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nun wieder beginnt; die Bäche heben an wieder lustiger zu fließen und die bunten Forellen «anzeli behende durch die grünen Wellen hin. Dann und wann kommt ein gelber Hirsch aus dem Dickicht hervorspaziert, steht sich erst behutsam um nach allen Seiten hin und spiegelt daS hohe Geweih im klaren Wasser, wenn er sich überzeugt hat, daß kein Jäger in der Nähe und sein unschuldig Leben sonder Gefahr ist. Und bei all dem ist'S dann so feierstille ringS umher, wie in einem weiten heiligen Tempel, und die junge Sonne lacht gar golden durch die grünen Zweige herein und bringt eine wundersame Helle in den Wald, darob der Wanderer schier von einem frommen Schauer be fallen wird, so er etwa einsam durch die schimmernden Hallen tahingehl. So mocht' eS dazumal wohl auch unsrem jungen Flüchtling zu Muihe sein, als er am felsigen Ufer beS Kieferbaches hinaufging, und waren eS auch Gedanken gar ernster Art, die ihn beschäftigen mochten, so war doch das frische Erwachen der Natur zu tief und mächtig ergreifend, als daß er achtlos daran hätte Vorbeigehen können. Vielmehr Hub er jetzt an, weniger rasch zu gehn, blieb sogar von Zeit zu Zeit ein wenig stehn und schaute der jungen Sonne zu, wie sie gar so schön durch die dichten Bäume hereinschimmerte, und so düster ihm sonst auch zu Sinne sein mochte, er konnte sich da doch nicht eines freundlichen Lächelns enthalten. Hier ist gut sein! dacht' er so im Stillen, und ich wollte zuletzt alles gern ertragen, so ich in dieser frommstillen Wüstenei ein gastfreundlich Dach finden könnte, das dem fremden Flüchtling ein paar Tage der Ruhe und Sicherheit nicht versagte. Allein ein solches findet sich wohl schwerlich hier zu Land. Der Bauer zittert für sein Leben und Gut, und wer kann ihm'S auch verargen, so er jedweden Fremden scheelen AugeS ansieht. Die Gräuel, die draußen alleronS zur Tagesordnung geworden sind, die möchten'- Einem wohl verleiden, den Kriegsmann gastfreundlich in sein HauS aufzunehmen! — Jnbeß er so sinnend dahinging, kam'S ihm mit einem Male vor, als hörte er in der Ferne einen leisen, erstickten Hülferuf; auch der Hund Hub an unruhig zu werden, er spitzte die Ohren und schaute gar klug zu seinem Gebieter hinauf, der jetzt stehen blieb und gar aufmerksam nach der Stelle hin lauschte, woher daS Rusen kommen mußte. Aber eS war wieder stille geworden und der Wald lag so friedlich wie zuvor, nur der Kuckuk rief im fernen Tannicht und das Echo wiederholte seinen Ruf. Fest überzeugt, baß er sich getäuscht habe, zog der junge Wanderer weiter den Gießbach hinauf und der getreue Hund lief wie sonst vor seinem Herrn her. Aber da ließ sich auf einmal daS nämliche Rufen wieder hören, nur diesmal noch weit lauter und dringender, als zuvor. Die Stimme schien eine weibliche zu fein, denn sie klang hoch und weich; jedoch schien eö, als ob dazwischen auch wieder eine männliche Stimme sich hören ließe, die mit der andern im lebhaften Wortwechsel begriffen war. Es war nicht möglich, ein Wo« deutlich zu verstehen; inteß konnte das Geräusch nicht aus weiter Ferne kommen, und der Wanderer schickte sich eilenden Schrittes an, dahin zu gelangen. Immer leiser klang die weib liche Stimme, je mehr er sich der Stelle Näherte, und die männliche war bereits ganz verklungen, als er plötzlich aus dem Dickicht in eine Lichtung hinau-trat, darüber ein schmaler Fußweg gegen den Bach hin führte, und jetzt nur zu demlich die Ursache VeS Hülfe- rufens kennen lernen mußte. — Da war ein Weib im anscheinend verzweiflungsvollen Handgemenge mit einem großen stämmigen Manne, ihre Haare flatterten wild und losgebunden, und mit der Anstrengung einer Verzweifelnden bemühte sie sich, die eine Hand deS ManneS von ihrem Munde wegzureißen, Vie dieser fest und mit aller Gewalt darauf gelegt hielt, während er mit der andern seine erschöpfte Gegnerin heftig am Mieder zerrte und in daS Dickicht hineinzuziehen suchte. Der Fremde, rasch entschlossen > schwang sich über einen Zaun, der den Wald von der Lichtung trennte, und beeilte sich jetzt, den bloßen Degen in der Hand, den kaum mehr fünfzig Schritte entlegenen Kampf platz zu erreichen. „Hülse! Hülse!" schrie ihm VaS Weib entgegen, dem eS inzwischen gelungen war, Vie Hand ihres Gegners vom Mund wegzureißen, und im nämlichen Augenblick mußte auch dieser den Retter bemerkt haben Haden, denn mit roher Faust stieß er sein Opfer von sich und sprang mit einem wilden Fluche über den jenseitigen Zaun und dann in den Wald hinein. FlugS war auch der Fremde hinter ihm und bemühte sich, ibn einzuholen; doch vergeben-, denn mit räihselhafter Geschwindigkeit war jener im Dickicht verschwunden und weder dem Herrn, noch auch dem Hunde wollt' eS gelingen, eine Spur von dem Flüchtigen aufzufinden. (Fortsetzung folgt.) Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 4. Advent. Communlon: Hr. Super, v. Zobel. Vorm.-Pred.: Hr. Diac. M ü h l b er g. Nachmitt.: Betstunde. Am I. WeihnachlSfeiertag. Metten. Vorm.-Pred.: Hr.Super.v. Zobel. Nachm.-Pred.: Hr.Dtae. Mühl berg. Am 2 WeihnachlSfeiertag. Kommunion: Hr. Diac. Mühlberg. Vorm.-Pred:Hr.Super.v. Zobel. Nachm.- Pred.: Hr. Diac. Mühlberg. MZl'meim'l' ZnzeiM. Noch bluten die Wunden, welche uns voriges Jahr durch den Tod unseres guten Gatten, BaierS und Schwagers, sowie durch den Verlust eines lieben Kindes, geschlagen wurden, und schon wieder traf nnS ein schwerer Schlag, indem uns der Tod unsere gute Mutter und Großmutter, Frau Johanne Dorothee verw. Töpfer meister Kronebirgcl, nach langen und schweren Leiden entriß. Herzlichen Dank allen Denen, welche durch ihre liebevolle Theilnahme uns nnsern Schmerz zu erleichtern suchten, sowie für die von der löblichen Töpferinnung veranstaltet« Trauermnstk, und allen Denen, welche sie zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten. Gott brr Allmächtige möge Ihnen Allen vergelten, waS Sie an uns und unserer g^ten Mutter getban haben« Dippoldiswalde, den 16. Decbr. 1866. Karl Kronebigel, Henriette verw. Huhn.