Volltext Seite (XML)
360 Dohnas Untergang, oder das KastalliendSrfchkn. Eine historische Erzählung an, dem 14. und 15. Jahrs; (Fortsetzung.) Mechthilde und Maul. Häufig hielt sich der alte Burggraf Otto und die Seinigen auf dem Ritterhofe, welchen sie in Dres den besaßen, auf. Es war um die Zeit, da Je schke in Prag war, als Maul sich längere Zeit in Dres den befand und viel am Hoflager des Markgrafen verkehrte. Maul war ganz das Gegentheil seines BruderS Jeschke; er war ein frommer, wahrhaft guter und redlicher Mann, er hielt streng auf Ritterehre, und so wie er Niemand Unrecht that, so würde er irgend eine Beschimpfung, die man ihm und seinem Hause anthat, nur mit seinem Blute abgewaschen haben. Er war zu der Zeit sehr traurig und nieder geschlagen ob deö Verdachtes, welcher seinen Bruder wegen der Niederbrennung des Klosters getroffen hatte, sowie daß der Bischof von Meißen die Angelegenheiten deö Klosters beim Markgrafen in Anregung gebracht. Ferner bekümmerte ihn, baß sein HauS durch Je sch ke'S Rohheit und Rachsucht in so viel unrechtmäßige Fehden sich verwickelt habe, und daß ihm tagtäglich von allen Seiten neue Feinde erständen, welche am Ende den Untergang Dohna's herbeiführen müßten. Der Markgraf achtete und ehrte Maul und sah ihn gern bei sich am Hofe. Eines Tages, wo sich mehrere Edlen und Ritter in seiner Hofburg versammelt hatte, unter denen auch Mau! sich befand, zog der edle Markgraf den jungen Dohna in eine Fensternische und sprach: „Gestern ist mein Abgesandter aus Prag zurückgekehrt, welche» ich hauptsächlich Eures Vaterö wegen mit dorthin gesandt, um beim König Wenzel sich wegen der Besitzungen und der Acht Wernher'S von Bünau zu verwenden, besonders, da ich ihm darthun ließ, baß der Grimmenstein Meißner Lehen sei. Der König halte seinen Jrrchum bereits eingesehen, und erklärt, baß er seine LehnSurkunde zurücknehmen und die Acht des Bünau aufzuheben gesonnen sei, als Euer Bruder Jeschke erschienen, und durch aller lei Vorspiegelungen und Winkelzüge den König Wen zel vermocht habe, zu erklären: daß diese Angelegen heiten allen Rechtes abgethan und nichts darinnen abzuändern sei. Die Angelegenheit deö Sobrigauer Klosters hat, wie Ihr bereits wissen werdet, der Bischof von Meißen vom Neuen angeregt, und wenn ich auch solcher Missethat Euern Bruder nicht fähig halte, so hat doch seine Drohung gegen den Abt den Ver dacht möglich gemacht. Neue Klagen von Wegelagerei und Bedrückungen werden Euch vorgeworfen, die Fehden mit Wehlen und Rathen sind noch nicht eingestellt, so wie Euer Bruder Jeschke dem Körbitz immer von Neuem droht. — Ihr könnt aus Dem erkennen, daß ich das Hauö Dohna noch hoch ehre, da ich Euch hiermit beauftrage, das eben Gehörte Eurem Herrn Vater mitzutheilen nnd ihm zu bescheiden: Die Bü nau'sch e Angelegenheit sofort abzumachen, die Güter desseben herauSzugeben und die eben benannten andern Beschwerden sofort zu beseitigen. Geschehe dies nicht binnen hier und nächstem Frühjahr, dann sehe ich mich genöthigt, ihn mit harter Fehde zu überziehen!" „Gestrenger Herr Markgraf, Ihr droht unö und unserm Hause mit harter Rede. Noch weiß ich nicht, was ich von dem eben Vernommenen für wahr halten darf. Ihr wißt, ich bin der jüngste Sohn des Hauses und kenne nur wenig die äußern Angelegenheiten, welche Jeschke im Namen des Burggrafen besorgte. ES wirb zwar Eure Rede meinen Vater höchlichst erzürnen, denn er ist heftig; doch werde ich Euren Auftrag bestellen!" „Maul," sprach, demselben freundlich die Hand reichend, der Markgraf; — „ich kenne Euch; Ihr habt Euer Herz auf dem rechten Flecke; doch glaubt mir, Euer Bruder Jeschke zieht ein schweres Unge- wilter über Eurem Haupte zusammen — denn er treibt sein Wesen nicht ritterlich!" „Herr Markgraf," antwortete Maul erröthend; „bedenkt, baß ich Jeschke's Bruder bin, zu dem ihr sprecht, und baß der Schimpf, welcher ihn treffen soll, auch mich trifft!" „Ihr habt ein edles Herz," sagte der Matkgras. „Nun thut, wie ich Euch geboten; — der Herr möge alles zum Besten lenken!" Mil diesen Worten verließ der Markgraf das Zimmer. Als hierauf Maul traurig nach seinem Ritter sitz zurückzukehren gedachte, begegnete ihm ein Edel fräulein der Markgräfin, welche ihn so genau zu betrachten schien. Als Maul deshalb einen Blick auf sie richtete, rief er stehen bleibend, als wie aufs Höchste überrascht: „Mechthilde! — Ihr hier?" Hoch erröthend antwortete die Angerufene halb laut: „Seit 3 Monden bin ich, durch Jhro Gnaden der Frau Markgräfin Fürwort — Edelfräulein am Hoflager worden, auS dem Kloster zu Seußlitz hier!" „Ach, wie habe ich mich schon längst gesehnt, Euch einmal zu sehen! — Der Meierhof stand, seit Ihr verschwunden, ganz verwaiset. — Ihr Hoffräu lein? — Mechthilbis, wer seid Ihr?" „Herr Ritter, dies kann sich Euch hier nicht mittheilen und überhaupt geziemt es sich wohl nicht, daß ich mich bei Euch aufhalte!" Indem sie daher an Maul vorüber wollte, faßte er ihre Hand und sprach bittend: „O, Mechthilde — könnt Ihr mir nicht gewähren, Euch einmal zu sprechen? Verwerft meine so herzliche Bitte nicht! Denn wißt: ich habe Euch viel zu sagen!" Nachdenklich blieb Mechthilde stehen. Flüsternd sagte sie: „Wißt ihr auch, Herr, daß sich daö nicht geziemt, Euch allein zu sprechen? Doch, Maul," sprach sie — indem ihr Gesicht sich mit Purpurröthe überzog, „morgen nach der Frühmesse wartet am Schloßthor; Gertrud auS der Meierei ist hier, sie mag Euch zu mir geleiten, und wenn ihr genehmigt, in ihrem Beisein mit mir zu sprechen, dann sei eS Euch zugestanben!" Sie eilte fort. „O Gott! ich danke Euch, Mechthilde!" sprach Maul. Fortsetzung folgt. Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 8. Sitzung, am 31. Mai 1860. Anwesend die Stadtverordneten: Frosch, Vorsteher, Näser, Habersang, Heerklotz, Reinhardt, Böhme, Rennert und Nacke, sowie Ersatzmann Schultze. Nachdem das Collegium I) auf die Beschlüsse und Mittheilungen deS Stadt- raths in Ansehung der aus dem Kühnel'schen Legate zum