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wir dergleichen Anerkennungen,, wenn die Motive rein sind, nicht zu schätzen wüßten, sondern weil sie heut zu Tage so ost vorzukommen pflegen, daß man schon mißtrauisch auf dieselben hinzublicken pflegt. Jedenfalls soll durch die erwähnte Anerkennung der „angesehenen Amtslandschaft" auf das, auch in diesem Blatte vor mehreren Jahren beschriebene 25jährige Dienstjubiläum de- Herrn Wahlcandidaten angespielt werden; wir glauben aber aus den angeführten Grün den uns der Ueberzeugung hingeben zu dürfen, daß dies nicht nach seinem Sinn ist. Die angeblichen „Freunde für Recht und Wahr heit" würden gewiß weit mehr Eindruck auf ihr Pub likum gemacht haben, wenn sie die in dem Kreise, in welchem der Herr Wahlcandidat langjährig gewirkt hat, allgemein anerkannten, von allen Ständen im Publikum gleichmäßig besprochenen Verdienste für Staat, Gemein den, Familien und Geselligkeit, wenn sie auch nicht so sehr in die Augen fallen, mehr hervorgehoben hätten. Dahin rechnen wir z. B. die Präcision in Er ledigung aller richterlichen und administrativen Arbeiten, vermöge welcher die Registranden des Amtes nicht nur mit musterhafter Ordnung geführt, sondern auch alle Arbeiten so pünktlich erledigt wurden, daß Niemand über Saumseligkeit zu klagen hatte. Es ist bekannt, daß sich der Herr Wahlcandidat in dieser Beziehung wiederholt des ungetheilten Beifalles seiner vorgesetzten Behörden, als der hohen Kreisdirectionen, Appellations gerichte, Ministerien, bei den vorgekommenen mehr maligen Geschästsrevisionen zu erfreuen hatte. Darüber soll ihm auch, wenn wir gehörig unterrichtet sind, von dem letzten Revisionscommissar, Herrn geh. Justizrath von Criegern, eine besondere Belobigung zu Theil ge worden sein. Hier wäre gleichzeitig passende Gelegenheit gewesen, die Einträchtigkeit zu erwähnen, zu welcher der Herr Wahlcandidat seine Subalternen in Erfüllung ihres Berufes zu begeistern wußte und das zarte Verhältniß von Ehrfurcht und Liebe, was sich nach und nach aus demselben herangebildet hat, und auf welches dieselben nach seiner Auflösung mit wahrer und tiefer Wehmulh zurückblicken. Der Herr Wahlcandidat sorgte für seine Sub alternen als wahrer Vater für seine Kinder, weshalb die Anhänglichkeit an ihn auch immer noch fortbauert und sie gewiß sie auch ferner zu bezeugen nicht unter lassen werden. Da in einem so langjährig verwalteten schwie rigen Beruf auch öfters Konflikte vorkommen, so hätten wir gewünscht, daß in dem Inserate namentlich er wähnt worden wäre, wie glücklich der Herr Wahl- eandidat in ihrer Beseitigung stets gewesen ist. Dahin rechnen wir sein seines Benehmen, nach Verletzung der im Constitutionsjahre auf dem Markte in Dippoldiswalde von ibm gepflanzten Constitutionseiche, die für ihn so ehrenvolle Erledigung aller daraus hervor, gegangenen Verwickelungen, seinen siegreichen Kampf mit den, in eine Broschüre zusammengefaßten und öffentlich auf dem Jahrmärkte verkauften Anklagen seines ehemaligen AmtScopisten GerSdorf, mit den An klagen des Stadtvcrordnetencollegii zu Dippoldiswalde, vermöge welcher er beschuldigt ward, das gute Erdreich seines DienstfeldeS auf sein Eigentum abgefahren zu haben. Hierher gehört auch die ihm in Dippoldis walde zu Theil gewordene ungeheuchelte Anerkennung für Verwendung in Betreff der Begnadigung der in die