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426 soll sein, die neapolitanische Flotte in seine Gewalt zu bekommen, um mit Hilfe derselben Venedig anzugreisen. Für den König von Neapel sind bereit» Zimmer in Baden bei Wien eingerichtet, und seine Stiefmutter hat sich ein Landgut bei Wien gekauft. Man zweifelt nicht mehr daran, daß Neapel Garibaldi zusallen wird, denn das Volk hält ihn für unwiderstehlich und glaubt, daß er unter besonderem höheren Schutze stehe, und erzählt sich seltsame Geschichten von ihm, z. B. daß er in seiner rolhen Blouse, seiner gewöhnlichen Tracht, die Kugeln in der Schlacht auffange, und sie dann von sich schüttele. Uebrigens ist Garibaldi frei von allem Ehrgeiz, seine Person gilt ihm Nichts, er lebt nur für die Sache, der er dient. Kürzlich hat er, in Bezug auf ein, neu unter dem Titel „Jndependant" (der Unabhängige) in Palermo erscheinendes Journal, bekannt gemacht: daß dieses Journal diesen Namen um so mehr verdienen werde, wenn es damit beginne, ihn nicht zu schonen, wofern er jemals seiner Pflicht als Sohn des Volks und den Grundsätzen der Aufklärung und Humanität, den er huldige, untreu werden sollte. vr. Martin Luther über das Turnen. Man kann nicht genug die Worte beherzigen und dem Publikum vorsühren, die vor nunmehr länger als drei hundert Jahren Ur. M. Luther über das Turnen geschrieben hat. Sie treffen genau Das, was unserer Zeit vor Allem Noth thut. Luther sagt: „Darum ist eS auch sehr wohl bedacht und geordnet, daß sich junge Leute üben und etwas Ehrliches und Nützliches vorhaben, damit sie nicht in Schwelgen, Unzucht, Saufen und Spielen gerathen. Dero- halben gefallen diese zwo Uebungen und Äurzweile am Allerbesten, nämlich die Mustca und Ritterspiel, oder Leibes übungen mit Fechten, Ringen, Läufen, Springen u. s. w., unter welchen das erste die Sorgen des Herzens und die traurigen Gedanken vertreibt; das andere macht seine, geschickte, starke Gliedmaßen am Leibe und erhält ihn sonderlich bei Gesundheit. Die endliche Ursache ist auch, daß man nicht auf Unzucht und Spielen geralhe, wie man jetzt leider fleht in den Städten und an den Höfen. Also geht's, wenn man solche ehrbare Uebungen und Rilterspiele verachtet und nachläßt. Zu geschweige«!, daß uns Deutschen zu dieser Zeit wahrlich hoch vonnöthen ist, zum Heer und Streit tüchtig und allezeit bereit zu sein. Denn es sollen ja unsere Jungen Land und Leute vertheidigen und Kriegs leute sein; dieselbige find als Pfeile, die da treffen, der Herr schießt sie ab und giebt fit. Alte Leute find nicht geschickt zum Kriege, sondern, wo Arbeit ist, dieselbe sollen junge Leute auf sich nehmen. Sie gerathen auch in dem Krieg ober Streit wohl, wenn Gott seinen Segeo giebt; denn derselbige will also, daß die Jüngeren Land und Leute beschützen und vertheidigen; es hießen daher auch Ritter oder Remer Die, so ihre Leutlein aus Noth errettet haben, und werden also bei ihrem Namen, ihres Standes, Amtes und Tugend ermahnt. Derohalben müssen unsere Jungen ernst und streng auferzogen werden, nicht tändelnd und spielend, wie Etliche thun. Sie sollen früh zeitig lern«« und entbehren, die Arbeit lieben, Beschwerden ertragen und keine Anstrengung scheuen; denn sie müssen hinaus in das Leben und hinfort auch in den Krieg ziehen — da ist aber eitel Arbeit und viel Drangsal zu erdulden. Die Tugenden, in welchen wir unsere Jungen auSrüsten sollen, find vornämlich: Gottesfurcht, Arbeitsam keit, Vaterlandsliebe, Mäßigung, Muth und Demuth. Mit solchen Waffen find sie zu jeglichem Kampfe wohlge rüstet, denn sie haben eine gesunde Seele in einem ge sunden Leibe." Sind das nicht goldne Worte, gleichsam für unsere Zeit geschrieben? Kirchliche Nachrichten. Altenberg, vom 12. bis 19. August 1860. Gestorben ist Anton Laurentius Hartig, ans Bürger u. Bergmann allhier, an Auszehrung, alt 58 Jahr 10 Mon. 1 Woche. Nächsten Sonntag ist öffentliche Cominunlon, die Beichte '/28 Uhr, Am 13. Sonntage nach Trinitatis, den 2. September d. I., findet beim VormitlagSgotteSdienste, der um S Uhr seinen Anfang nehmen wird, die Probeablcgung deS, vom Königl. hohen Ministerio des CultuS und öffentl. Unterrichts zum Dia- conuS in Altenberg defignirten Herrn Christian Samuel Theodor Kleinpaul, zeither Pfarrvicar zuSchönfeld bei Leipzig, statt. Markt-Preise. Pirna, den 18. August 1860. Schfl. Thlr. Ngr. Thlr. Ngr. Weizen S 10 zu ISS Pfd. bis 6 — zu 166 Pfd. Roggen 4 — zu ISO Pfd. bis 410 zu 160 Pfd. Gerste 3 ü zu 135 Pfd. bis — — zu —Pst. Hafer 2 5 zu 86 Pst. bis 2 20 zu 106 Pfd Rübsen — — zu — Pfd. bis zu — Pfd. Raps 6 10 zu 138 Pst. bis 6 20 zu 142 Pst. Wicken — — zu — Pst. bis — — zu — Pfd. Hirse 6 15 zu — Pst. bis 7 — zu —Pst. Grütze 5 10 zu — Pfd. bis 9 15 zu — Pfd. Erbsen — — zu — Pst. bis — — zu — Pst. Linse» 7 — zu — Pfd. bis 8 — — Pst. Bohnen 7 — zu — Pfd. bis — — zu — Pfd. Der Centn» Heu 20 Ngr. bis — Thlr. 22 Ngr. Daö Schock Stroh 6 Thlr. — Ngr. bis 6 Thlr. 15 Ngr. Schfl. neue Kartoffeln 1 Thlr. 5 Ngr. bis 1 Thlr. 15 Ngr. Die Kanne Butter 13 Ngr. bis 15 Ngt. DaS Schock Eier 21 Ngr. bis 24 Ngr. Schfl. neues Korn 3 Thlr 10 Ngr.zu14S, b. 4 Thlr. — Ngr. zu 154 Pfd. Witterungs-Nachrichten in nächster Nummer. > Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 6. September 1834, tz. 15, wird hiermit bekannt gemacht, daß das 8. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1860, des Inhalts: Nr. 37. Verordnung, die polizeiliche Beaufsichtigung und den Gebrauch der transportabel!! Dampfma schinen, sog. Locomobilen betreffend, vom 9. Juni 1860; . — Nr. 38. Verordnung, die Schürfarbeiten bei dem Regalbergbau betreffend, vom 13. 3um 1o60; Nr. 39. Verordnung, die Prüfungen für das Militärrichteramt betreffend, vom 29. Mai 1860;