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359 zum allgemeinen Bedauern den Einen scheiden sehen müssen, als den Hrn. Stocksfactor Nikolai, unter dessen sorgender Obhut Thurm, Uhr und Glocke gestellt find, zu veranlassen, nicht fernerhin uns das Tönen der ehernen Zunge auch der Bergglocken bei feierlichen Ge legenheiten zu entziehen. Und so schließe ich denn mit den Worten aus unseres Lieblingsdichters „Glocke": „Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine, Versammle sie die liebende Gemeine. Und dies sei fortan ihr Beruf, Wozu der Meister sie erschuf!" (lumpunophilus. Altenberg, II. Juli. Nächsten Sonntag hält unser Herr Diaconus Colditz seine Abschiedspredigt, um dann sofort als Pfarrer nach Rathendorf (Ephorie Rochlitz) abzugehen. Die Kirchfahrt verliert an ihm einen treuen Seelsorger. Sein Wort, sowohl in Freud' und Leid gesprochen, der stete Abdruck eines edlen Ge- müthes, ergriff stets die Herzen seiner Zuhörer. — So, ohne alle Heuchelei, voll von Gemüth war er auch im Umgang, und ein Freund der Armen war er im vollsten Sinne des Wortes. — Wenn er nun auch an die 8 Jahre mit Segen an unserer Schule gewirkt, — so kann nur eine Stimme, die des herzlichsten Wohlwollens ihm folgen, und die besten Wünsche von Alt und Jung werden ihn in das freundliche Muldenthal begleiten. — Möge die milde Pflege ihn reichlich entschädigen für die Stürme, die oft an das Diaconat geschlagen haben. Dresden. Am 7. d. Mts. ist der k. bayerische Kämmerer undKürasster-Obcrlieutenant Graf v. Khuen- Belasi, Ehrencavalier I. k. Hoh. der Frau Erbprin- zesstn von Thurn und Taxis, bei einer Wasscrpartie in der Elbe ertrunken. Der flache Kahn schöpfte etwas Wasser, er sprang als guter Schwimmer in dasselbe, um das Land schnell zu erreichen, rief noch dem ihn begleitenden vr. M. zu, dasselbe zu thun, sank aber, nahe dem Ufer, wahrscheinlich vom Schlage getroffen, unter, und wurde bis jetzt noch nicht gefunden. — Wie cs heißt, wird in nächster Zeit Se. Maj. der König den Großherzog von Toscana zu Besichtigung einiger Chemnitzer Fabriken geleiten. Auch von einer Reise des Königs ins Voigtland ist die Rede. — Dem Dresdner Frauenverein sind aus einem Legate der Schwestern Adolfine Charlotte und Marianne Schuhmann 7000 Thlr. in sächsischen, 800 Thlr. in preußischen, 2450 Silberrubel in russischen, 1000 Gulden in würtembergischen Papieren zngefallcn, wovon jedoch die Universalerben und beziehendlich deren Kinder auf Lebenszeit die Zinsen beziehen. — Desgleichen ist dem Verein zum Schutze der Thiere von Frl. Amalie Wil helmine Unger ein an der Augusstusstraße Nr. 4 ge legenes Haus von 9 Fenstern Front und 5 Stockwerken vermacht worden. — Die Jacobische Maschinenfabrik in Meißen hat am 9. unter entsprechenden Feierlichkeiten ihr 25jähriges Jubiläum begangen. Leipzig. Während der am 9. Abends auf dem Exercierplatze der Communalgarde abgehaltenen Revüe ist es zwischen Studenten und Gardisten zu einem heftigen Konflikt gekommen, der mehrere Verhaftungen zur Folge hatte. Das Turnen im Königreich Preußen. In der preußischen Centralturnanstalt wird jetzt da- Tnrnen so gelehrt, daß man es als eine Vorschule für die später folgende militärische Ausbildung der Soldaten ansieht. ES soll dadurch die Wehrhaftmachung des Bolke- befördert werden. Die Centralturnanstalt hat bereits die Turnlehrer für die Seminarien geliefert, und di« Absicht des Ministeriums geht nun dahin, daß das Turnen nach dieser Methode nicht allein in den Gelehrten-, Real- und Bürger-, sondern auch in den Land- und Volksschulen allgemein eingcführt werde. ES soll darin mit den jugendlichen Spielen, mit der Begehung vater ländischer Feste in Verbindung gebracht und die angemessene LeibeSübung der Jugend zur Volkssitte werde». Alle Provinzialregierungen find durch eine Verfügung vom 26. Mai l. I. angewiesen, in diesem Sinne zu wirken. Wenn man bedenkt, daß das Turnen zur leiblichen Stärkung der Jugend wesentlich viel beiträgt, daß dadurch schon manchem kränklichen Knaben und Mädchen geholfen worden ist, daß es die Jugend von Unfug abhält, wenn man ferner überlegt, daß der durch daS Turnen gekräftigt« und neugestählte Leib auch geschickter zur Ausnahme des geistigen Unterrichts, zur Ausdauer bei schweren Ausgaben, tüchtiger und vorzüglich geeigneter zur Erfüllung der Pflich ten eines VaterlandSvertheidigerS macht, so muß man der königl. preußischen Regierung bet Ausführung dieser Absicht den glücklichsten Erfolg wünschen. Man darf dies auch hoffen, denn bei dem allgemeinen deutschen Turnfeste in Gotha haben sich, wie auch aus dem, in diesem Blatte abgedruckten Ausruf an das deutsche Volk, erinnerlich sein wird, Männer aus allen Gegenden Deutschlands, nament lich mit Hinsicht auf die drohenden kriegerischen Ereignisse und die nöthige allgemeine Wehrhaftigkeit in diesem Sinne erklärt. Wenn unsere Staatsregierung in ähnlicher Weise vor gehen sollte, was sehr wünschenSwerth wäre, so dürfte sie sich der allgemeinen Theilnahme und Entgegenkommens versichert hallen, auch die Offiziere der Armee würden damit einverstanden sein. Namentlich wäre zu wünschen, daß auch den Kindern weniger bemittelter Ebern Gelegenheit geboten würde, den Turnunterricht zu benutzen. Das wäre eine Aufgabe für die Schulgemeinde! Die Sonnenfinsterniß am 18. Juli 18KV. Diese Sonnenfinsterniß (am Nachmittag obigen TageS) ist die einzige, in diesem Jahre bet uns sichtbare Verfinsterung der Sonne. Die Finsterniß selbst ist total auf einem Theile des atlantischen OceanS, ferner im süd- westl. Theile Europa's, z. B. in Spanten und Afrika. Bei uns wird nur ^/z des Sonnendurchmefsers vom Monde bedeckt werden. Der Anfang der Verfinsterung, die zuerst am östlichen Rande der Sonne bemerkbar wird, tritt bei uns um 2 Uhr 47 Minuten ein; um L Uhr 47 Minuten ist der Mondrand bis zum Mittelpunkt der Sonne vorgerückt, von welcher Zeit an der Mond sich immer mehr auf der Sonnenscheibe zurückzieht, und um 4 Uhr 4S Minuten verläßt er am südwestlichen Rande die Sonne ganz. Be sondere Erscheinungen in der Atmosphäre, z. B. ein merk liches Dunkelwerden und eine bedeutende Abnahme der Wärme, werden bei dieser Ftnsterniß bei uns nicht bemerklich sein, obgleich ziemlich ?/z der Sonne verfinstert ist. — Die nächst folgende, bei uns sichtbare Sonnenfinsterniß ist am Sl. Decbr. l86l; sie steht aber an Größe der heurigen bedeutend nach.