Maiuntersuchung verwickelt gewesenen Individuen. Auch wäre hier des wahrhaft erhebenden Zu sammenwirkens mit Kirchen- und Schulinspection der Stadt Dippoldiswalde und Landschaft zn gedenken gewesen, was hauptsächlich dem Verdienst des Herrn Wahlcandidaten zuzuscbreiben war. Da bei einem Wahlcandidaten auch mit Recht auf Sittenreinheit gesehen zu werden pflegt, so hätten die angeblichen „Freunde des Rechts und der Wahrheit" auch der als Muster Allen vorleuchtenden Sittenreinheit des Herrn Wahlcandidaten gedenken sollen, denn in der Fa milie und im Amt leuchtete er als Muster gerade in dieser Beziehung vor, Wenn endlich auch die Gabe der Rede bei einem Wahlcandidaten gewogen wird, so sind wir sicher, daß der Herr Wahlcandidat nicht zu leicht befunden worden sein würde. Er besitzt dieselbe in einem ausgezeichneten Grade und weiß mit ihr in dem ansprechendsten Ge wand eine Fülle der begründetsten und wohlgeordnetsten Kenntnisse in seinem Kreise zu verbreiten, so daß die hohe 2. Kammer gewiß manche angenehme Unterhaltung und Belehrung gehabt haben würde. Namentlich besitzt der Herr Wahlcandidat die Gabe, für jeden Moment und ;ede Umgebung gerade das Passendste auszuwählen, mit der größten Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit und zwar aus allen Gebieten des menschlichen Wissens, in denen er wie zu Hause ist, vorzutragen. Hierzu kommt, daß er mit den Worten sehr sparsam umgeht und die rhetorischen Wendungen, was namentlich für einen Kammerredner von Wichtigkeit ist, mit der größten Kunstfertigkeit anzuwenden versteht. Jedes Wort, waS derselbe spricht, ist gewichtig und ein Bollwerk für Die, welche daran zu rütteln wagen. So sind wir zwar auch einerlei Meinung mit den angeblichen „Freunden für Recht und Wahrheit," — aber wir hätten die Nichtbeachtung reellerer Verdienste des Herrn Wahlcandidaten mehr als sie beklagt. Warum sollte man sich in einem solchen Falle nicht dem Schmerz ganz hingeben dürfen? -s- Tagesgeschrchte. Glashütte. Am Freitag Abend ist die Tochter de- Mühlenbes. Weigelt aus Bärenhecke mit einem zweispännigen Geschirr aus Dresden gekommen, hat auch ein anderes Mädchen, eine gewisse Nicolai, mit auf dem Wagen ge nommen. Auf der Müglitzstraße, zwischen Glashütte und der Krugmühle, werden dieselben von einem Menschen mit den Worten angefallen: „Wartet, ihr Luder, ich schlag' Euch todt!" Mit einem Maurerkrönel bewaffnet, dringt er auf die beiden Mädchen ein; die Weigelt springt aus dem Wagen, die Nicolai aber erhall verschiedene Schläge auf den Kopf, die bis auf'S Gehirn eindrangen. Beide Mädchen ergreifen dir Flucht nach dem Dittrichschen Gasthof in Oberschlottwitz, wo Fuhrleute versammelt find, denen sie da- Geschehene mittheilen. Bald darauf kommt rin Mensch in den Gasthof, zwei Pferdedecken auf dem Arme tragend, in deqr die Mädchen den Menschen, der sie angefallen, er kennen. Als man seiner sich zu bemächtigen sucht, will er durch- Fenster entspringen, wird aber nach längerem Ringen noch arretirt und bald darauf in das Gericht-amt zu Pirna abgeliefert. Die Nicolai ist in obigem Gasthof vom hiesigen Arzte Hrn. t)r. Meißner untersucht worden, wird noch dort von ihm behandelt und hoffentlich gerettet «erden. Leipzig. Um sich einen Begriff von der Größe des Schabens zu machen, den das Hagelwetter vom 27. Ang. nur allein durch zerschlagene Fensterscheiben