäbrigen Jubiläums unserer Bergakademie vorzubereiten, welche am 30. Juli nächsten Jahres begangen werden soll. Freiberg, so klein es ist, bat das Glück gehabt, Schüler aus allen Erdthcilen in seinen Mauern zu begrüßen und diese nebst vielen Heimischen dann in die weite Welt hinauS- zusenden. Der schöne Bergmannögruß Glückauf! ertönt darum als Losungswort durch alle Gebirge, welche edle Metalle in ihrem Schoße bergen, und deutsches Wissen vom Bergbau ist woblangeseben vom Ural bis Lissabon, vom Nordcap bis nach Calabrien und Morea, im Altai und Himalaja, auf Java, Biliton und Banka, Aus dem Bergischen. Historische Erzählung von Eduard Gottwald. (Fortsetzung und Schluß.) Im Forsthause aber befand sich der Oberförster unter den Händen eines herbeigeholten Wundarztes, welcher zur Beruhigung deS alten Herrn erklärte, daß keine feiner Wunden, deren er mehrere erhalten, ge- jährlich sei und nur der Blutverlust sowie der Schreck und die Angst um die Seinen ihn so entkräftet. Nach einigen Stunden Ruhe drang er selbst darauf, mit nach BenSberg zu reisen, und wollte keine Stunde länger die Tochter und Schwester hier lassen. Die Gegenwart Hermann's und das süße Bewußtsein, baß er der Retter Aller gewesen, hatten Ulrike, ob gleich noch bleich und erschöpft, bald daS gräßlich Erlebte deS Morgens vergessen lassen. Während sie mit dem Geliebten an deS Vaters Seite saß, ergriff dieser deS jungen Mannes Hand und sprach tief be- wegl: „Du kamst in höchster Noch, mein wackrer Junge! Nur wenige Minuten noch, und wir hätten den Elenden erliegen müssen. Da aber der Wagen noch bereit steht, so wollen wir fort. Der Förster Knaut bleibt, bis ich wieder zurückkehre, hier und wird dafür sorgen, daß daS ForsthauS sicherer gegen derartige Ueberfälle verwahrt ist und eine Besatzung streitbarer Männer in sich birg», die auch einen offenen Kampf mit einer solchen Bande nicht zu scheuen braucht." „Ja, Vater, was uns in dieser trüben Zeit auch noch bevorstehen möge, Gräßlicheres kann uns nichts treffen, als was uns hier bedrohte," rief Ulrike und drückte zärtlich Hermann'S Hand. „Denn nicht immer möchte so liebe und treue Hilfe uns zu Theil werden." — „Darum auf nach BennSberg," drängte Hermann. „Laßt nichts zurück, was euch lieb und werth, denn hilfreiche Hände giebt eS ja hier genug." — „ES ist Alles schon wohl geborgen," entgegnete der Oberförster, „und waS hier bleibt, überlassen wir dem Schutz unserer Leute, für deren Verpflegung Vorrath genug in Küche und Keller vorhanden ist. Will'S Gott, bin ich in wenigen Tagen wieder hier, und ich hoffe dann sicherer geschützt zu sein, als bis her." — „Und gut bewacht und verwahrt sollt Ihr hier Alles wiederfinden," versicherte der Förster Knaut und geleitete den Oberförster und dessen Tochter und Schwester zum Wagen, welchen Hermann, von einer Schaar Bewaffneter begleitet, sicher nach BenSberg in den Anden und AllegbanieS, an den Küsten Afrika'«, in den Goldfeldern Australiens und Neuseelands. Dort überall weiß auch Freiberg seine Schüler thätig. Fast alle haben sie versprochen, zum gemeinsamen Feste hierher zu kommen. Erscheint auch nur die Hälfte von denen, die eS test versprochen, so werden wir eine seltene Bereinigung alter Freunde und Studiengenossen bei unö sehen, die ihre reichen Welterfahrungen aus tauschen mögen. Recht schön wäre es, wenn ein jeder außer seiner Photographie auch npch wenigstens einen charakteristischen Stein aus seiner Gegend mitbringen wollte, damit man aus allen gemeinsam einen kleinen Felsen der Erinnerung aufbauen könnte, zugleich eine recht merkwürdige Versammlung von Proben deS Erdbaues. brachte, wo die Familie deS AmtSschuliheißen die Schutzsuchenden mit herzlicher Theilnahme empfing. Unter Leitung deS Oberförsters Knaut aber verwandelte sich daS TrauSdorfer ForsthauS zu einer mit Palisaden umgebenen Festung, und die weitläufigen Oeconomiegebäude wurden zu Wohnungen einer treuen Schaar Waldarbeiter eingerichtet, für deren Beköstigung die reichen Vorräthe der Lebensmittel preisgegeben wurden, die der wohlhabende unb vorsorglicheOberförster bei Beginn der KriegSunruhen in sicherem Verschlüsse aufbewahrt hatte. Ein glücklicher Zufall wollte, daß der edelste der Befehlshaber der nur noch spärlich im bergischen Lande vorhandenen französischen Truppen, Oberst Riche- panse, es war, welcher wenige Tage nach jenem bergischen Ereignisse die Beschwerde deS Oberförster« empfing und von mehreren Seilen bestätigt fand, baß keiner der Marodeure mit dem Leben davongekommen, der verrätherische Jägerbursche aber, welcher ebenfalls in die Hände deS Landvolkes fiel, an einer Eiche deS Frankenforstes aufgehängr gefunden worden war. Denn sicher hätte nacv einer so blutigen Vergeltung den Oberförster, sowie dessen Verlheidiger, ein Strafgericht getroffen, da über sechzig Franzosen dabei ihren Tod gefunden, die Elberfelder Zeitung aber bald darauf die Nachricht brachte, daß eine starke Abtheilung fran zösischer Krieger von dem erbitterten Landvolke bei TrauSdorf erschlagen worden wären. „Ich will ein Anführer tapferer Soldaten, aber kein Hauptmann von Räubern und Mordbrennern sein!" war die Antwort deS braven Obersten, als nach jener Veröffentlichung der Befehl an ihn erging, die rebellischen Bauern zu züchtigen. Da keiner der bei dem Ueberfälle betheiligten Franzosen wieder in seiner Garnison angelangr war, um Klage zu erheben, so unterblieb j^de weitere Untersuchung, wohl aber wurde von neuem verkündet, daß jeden Franzosen die Todesstrafe treffe, der bei Plünderungen und Ueber- fällen schutzloser Orte und einzeln liegender Forsthäuser und Weiler ergriffen werbe, jeder Ort und jedes HauS aber der Vernichtung anheim fallen würde, dessen Be wohner eS wagten, französische Soldaten zu überfallen. Vierzehn Tage hatten genügt, um den Oberförster so weit wieder herzustellen, baß er neu gekräftigt und mit gut verbundenen in ter Heilung begriffenen Wun den wieder nach dem Forsthause zurückkehren konnte, für welches er, durch Richepanse'S Verwendung, noch einen besonderen Schutzbrief deS Oberbefehls habers erhalten hatte. Länger vermochten ihn auch nicht die Seinen, noch der Amtöschultheiß und dessen