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Dienstag. 73 18. September 1860. Erscheint Preis Dienstags undWM^^ * S M M I"o Quartal LLWemerrtz-Ieüuua.ÄL anstalten. I «- 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein «vd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Zur Landtagswahl im 7. städt. Wahlbezirke. 8uum ouigue! In Nr. 147 des diesjährigen „Pirnaischen An« zeigers" sind mehrere, sich so nennende „Freunde für Recht und Wahrheit" in einer Annonce ausgetreten und haben derjenigen einzigen Stimme, welche in der Wahlversammlung mit ihrem Herrn Candidaten einsam stehen blieb, den nach ihrer Ansicht verdienten Dank gezollt. Der Herr Kandidat, auf den diese einzige Stimme fiel, war unser Mitbürger, der nunmebr pensionirte Herr Gerichtsamtmann und Advocat Lehmann. Je mehr jetzt derartige Dankesbezeugungen in der Presse aus verdächtigen Quellen zu kommen pflegen, weswegen auch ein Theil des Publikums von vorn herein gegen dieselben eingenommen zu sein pflegt, um so mehr halten wir uns verpflichtet, ein Wort zur Berichtigung und Aufklärung des Urtheiles über diesen Artikel in dem vorliegenden Blatte zu sagen. Es kommt doch hauptsächlich in Kreise, wo man mit den zur Sprache gebrachten Verhältnissen ziemlich genau bekannt ist. Wenn eS nun in dem fraglichen Artikel heißt: „Der wärmste Dank aber auch der einzigen Stimme, durch welche, unabhängig von Einflüssen, die Erinnerung an die Verdienste eines Mannes ausgefrischt wurde, der durch die thätigste und uneigennützigste Mitwirkung bei Verpflanzung der Taschen- uhrenfabrication nach Glashütte, durch die eine ansehnliche Ge werbsgruppe in Rabenau vereinigende Gewerbs-Ordnung, durch die beiden Städten gegebenen Ortsstatuten und einem der aus gedehntesten landwirthschaftlichen Vereine ertheilten Satzungen, durch Herbeiziehung einer dem Meißner Land neuen Gewerbs- Production, durch seine Leistungen für Kirchen-, Schulen- und Gemcindeangelcgenheiten, durch seine Verwendungen für Straßen- verbindnngen über Dippoldiswalde und Glashütte, durch viele andere Bemühungen gemeinnütziger Thätigkeit und volksfreund licher Gesinnung j des Ehrenbürgcrrechts zu Glashütte und der wiederholten öffentlichen Anerkennung einer angesehenen Amts landschaft würdig erachtet und dessen Ruf von Allen unangetastet gelassen wurde, welche das nüchterne Urtheil über Volksbedürf- nisfe dem Volksbeglückungsschwindel verziehen." so müssen wir in der That bedauern, daß die beispiels weise» Verdienste, durch welche jener einzige Wahlmann die Erinnerung an den Herrn Gerichtsamtmann Advocat Lehmann anfgefrischt haben soll, nicht mit mehr Auswahl und Berücksichtigung aus ein so wichtiges Amt, als das eines städtischen Abgeordneten ist, und der Bedeutung der Person und ihrer Eigenschaften angeführt worden sind. Wir halten uns nämlich (wenn es uns gestattet wird, in seinem Namen zu sprechen) überzeugt, daß der genannte Herr Wahlcandidat auf diese Verdienste den Werth, welchen die angeblichen Freunde „für Wahrheit und Recht" darauf legen, gewiß nicht legt. Der genannte Herr Wahlcandidat war eine lange Reihe von Jahren hindurch, als Gerichtsamtmann zu Dippoldiswalde, ein gut besoldeter Staatsdiener. Es würde ihm daher gewiß nicht eingefallen sein, seine Mitwirkung bei Verpflanzung der Taschenuhren fabrikation nach Glashütte, die Anfertigung der Gewerbs ordnung für Rabenau, die Ortsstatüten für den genannten Ort und Glashütte, seine Leistungen für Kirchen-, Schul- und Gemeindeangelegenheiten als einen Beweis seiner Uneigennützigkeit ausznkellen. Er weiß eS zu gut, daß er, als gut bezahlter Staatsdiener, die Pflicht hatte, nach seinen besten Kräften für das allgemeine Beste thätig zu sein, ohne Anspruch auf eine Anerkennung zu machen, die man nur Demjenigen zugestehen könnte, welcher alles Dies ohne Amtspflicht und Bezahlung dafür gethan hätte. Bei Verpflanzung der Taschenuhrensabrikation nach Glashütte insonderheit gebührt das Hauptverdienst Herrn Bürgermeister Lange in Glashütte, und was die Fertigung der Orts- und Gewerbsstatuten anbe langt, so rst dies, da zu dergleichen Arbeiten Schablonen in Unzahl vorhanden sind, nicht etwa höher, als jede andere, von einem studirten Manne gemachte Canzlei- arbeit anzuschlagen. Dieselbe Bewandtniß hat es auch mit den, „dem ausgedehntesten landwirthschaftlichen Vereine ertheilten Satzungen," wenn schon nicht ge leugnet werden soll, daß die Fertigung dieser Arbeit nicht zu den Berufspflichten des Herrn Wahlcandidaten gehörte. Es wäre, da in den Kreisen, für welche das Blatt, in dem sich das Inserat befindet, bestimmt ist, Unkenntniß darüber herrscht, nöthig gewesen, daß sich die angeblichen „Freunde für Wahrheit und Recht" genauer und bestimmter ausgesprochen hätten über die, von dem Herrn Wahlcandidat in das „Meißner Land" verpflanzte „neue Gewerbsproduction" und ihren der- maligen Zustand, sowie über seine „Verwendungen für Straßenverbindungen über Dippoldiswalde und Glas hütte." Insonderheit herrscht in Dippoldiswalde über diesen Punkt noch große Unsicherheit des Urthcils. Ferner hätten die „vielen andern Bemühungen gemeinnütziger Thätigkeit und volksfreundlichcr.Ge sinnung" der Unwissenden halber etwas näher bestimmt werden sollen, denn solche gänzlich unbestimmte An deutungen geben doch zu wenig Anhalt für gewisse Kreise, für welche jenes Inserat bestimmt ist. Endlich glauben wir auch, daß dem Herrn Wahl candidat mit Erwähnung des ihm „von Glashütte aus ertheilten Ehrenbürgerrechtes und der wiederholten öffentlichen Anerkennung einer ungesehenen Amtsland- schast" kein Gefalle geschehen sein wird. Nicht als ob