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M 4« Weißerih-Ieitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 15. Juni 18«0. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter and Itadtrüthe zu Dippoldiswalde, Frauensteiv und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Stenographen-Verein. Die Kunst, welche Gedanken und Worte so schnell niederzuschreiben lehrt, wie sie ausgesprochen werden, die Stenographie, die immer mehr zur Lolkssache wird, hat auch in Dippoldiswalde einen recht günstigen Boden gefunden. Sind es auch uur jetzt erst Einzelne, die sich gegenwärtig hier damit beschäftigen, so ist doch alle Aussicht vorhanden, daß die Stenographie immer mehr Ausbreitung finden wird. Hat dock bereits einer von den Herren, die in den ersten Monaten dieses Jahres einem Unterrichtöcursus beiwohnten, seine Kin der in der Stenographie so weit unterrichtet, daß sie mit ihm gleichen Schritt halten, während ein anderer für die Setzerlchrlinge in seiner Druckerei einen Lehr- cursns eröffnet hat. Bereits am 6. Mai d. Js. wurden die Stenographen von Dippoldiswalde bei Gelegenheit einer Zusammenkunft mit Mitgliedern des königl. steno graphischen Instituts zu Dresden und anderen Steno graphen von Dresden und aus dem Plauenschcn Grunde im Gasthofe zu Hänichen als95. Gabelsb.Stenographen- Verein in Deutschland unter klingenden Wünschen für sein Gedeihen von den Anwesenden begrüßt. Die selben haben sich seitdem zu einem förmlichen (zur Zeit au» 14 Mitgliedern bestehenden) Vereine constituirt, Statuten entworfen und einen Vorstand (Theile, Jehne, Päutz) gewählt, und beschlossen, alle 14 Tage einmal zu gemeinsamen Besprechungen und Uebungen zusam menzukommen und außerdem durch ein von den Mit gliedern selbst geschriebenes Lorrespondeuzblatt einen schriftlichen Verkehr unter einander zu unterhalten, nebenbei aber auch brieflich mit anderen Vereinen und einzelnen Stenographen, sowie mit dem königl. steno graphischen Institut zu Dresden in Korrespondenz zu treten. Die erste derartige Zusammenkunft fand am 6. Juni im Gasthause zu Oberhäselich statt. Der Beitritt neuer wirklicher und correspondirender Mitglieder zu dem Verein wird in gegenseitigem Interesse nur ersprießlich sein, und werden die genannten Vorstands mitglieder dessallsige Anmeldungen entgegen nehmen. Dippoldiswalde. Wir haben bereits mehrmals Gelegenheit gehabt, in diesem Blatte über die Tätig keit und Wirksamkeit des hiesigen Gewerbcvereins Mittheilungen zu geben, und eö wird der freundliche Leser daraus entnommen haben, daß der Verein nicht nur bemüht ist, zu Fortbildung seiner Mitglieder und Hebung des gewerblichen Lebens nach Kräften beizu tragen, sondern auch Veranlassung nimmt, von Zeit zu Zeit in einfacher Weise gesellige Freude seinen Mit gliedern zu bereiten. Zu diesen rechnen wir die jährliche Feier des Stiftungsfestes und des Sylvesterabends, sowie die während der Sommermonate veranstalteten gemeinschaftlichen Ausflüge in die nahe Umgegend, um gewerbliche Unternehmungen in Augenschein zu nehmen. Es ist ortskundig, daß eS dem Verein gelungen ist, auch nach diesem Zweck mit Glück und gutem Erfolg gerungen zu haben, und es gereicht uns zu großer Freude, heute über den ersten gemeinschaftlichen Spazier gang in diesem Jahre, Denjenigen, welche an dem Gedeihen des Vereins Theil nehmen, eine kurze Nach richt zu gebe». Am 8. d. Mts. wurde der bereits im vorigen Jahre besprochene Besuch der Nachbarstadt Glashütte von 26 Mitgliedern bei recht freundlicher Witterung ausgeführt und dazu die Nachmittagszeit verwendet. Zuvörderst war es den Theilnehmern durch die freund liche Ausnahme der Herren Uhrenfabrikanten Lauge uud Schneider gestattet, die in ihren Wohn häusern zur Ausführung kommende Bearbeitung einzelner Bestandtheile der Uhren zu beobachten, wobei die ge dachten Herren bemüht waren, durch Erläuterungen und Erklärungen dem Beschauer ein deutliches Bild von dem Verlauf des ganzen Anfertignngsprocesses zu geben. Besonders überraschte auch die bei Herrn Schneider aufgestellte und in Gang gesetzte Guillochir- Masch ine, mittelst welcher auf die Rückseiten der Gehäuse die verschiedenartigsten Verzierungen gravirt werden. Herr Großmann erklärte bereitwilligst nicht nur die Anfertigung der verschiedenen Uhrentheile, sondern vorzüglich der bei ihm fabricirten Werkzeuge aller Art, die nur zur Uhrenfabrikation verwendet werden. Zu gleicher Zeit fanden mehrere Mitglieder Ge legenheit, in den Wohnungen einiger mit Anfertigung von Uhren beschäftigter Leute Kenntniß von dem Wege zu nehmen, aus welchem der einzelne Arbeiter eine besondere Fertigkeit zu Herstellung besonderer Theile einer Uhr erlangt. Von hier begab sich die Gesellschaft in die Nagelfabrik, woselbst Herr Zimmermann so freundlich war, den Mitgliedern derselben den Ver lauf der Fabrikation zu erklären, während er seinen Arbeitern die Anordnung ertheilt hatte, das gesammte treibende Zeug in Gang zu setzen, wobei man nicht mehr in Zweifel sein konnte, daß in einer Stunde Hunderte von Nägeln verschiedener Größe und Art fertig werden. Inzwischen hatte Herr Obersteiger Kirsten seine mineralogische Sammlung aufge stellt, welche man mit großem Interesse in Augenschein nahm. Man hätte sich an solcher längere Zeit erfreut, wenn nicht die Abendzeit im Einbrechen gestanden hätte. Bei solcher freundlichen Aufnahme waren die Nachmit tagsstunden sehr bald verschwunden, und man trat