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wird um 6 Ubr bier erwartet. Feldmarschallleutnant Graf Mensdorff-Pouilly wird den hohen Gast a» der Landesgrenze empfangen. (Tel. Dep. d. Dr.J.) Oesterreich. ZnÄieN hält noch lmmer der Reichs rath, eine Art von erster Kammer — eine zweite giebt eS aber in dem unconstitutionelle» Oesterreich nicht — seine Sitzungen. ES ist demselben das Armec-Budjet für 1861 vorgelegt worden. Dasselbe beläuft sich auf 99 Millionen Gulden. Darunter findet sich merkwürdiger Weise ein Posten von über eine Million znr Unterhaltung der Truppen des aus seinem Amte von seine» frühen, Unterthane» entlassenen Herzogs von Modena. Man begreift nicht, wozu ein Herzog ohne Land noch Sol daten braucht; sicherlich nicht, um sich durch dieselben die Herzen seines Volkes wieder zu erobern; am aller wenigsten begreift man, wie das österreichische Volk dazu kommt, diese Soldaten unterhalten zu müssen. — Im Lande Venetia ist eS jetzt gefährlich, einen Bart zu tragen. Kürzlich wurden in Padua 15 junge Leute aus geachteten Familien durch GenSdarmen zu einem Barbier gebracht, der ihnen im Namen des Gesetzes die Bärte, hinter denen man ein geheimes Einverständ- niß mit dem gefürchteten Garibaldi argwöhnt, abnehmen mußte. Belgien. Einer der glücklichsten Staaten in Eu ropa ist Belgien, wo seit 30 Jahren der vom Volke selbst gewählte König Leopold, aus dem Hause Coburg, in Uebereinstimmung mit der Volksvertretung und allen zeitgemäßen Wünschen seines Volkes Rechnung tragend, in liberaler Weise regiert. Am 21. Juli wurde unter herzlicher und begeisterter Theilnahme der Bevölkerung in der Residenz Brüssel der 30. Jahresantritt seines Regierungsantrittes gefeiert. Bei Gelegenheit der ihm an diesem Tage dargebrachten Glückwünschungen äußerte der König unter andern,: „Meine Herren! es giebt kein edleres, kein schöneres Schauspiel, als die Einstimmig keit eines Volkes in seiner Liebe für das Vaterland." Im ferneren Verlauf seiner Rede sagte er: „Europa hat Euch stets Eure Existenz anvertraut. Diese Aufgabe habt Ihr gelöst, Ihr befindet Euch in den Vesten Be ziehungen mit allen Mächten. Stark durch diese ehren vollen Resultate und durch unser unabhängiges Bestehen, laßt uns hoffen, daß die göttliche Vorsehung uns ferner ihren Schutz gewähren werde, laßt uns nie den von dem Lande selbst erwählten Wahlspruch vergessen: Ein tracht macht stark!" Sicilien. Garibaldi hat den Feldzug gegen Mes sina begonnen. Bei Milazzo haben zwei Gefechte mit den königlichen Truppen stattgefuudrn, deren Resultat die Einnahme Milazzo selten der Garibaldianer war. Garibaldi soll bereits über eine Armee von 30000 Mann verfügen. Es gebt das Gerücht, Garibaldi habe sich mit 5000 Mann an der neapolitanischen Küste ausge schifft. Zur Einverleibung von Sicilien mit Sardin en hält der Diktator die Zeit noch nicht reif und ein Ab gesandter des sardinischen Ministers Cavour, der ür eine sofortige Einverleibung Stimmen zu gewinnen suchte, mußte eS sich gefallen lassen, auf ein Schiff ge bracht und von der Insel entfernt zu werden. Um den inneren Verkehr auf der Insel Sicilien zu fördern, hat Garibaldi den Bau einer Eisenbahn von Palermo nach Messina über Caltanisetta und Catania beschlossen. Der Kampf zwischen den Drusen und Maroniten. Ein Kampf in der Türkei ist heut' zu Tage keine gleichgültige Sache mehr für Europa, da hierbei europä ische Interessen vielfach in Berührung kommen. Und zumal unter gegenwärtigen Verhältnissen, wo die Cabinete von Frankreich und Rußland mit einander geheime Pläne zu schmieden scheinen, wobei eS auch mit auf die Türket ab gesehen ist, dürfte ein dort entstandener Kampf leicht zur Brandfackel werden, wodurch der hier und da angehäufte Zündstoff leicht in Helle Flammen versetzt werden könnte. Wenden wir daher einmal unfern Blick nach einem Kampfe, der in dem unter türkischer Botmäßigkeit stehenden Syrien bereit« seit dem Monat Mai zwischen zwei Bölkerstämmen wüthet, welche schon öfter religiöser Fanatismus gegen einander gehetzt hat. ES find dies die Drusen und die Maronitin;—jene, ungefähr 150000 Seelen zählend, der Seele der JSmaeliten angehörig, in ihrem CultuS Gebräuche der jüdischen, christlichen und muhamedanischen Religion vereinigend, dabei aber der Vielweiberei und Blutrache huldigend; diese, die Maroniten, von einem alten Patriarchen Maro so genannt, über 200,000 Seelen stark, find ein Mittelding zwischen katholischen und grie chischen Christen, viele Nonnen- und Mönchklöster unter haltend, der Blutrache ebenfalls ergeben und auf einer eben nicht hohen Stufe der Cultur stehend. Beide Völker bewohnen die Abhänge des einst durch seine Erdern be rühmten Libanon, nördlich von Palästina, nähren sich von Ackerbau, Weinbau und Seitenzucht und führen ein ziemlich unabhängiges Leben. Schon seit dem Monat Mai liegen sich diese beiden Volksstämme aufs Nene in den Haaren. Die Mätoniten hatten diesmal die Raufereien begonnen, wie eS scheint, gleichzeitig durch französische und russische Agenten dazu aufgestachelt, zogen aber dabei den Kürzern. Die Drusen brachten ihnen mehrere Niederlagen bei, verwüsteten eine große Anzahl ihrer Ortschaften, verübten unmenschliche Grausamkeiten gegen die Christen, zerstörten die Klöster, entehrten die Nonnen u. s. w. Neuerdings, am v. Juli, sand auch in der am östlichen Abhang des Libanon gelegenen, von Alter- her berühmten Stadt Damaskus ein Angriff auf die Christen statt, 500 der selben wurden dabei getödtet und die Frauen in die Harem- fortgeschleppt. Alle Consulate, mitAuSnahme des englischen — die Engländer haben es immer mit den Drusen ge halten — wurden verbrannt, der holländische Konsul wurde getödtet, und der russische, griechische und französische Konsul nahmen ihre Zuflucht zu dem, au- den algierischen Kämpfen her bekannten Erzfeind der Franzosen, zu — Abdelkader, der seit seiner Entlassung au- der französischen Gefangenschaft in der Nähe von Damaskus lebt. Dieser hat sich edelmüthig der verfolgten Christen angenommen und schützt st« durch 1200 Algerier. Die französische Regierung, die sich von jeher der Maroniten angenommen hat, ist über diese Angelegenheit in lebhafte Vcrhandlungen mit der englischen Regierung getreten und hat bereit- einen Dampfer mit einem kaiserlichen Speeial-Commiffair nach dem am Fuße de- Libanon am mittelländischen Meere gelegenen Beyrut entsendet, der die ihm nachfolgenden 20000 Mann Truppen commandiren soll, welche bereit- in Toulon ringeschifft werden.