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und engen Thäler glichen von dem dort zusammen laufenden Schneewaffer einzelnen Seen und wurden meist ungangbar. Die kleinen Gebirgsbäche rauschten und branßten gleich Strömen durch die tiefen Gründe und trieben große Eisstücke und Stämme kleiner Bäume, Wurzeln u. s. w. auf der rasenden Wasserfläche dahin! Das immer grüne MooS leuchtete unter einzelnen Schneestrecken dem Auge belebend entgegen. Hoch auf eines Berges Spitze, wo dem Auge sich zur da maligen Jahreszeit hohe und entlaubte, kaum zu um fassende Buchen, Linden und mit längst abgestorbenem, braungelben Laub gezierte uralte Eichen standen, guckten zwischen verdorrtem Unkraut und krüpelhaften Bäumen und auS einem Berge von Steintrümmern, noch ein zelne niedere Mauern eines verfallenen Gebäudes heraus. Es war dies die Eichburg, die damals schon seit Jahrhunderten in Trümmern liegend, nicht Vielen in der Umgegend bekannt, wegen eines dort versteckt sein sollenden bösen Geistes gemieden und daher fast unzugänglich geworden war. Wenn auch in den heutigen Tagen jede Spur dieser Ruine ver schwunden, wenn die sie umgebenden Laubgebölze längst der Art erlegen sind, so wissen wir doch noch, wo der Ort ist, auf welchem jene Burg gestanden. Kennst du, geehrter Leser, das freundliche Dorf Lung- Witz mit seinem Wittwenstifte, bist du neuerlich in den lieblichen, romantischen Promenaden dieses Stists- guteS gewesen? Dann wirst du auch jenen Stroh tempel besucht haben, welcher hoch über dem freund lichen Dörfchen auS grünem Strauchholz hervorragt. Hast du dich dann einmal rückwärts gedreht, so sahst du noch eine bedeutende Höhe hinauf, eine kleine Bergspitze. Hier waren zu jener Zeil die Ruinen jener alten Burg. Da, wo man zu seinen Füßen im tiefen Thale, längs der Lungwitzbach, jetzt zahl reiche freundliche Häuser und Gehöfte wahrnimmt, wo jetzt der Boden allenthalben mit Feldfrüchten und Saaten pranget, war es damals noch öde und stille, und man sah nichts als Wald und Wildniß; nur am Fuße des BergeS klapperte ein Mühlchen, und da, wo jetzt baS Rittergut Lungwitz steht, sah man einen kleinen, aber stattlichen Meierhof dicht am Berge liegen, und jenseits des Wassers zwei bis drei kleine Hütten. ES war noch am frühen Morgen, als wir die Hosthüre deö Meierhofes sich öffnen und zwei Männer auS derselben treten sehen. „Nun, ich danke Euch, Köckeritz," sprach der zuerst Heiaustretende, „für die gute Herberge; bald gedenke ich Euch wiederzusehen. Für einigeZeit werden wohl schwere Tage kommen, dann wirb'ö hoffentlich besser werden für uns Alle. Bis zur Nacht muß ich da oben harren und lauern, wenn er kömmt! vielleicht gelingt mein Plan bald, und nur erst bann wird eS in meinem Herzen ruhig werden! — Brod ist also im Sack und Milch im Krüglein, Feuer kann ich machen; eS wird mir also an nichts fehlen! „Guntram," sagte der Angeredete, „laßt Euch nur nicht die Nacht in dem Neste da oben über den Halö kommen, ich versichere Euch, dort ist es nicht geheuer! Jedermann weiß dieß, und hütet Euch beim Hinaufklettern, daß Ihr nicht Schaden nehmet, denn Ihr müßt von FelS zu Fels klettern. Besser hättet Ihr gethan, Ihr ginget durch die Schlucht im Eich walde hinaus. — Vergeßt auch