Volltext Seite (XML)
Erscheint . Prei- Dienstaz« M Quartal MWerßerrh-Iertung. ZD. Amt,- m» Ivchc-HlM »er Kimglicht, «krichts-Akmlcr ,1» SlMrjlhk M KIppoltiewM, Muci-cm mit Miberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefchichte. Schmiedeberg b. Dippoldiswalde. Am Dienstag den 16. Oct. begannen auch die geselligen Zusammenkünfte der VollinondSgesellschaft in dem zeitherigen Locale des Herrn Süller in Naundorf. Es hatten sich dazu fast die Hälfte der Mitglieder der Gesellschaft eiugcfun- den, obschon solche bekanntlich ziemlich entfernt vom Gesellschaftslocale und zerstreut in der Umgebung von Dippoldiswalde wohnhaft sind. Nach Vortrag der Rechnung, welche trotz der vorjährigen Mehrausgabe ein befriedigendes Resultat gewährte, wurden die zeit« herigen Vorsteher, Herr Otto auf Naundorf und Herr Advocat Riedel, als solche wiedergewählt, dasselbe er folgte mit dein bisjetzigen Cassirer, Herrn Lehrer Schwenke in Sadisdorf. Sodann wurden 4 neue Mitglieder dem Verein durch Aufnahme zugeführt und die gewöhnlichen Concerte bestimmt. Die Gesellschaft zählt dermalen 45 Mitglieder. Coburg. Die Königin von England hat mit ihrem Gemahl Coburg wieder verlassen, nachdem sie vor ihrer Abreise 100j) Gulden zur Vertheilung unter die würdigsten Armen der Stadt und 800 Gulden unter die würdigsten Armen auf dem Lande angewiesen hat. Sie sind am 13. October wieder nach England zurückgereist. Oesterreich. Die Aufregung in Ungarn wird immer bedenklicher. Schon ist davon die Rede, daß die Regierung binnen Kurzem den Belagerungszustand über dieses Land verhängen werde. — Nur durch eiserne Strenge glaubt die Regierung das Desertiren von Soldaten in Venetien verhindern zu können. So wurde kürzlich in Verona ein junger Mann kriegsrecht lich erschossen, weil er den Versuch gemacht hatte, zwei Soldaten zur Desertion zu verleiten. — Den Kriegs schiffen der österreichischen Marine ist Beseh! erthcilt worden, sämmtliche Fahrzeuge Garibaldi s, selbst wenn sie unter sardinischer Flagge segeln, als Piratenschiffe zu behandeln und anzngreifen. — Die durch alle Zeitungen gegangene freudig« Nachricht, daß dea Zei- tungSredacteuren von dem Polizeiministerium Vie Mit theilung gemacht worden sei, daß die bisherige Censur der Presse aufzuhören und an Stelle der administrativen Willkür lediglich das Gesetz zu treten habe, bestätigt sich leider nicht. Niederlande. Man sagt immer, diejenigen Frauen und diejenigen Staaten sind die besten, von denen am wenigsten gesprochen wird. Dies trifft wenigstens bei den Niederlanden zu, die im Allgemeinen den Zeitungen wenig Stoff zu Besprech»» -n liefern. Denn dort be- findet sich die Staatscaff in einem sehr blühenden Zustande, und während fast in allen übrigen Staaten Europa'- die Schuldenlast in einer Besorgniß erwecken den Weise zunimmt — wie wir die- z. B. kürzlich von Oesterreich berichtet haben, dessen Staatsschulden sich in den letzten zehn Jahren, trotz erhöhter Steuern, um mehr als 1300 Millionen Gulden vermehrt haben — sind in den Niederlanden zufolge deS Berichte-, welchen der Finanzminister kürzlich den in Haag ver sammelten Kammern erstattet hat, während der letzten zehn Jahre 135 Millionen Gulden zur Tilgung von Staatsschulden verwendet worden, und außerdem wird im Jahre 1861 der Regierung ein Ueberschuß von 37 Millionen Gulden zur völlig freien Verfügung stehen, die auf Eisenbahnen und andere gemeinnützige Anstalten verwendet werden sollen. Die Bedürfnisse de» Staates sind für das Jahr 1861 auf 74 Millionen berechnet, die StaatSeinnahme dagegen auf 92 Mill. Gulden, und zwar 61 Mill, von den gewöhnlichen Steuern und Abgaben, 21 Mill. Ueberschuß aus dem Verkauf von Colonialwaaren (besonders Kaffee und Zinn) und 10 Mill. Zuschuß ans den Mitteln der überseeischen Besitzungen. Italien. Der von der sardinischen Regierung den in Turin versammelten Kammern vorgelegte Ge setzentwurf, in Betreff der Einverleibung von Sicilien und Neapel an das Königreich Sardinien, ist mit über wiegender Stimmenmehrheit (290 gegen 6) von den Kammern angenommen worden. BemerkenSwerth ist, wie sich Graf Cavour bei dieser Gelegenheit in seiner Rede über Venedig ausspricht. Er sagt nämlich, daß Sardinien jetzt von einem Krieg mit Oesterreich ab sehen werde, da Europa gegen einen solchen Krieg sei. Aber eine Versöhnung zwischen Oesterreich und Ve nedig sei unmöglich. Will der Kaiser von Oesterreich Venetien bebalten, so sei er zum Druck verurtheilt. Wenn aber die Diplomaten kein Herz haben, die Völ ker haben eins, und sie sind es, welche das Gesetz Europa'« schreiben." — Die Stärke der mit Artillerie und Belagerungsmaterial ins Neapolitanische eingerück ten sardinischen Truppen beträgt 25000 Mann. Schon am 9^ und ID. Oct. find 8000 Sardinier, die in Ancona eingeschifft worden waren, in Neapel gelandet und sofort nach Capua marschirt, wo in der Nacht vom 8. zum 9. die Kanonade wieder begonnen hatte, und mit wenig Unterbrechung, um nur die Tobten zu begraben, am 10. den ganzen Tag fortdauerte. Nach neueren- Nachrichten hat der Kommandant der Festung, Salzano, in einer Unterredung mit Garibaldi die Kapitulation von Capua unter der Bedingung ange boten, daß die Besatzung mit KriegSehren abziehen dürfe. Allein Garibaldi ist nicht daraus eingegangen,