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Freitag. M 54 13. Juli 18«0. SrfchunI MWeißeritz-Zeitung.G Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Nicht ohne Bangigkeit sahen Alle, welche ein Interesse an unserm Vogel- und Scheibenschießen haben, demselben entgegen, weil bis zum ersten Tage des Festes die naßkalte, höchst ungemüthliche Witterung anhielt. Allein die Bangig keit verwandelte sich in Freude, da der Himmel ein freundlicheres Gesicht annahm und dasselbe mit Aus nahme des dritten Nachmittags beibehiclt. An Theil- nahme von auswärts fehlte es nicht, besonders war am ersten Tage und am dritten Abends viel Publikum auf dem Festplatze. Inwieweit freilich die Restaura teure und sonstigen Geschäftsleute mögen zufrieden ge stellt worden sein, können wir mit Bestimmtheit nicht angeben. Auf's Neue hat sich bei diesem Schießen der gute Ruf unserer Scheibenschützen bewährt: Es schossen 103 Schützen, und zwar nach der Königsscheibe jeder 3 Schuß, also zusammen 309 Schüsse, von diesen waren nun 131 Schwarzschüsse, waS bei der Entfernung von 300 Schritten eine lobenswerthe Sicherheit bekundet. Die Königswürde für den Bogel erlangte Hr. Schützen hauptmann Wusch ig, für die Scheibe Herr Stadt- musikdirector Fischer, die betreffenden Marschälle sind Hr. Seilermstr. Lotze undHr. KohlenschreiberGündel in Hänichen, für den Hr. Schneidermeister Hcerklotz geschossen. Die Würdenträger wurden denn auch in der herkömmlichen solennen Weise am Schlüsse des Festes eingeführt in die Stadt, erwarten ihre Morgen oder Abendständchen und bereiten sich vor auf die im Lause ihres Regicrnngsjahres für sie kommenden Ehren tage. Das diesmal abgebrannte Feuerwerk schien im Vergleich zu den vorjährigen den Erwartungen des zahl reich versammelten Publikums weniger entsprochen zn haben. Dippoldiswalde. Der hiesige Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung beging am 4. Juli in der Berg stadt Geising seine diesjährige Hauptversammlung in besonders festlicher Weise. Zwar war das Wetter nichts weniger als freundlich, denn es regnete den ganzen Tag fast ununterbrochen: nichts destoweniger können wir aus voller Ueberzeugung erklären, daß der Eifer und die rege Theilnahme für die gute Sache, wie sie bei den Mitgliedern der Geisinger Parochie hervortrat, die Ungunst des Himmels zu einem guten Theile ver gessen ließ und den Verein jedenfalls um einen erheben den Festtag reicher gemacht hat. Wir gedenken vor Allem in ehrender Anerkennung dessen, was die städtischen Behörden im Verein mit dem Ortsgeistlichen, Herrn k. Weiner, für die Anordnung des ganzen Festes ge- than; wie insbesondere der Letztere weder Mühe noch Zeit gespart, um, gestützt aus die zuvorkommende Be reitwilligkeit der Ersteren, der Feier einen günstigen Verlauf zu sichern. Wir gedenken hierbei der ehren- werthen Bewohner Geisings, welche, soweit der Regen es gestattete, Straßen nnd Häuser mit Ehrenpforten, Guirlanden, Kränzen und sonstigem Schmuck — an einem Hause sah man das mit Blumen umkränzte Bild Gustav Adolfs — ausgestattet hatten. Wir gedenken hierbei auch der wackern Zinnwälder, welche die ge schmackvolle Decorirung des Ältarplatzes sich hatten angelegen sein lassen; wie überhaupt Aller, welche dem festlichen Tage durch ihre Theilnahme die Ehre gaben, insbesondere der Herren Bergbeamten zu Altenberg, Geising und Zinnwaid, ingleichen der Herren Grenzzoll offizianten , der Herren Geistlichen und Lehrer aus der Nachbarschaft, denn das beabsichtigte Eintreffen ent fernter wohnender Herren war mit weniger Ausnahme durch das schlechte Wetter verhindert worden. Die eigentliche Festfeier begann 10 Uhr Vormit tags mit einem Gottesdienste. Nachdem kurz vorher die Vorstandsmitglieder des Zweigvereins aus Dippol diswalde «»gelangt und von Seiten der Schützengilde und anderer Festgenossen mit einem solennen Empfange beehrt worden waren, ordnete sich ein ansehnlicher Zug vom oberen Gasthofe aus und bewegte sich, begleitet von den Schützen und der Zinnwälder Knappschaft, von da in die bereits in allen Räumen angefüllte Kirche. Nach dem Gesänge des Liedes Nr. 271 intonirte Herr ?. Weiner und nachdem ein gemischter Ehorgesang vorgetragen und das Lied Nr. 42 gesungen war, be gann die Festrede, welche Herr Pastor Lumnitzer aus Teplitz aus Ersuchen des Vorstandes übernommen hatte. Der mit einem sehr sonoren Organe begabte Redner hatte den bei Gustav-Adolf-Festcn gewiß ungewöhnlichen, aber hier sehr passend angewendeten Text Luc. 1, 39—56 gewählt und stellte in Folge dessen die Begrüßung der Maria und Elisabeth als Vorbild der Begrüßung bei der Feier des Gustav-Adolf-Festes auf. Nachdem er gezeigt, daß nach solchem Vorbilde diese Begrüßung 1. ein Bekcnntniß der göttlichen Gnade, welche Gott durch den Verein der evangel. Kirche erwiesen, und 2. eine Stärkung in der brüderlichen Liebe, für welche cs in der Kirche noch ein großes Arbeitsfeld gebe, sein müsse, schloß er mit einem kräftigen Gebet für das fernere Gedeihen des Vereines. Dieser nach allen Seiten hin sehr wohlthuend wirkenden und darum mit allseitigem Beifall aufgenommenen Rede folgte der Ge sang des Liedes Nr. 298, 1. 2. 3. und mit dem Segens spruche und dem Gesänge der übrigen Verse des ge nannten Liedes ging die durch Nichts gestörte, von der ungetheilten Aufmerksamkeit und Andacht der Zuhörer