nicht, dem Vater Urban zu sagen, daß er komme, da meine rothfleckige Kuh krank fei!" „Werde Alles besorgen, sobald wir zusammen kommen!" sagte Guntram, indem er den Berg zu erklimmen begann. Gott mit Euch, Köckeritz!" „Gelobt sei Jesus Christus!" antwortete dieser, indem er in der Pforte verschwand. Mühsam sah man ihn den Berg erklimmen; bald verschwand er im dichten Holze, bald kam er wieder zum Vorschein, bis er wobt nach einer guten Viertel stunde die schon benannte Ruine erreicht hatte; er kletterte über Stein und Trümmer, schwang sich, indem ec auf einen hervorstehenden Stein trat, an einem alten Gemäuer in die Höhe und stieg durch eine Maueröffnung wie in einen kleinen Hofraum hinab. Hier räumte er eine Menge dürres Laub, Holz und Gestrüpp zur Seite und stieg sechs bis acht Stufen in ein kleines gewölbtes Zimmer hinab. Er schien hier vollkommen heimisch zu sein und legte sich bald auf ein in der Ecke befindliches Lager von Laub, wo er nach kurzer Zeit im tiefen Schlafe zu liegen schien. Der lange Tag war vergangen, und Guntram war, nachdem er wieder erwacht, immerwährend heraus uno herein gestiegen, hatte gelauscht und gehorcht. Die Märzsonne stieg bereits hinter Berg und Wald hinab und nur einzelne Höhen waren noch vergoldet, die Lüfte wurden kühler. Da horchte Guntram plötzlich aus. Er hörte Geräusch durch den Wald, endlich deutlich Tritte, welche sich bemüheten, die kleine, noch zu überwindende Höhe emporzuklimmen; die Schritte kamen von der Gegend her, wo Urba n'S Klause lag. Zwei Männer wurden vor der Ruine sichtbar. Ein leises Pfeifen ließ sich hören, worauf Guntram sogleich aus seinem Versteck hecvorkletterte. Er wechselte einige Worte mit dem Einen und reichte dann dem Andern die Hand mit dem Worten: „Dank Euch, Rützschel, daß Ihr meiner Bitte, welche ich durch unfern frommen Vater Urban Euch zugehen ließ, gewillfahrel, ohne daß Ihr Den kanntet, der Euch einlub!" „Ich komme deshalb gern, weil der gute Urban mir sagte, eS gälte, einem Unglücklichen beizustehen, der verfolgt werde und im Elend schmachle. So theilet mir denn mit, was Euch drückt, und laßt unS bann besprechen, wie dem abzuändern sei." „Hier, Ritter," entgegnete Guntram, „ist nicht der Orr, dies mitzutheilen; folgt mir!" Und er leitete sie in seine Höhle; hier setzten sie sich auf große Herum liegende Steine. Fortsetzung folgt. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde, vom 24. Mai bis l4. Juni. Geboren wurde dein Scilermstr. Karl Glob Dimmel ein Sohn (15. Mai); — dein Schneidermstr. Wilh. Schn- be.rt allhicr eine Tochter; — dem Haus- und Feldbesitzer Karl Friedr. Wilh. Thiele in Reinholdshain ein Sohn; — dem Barbier Friedr. Ernst Lipp old allhier ein Sohn; — dem Kaufmann Ludwig Billig allhier eine Tochter; — demGla- sermster Joh. Gottfr. Bormann allhier ein Sohn; — dem HauSbcs. und GerichlSschöppen Karl Glieb. -Michael in Berreuth ein Sohn; — dem Schmicdemstr. Carl Bernhard Blieniel allhier eine Tochter; — dem Gartennahrungsbesitzer Glob. Friedr. Radestock in Oberhäselich eine Tochter. Hier über 1 unchel. Kind. Getraut wurde Karl Friedr. Claußnitzer, Handarb. in Dippoldisw., Gottlieb Friedr. Claußnitzer'», Hausbesitzers in Seyde bei Hermsdorf, ehel. ältester Sohn, und Amalie Au-