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Dienstag. 3 10. Januar 1865. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg- Amts- a«d AVche-AlaU der Kömglichm Eenchls-Ämter md Mdtklithe w DippaMmMc, MaeGem uad Illmberg. Erscheint Dienstags und WUMM »Wetkernz-Zertuna anstalten. ! Verantwortlicher Redactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Soll man gegen Vieh Verluste versichern? Unter dieser Ueberschrift bringt das „Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine," Nr. 11 vom 1. Nov. vor. Js„ einen sehr beachtenswerthen Artikel des Herrn Geh. Negie rungs-Raths l)r. Reuning, General-SecretairS der landw. Vereine, welchen wir im Interesse der Landwirtschaft seinem hauptsächlichsten Inhalte nach in Folgendem mittheilen. Die Versicherung gegen unvermeidliche Unglückssällc in der Landwirthschaft wächst in dem Grade, als das darin an gelegte Kapital steigt und der Werth der Producte derselben größer wird. Die Assecuranzen gegen Feuer- und Hagel- Schäden gewinnen von Jahr zu Jahr größere Ausdehnung. Die Gründe für Versicherung gegen Viehverluste sind mit denjenigen für Versicherung gegen Feuer und Hagel nicht ganz dieselben; während gegen letzteren sich Niemand zu schützen vermag und die größte Vorsicht nicht gegen böswillige Brand stiftung, Uebertragung des Feuers von andern Gehöften, ja selbst gegen Nachlässigkeit der eignen Leute ausreicht, lassen sich die Verluste von Vieh ungleicher vertheilen, nicht nur weil von der Gesundheit der Ställe, der Art der Fütterung, der Wartung und Benutzung der Thiere ein häufigeres oder selteneres Auftreten gewöhnlicher Krankheiten und Zufälle abhängt, sondern auch weil erfahrungsmäßig einzelne ansteckende Krank heiten, namentlich der Milzbrand und die Lungenseuche, bald mehr bald weniger oft auftreten. Bei Allen dem ist nicht zu bestreiten, daß keine Vorsicht Verluste an Vieh abwenden kann, daß die grüßte Sorgsamkeit Verluste an einem Orte nicht abhält, die größte Nachlässigkeit Verluste nicht zur Folge hat. Hiernach läßt sich die Viehversicherung in zwei getrennt zu haltende Abtheilungen bringen: in die gegen gewöhnliche Verluste und in die gegen Seuchen. Die Versicherung gegen gewöhnliche Verluste ist namentlich dem minder bemittelten Besitzer, der das nicht selten gleich zeitige Zusammentreffen mehrerer Verluste in einer Wirthschaft nicht zu übertragen vermag, zu empfehlen, selbst wenn er im Ganzen nicht unwesentlich mehr zu zahlen hat, als er im Ganzen empfängt. Die Versicherung von Rindvieh gegen Seuchen dagegen verdient von jedem Besitzer beachtet zu werden, weil die Ge fahr vor Seuchen-Ausbrüchen, die nicht selten von unvermeid lichen Zufällen abhängen, bei allen Besitzern, wenn auch bei dem Einen mehr, bei dem Andern weniger, je nachdem ge züchtet oder angekauft wird, vorhanden ist. Diese Gefahr wächst in dem Maaße, als der Vieh-Verkehr mit den Fort schritten der Landwirthschaft zunimmt, und die Ansteckung verbreitet sich wieder in so höherem Grade, als es an Ver sicherungen fehlt, daher der Besitzer sich von seuchenverdächtigen Thieren loszumachen bestrebt ist und dadurch die Seuche sich immer weiter trägt. Unter den Viehseuchen ist nächst der Rinderpest die Lungenseuche die gefährlichste und diejenige Seuche, welche in Sachsen die meisten Opfer fordert. (Medicinalrath Professor l)r. Haubner in Dresden nennt sie eine heimtückische, un geahnt sich einschleichende Seuche, die sich erst einnistet, bevor sie ausbricht und sich zu erkennen giebt, daher auch ihre Aus breitung schwer zu verfolgen, noch schwieriger zn verhüten ist.) Die Lungenseuche ist iu den letzten 10 Jahren in sämmtlichen Amtshauptmannschaften und am meisten in der Amtshaupt mannschaft Leipzig mit 64 Fällen, Plauen mit 62 Fällen und Dresden mit 32 Fällen, letztere Fälle allein in den Jahren 1858 bis 1863, vorgekommen. Weder die strengsten polizeilichen Maaßregeln, noch die Impfung haben derselben bis jetzt Einhalt thun können, vielmehr ist trotz derselben in den letzten 5 Jahren gegen die ersten eine Vermehrung der Fälle um fast das Doppelte eingetreten und dieses berechtigt zu der Annahme, daß wir noch nicht am Schluffe der Stei gerung angelangt sind, daß diese daher ferner zunehmen wird, so lange die Ursachen vorhanden sind. Unter diesen Umständen dürfte schon die Lungenseuche allein zu einer Versicherung auffordern und dadurch der Weiterverbreitung dieser gefährlichen Seuche ebenso vorgebeugt werden, als größeren oft sehr empfindlichen Verlusten, welche Einzelne ohne ihr Verschulden durch dieselbe erleiden können. Indem wir zweckmäßig hielten, diesen Gegenstand auf diese Weise zur Kenntniß der Mitglieder des.hiesigen land wirthschaftlichen Vereins zu bringen, machen wir darauf auf merksam, daß die Vieh-Versicherungs-Bank für Deutschland in Berlin außer der Versicherung von Pferden, Rindvieh, Schweinen und Ziegen gegen Verluste durch Krankheiten, Seuchen und Unglücksfälle überhaupt, bereits im vorigen Jahre die specielle Versicherung von Rindviehbeständen gegen Verluste durch Lungenseuche, Maulseuche, Klauenseuche und Milzbrand einge führt hat, daß die Prämien dafür sehr niedrig sind und für hiesige Gegend 1/2 bis 2/3 Procent, außer einem einmaligen Beitrag von i/o Procent zum Reservefond, betragen, und daß in Folge einer in der letzten Vereinssitzung gemachten persönlichen Mittheilung des Herrn General - Agenten Melcher in Dresden die Seuchen - Versicherung eine für sich allein stehende Abtheilung bildet, daher diejenigen Besitzer, welche nur gegen Seuchen versichern, mit denjenigen, welche gegen alle Verluste versichert haben, nicht in eine Kategorie fallen. Nachdem bereits verschiedene Mitglieder unseres Vereins sich an der gedachten Seuchenversicherung betheiligt haben, und die Beiträge für jeden Einzelnen nach und nach geringer werden, je größer und schneller die Betheiligung an diesem für die Landwirthschaft nützlichen Institute ist, so ersuchen wir alle diejenigen Mitglieder, welche nähere Auskunft wünschen oder ihren Viehstand in der einen oder andern Weise ver sichern wollen, sich zunächst an Herrn Generalagenten Melcher