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52 6. 1860. Erscheint . Preis D?eißepil4> ^eÜuno.H^' durch alle Post. ^H^Spatten-Zeile Ms- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Pippotdiswalde, /rauenstein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wie inan hört, sind unsere städtischen Kollegien auf die, bei Sr. Maj. dem Könige unmittelbar eingereichte Petition um Erbauung einer Staatsstraße durch den Weißeritzgrund nach Hainsberg, Seiten des k. Finanzministerii beschieden worden: daß man zwar die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit einer solchen Straße anerkenne, jedoch die definitive Ent schließung hierüber bis zum Eingänge der bereits in Arbeit begriffenen Anschläge ausgesetzt bleiben müsse. Dabei ist zugleich das Bedenken ausgesprochen, daß dieses Straßenbauproject wegen seiner voraussichtlichen Kostspieligkeit, durch den Mangel an verfügbaren Mitteln hierzu, möglicher Weise aufgehalten werben könne. Indem wir zunächst dankbar bas neuerdings unverkennbar hervortretende Bestreben der hohen Staats regierung, denBerkehrsbedürfnissen auch unserer Gegend in geeigneter Weise aufzuhelfen, anerkennen, wollen wir unö heute mit der Frage beschäftigen, auf welche sonstige Weise der Verkehr zu fördern sein dürfte, wenn zur Zeit zu der gewünschten Thalstraßc nicht zu gelangen sein sollte. Es ist bis jetzt in dieser Beziehung unseres Wissens nur ein Straßentract von hier nach dem künftigen Haltepunkt bei Höckendorf an der edlen Krone, oder zwischen den Dörfern Colmnitz und Klingenberg, in Frage gekommen. Gegen diesen Straßenzug wendet man indeß ein, daß er in einen Sack verlaufe, indem eine Fortsetzung desselben von der edlen Krone aus unthunlich sei, und die Geschirre daher zurücktehren müßten, und dann, daß diese Straße die Füglichkeit zur Begründung industrieller Etablissements, welche man bei der Thalstraßc hauptsächlich im Auge gehabt, nicht darbiete. Für das Project beruft man sich daraus, daß, weil wir mit unserem coupirten Terrain zwischen zwei Eisenbahnen, die böhmische und die Freiberger, eingekeilt seien, eine Querstraße zwischen diesen Bahnen eine nicht unerhebliche volkswirthschaftliche Bedeutung erlangen müsse, daher sich eine Straße von Höckendorf über Dippoldiswalde nach Maxen oder Glashütte, zum Anschlüsse an die Müglitzstraße, empfehle, ja sogar den Vorzug vor der Thalstraße nach Dresden verdiene, da die allzu bequeme Verbindung kleiner mit großen Städten meist zum Nachtheile der kleinen ausgeschlagen sei. Niemand vermag über diese verschiedenen Meinungen abzuurtbeilen, da Niemand die künftige Gestaltung des Verkehrslebens im Voraus mit Sicherheit zu übersehen vermag. Beiden Ansichten möchte indeß eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen sein. Wenn man aber von der Thalstraße, welche früher oder später gewiß noch ihren Erbauer finden wird, zur Zeit absehen müßte, dann scheint uns eine Querstraße, welche von der Müglitzstraße ihren Ausgang nimmt und unsere Gegend mit der nächsten Eisenbahnstation in Verbindung bringt, einem sehr wesentlichen Verkehrsbedürfnisse zu entsprechen, und namentlich für unsere Stadt, welche dann der Durchgangspunkt für den Verkehr von Alten berg und von den nach der Müglitz zu gelegenen Ortschaften bis an die Eisenbahn bilden würde, von nicht geringer Bedeutung zu werden. Es ist anzunehmen, daß die Eisenbahn von Freiberg aus weiter gebaut werben wird, und dann uns mit den industriereichsten Orten des Vaterlandes ebenso, wie mit den Kohlenlagern des Plauen'schen Grundes und der Residenz, in Ver bindung bringt. Der nächste Straßentract nach dieser Bahn kann daher nicht bedeutungslos werden, und muß, da besonders nach Höckendorf sehr günstige Steigungsverhältnisse zu erzielen sind, ganz zweifellos einen Theil des Verkehrs mit den Hauptprodukten unserer Gegend, Holz, Heu, Getreide, Spiritus rc., nothwendig an sich ziehen. Wir möchten daher eine solche Querstraße als eine Straße der Gegenwart bezeichnen, und bedenkt man, daß die Transportkosten für den Scheffel Kohle aus dem Plauen'schen Grunde bis Höckendorf nur 1 Ngr. betragen werden, so ist es nicht unmöglich, daß auch diese Straße die Vermittlerin für Etablirung gewerblicher Unternehmungen werden kann. Sehr dankbar würden wir anerkennen, wenn weitere Meinungsäußerungen über diesen Gegenstand durch d. Bl. erfolgten, da es sich um eine hochwichtige An gelegenheit für unsere Gegend handelt. Dippoldiswalde. Es hat seiner Zeit nicht wenig Aufsehen erregt, als die Diener der allein seligmachenden Kirche den heiligen Rock zu Trier ausstellten, und die gläubige Menge aufforderten, diesen Rock zu verehren. Fast noch Schlimmeres ist vor wenig Tagen abermals in dem vielgepriesenen Königreiche Preußen, welches man zuweilen als Hort des Protestantismus zu bezeich nen und deshalb Oesterreich gegenüber zu stellen pflegt, und zwar wiederum in den Rheinlanden, vor gekommen, ohne daß irgend eine Behörde oder sonstige Staatsgewalt Etwas dagegen zu thun sich veranlaßt gefunden hat, während der gesunde Menschenverstand erstaunen muß, wie man nur es wagen und dulden kann, öffentlich mit solchen Dingen aufzutreten und die Menschheit zu tauschen. Es fand nämlich in Aachen seit Anfang vorigen Monates die sogenannte „Heilig- thumSfahrt" statt, und ein uns vorliegendes Blatt berichtet über diese Fahrt, wie folgt: Den Hauptinhalt einer solchen Feier, die nur aller sieben Jahre erfolgt, bildet die Vorzeigung gewisser, hier ausbewahrtcr Heiligthümer. Diese Heiligthümer