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540 Dirne, indem sie das dicke Gebräu prüfend über das Licht hielt, „baS Tränklein wirb dem Scheck sicher wohl bekommen, und unS ein gut Stück Geld ein tragen." — „Der Herrgott gebe das, Lene!" seufzte die Alte,-s, denn wir können'- auch wohl brauchen; die KriegSzeiken sind gar hart, und eS hält schwer heut zutage, sich ehrlich durch Vie Welt zu bringen. Du lieber Heiland, wenn baö dein seliger Vater wüßte, Lene, wie kümmerlich wir zusammen leben müssen; dem würd' eS wohl recht tief in der Seele weh lhun. DaS waren andere Zeilen, du arme Dirn, als der Vater noch am Leben war, da hat'- uns freilich an nichts gefehlt, und wir waren geachtet und geliebt von aller Welt. Du weißt das freilich nimmer; Venn du warst ja dazumal noch ein Kind von kaum vier Jahren, als wir von Innsbruck haben fonziehen müssen, wo dein seliger Baier ein berühmter Doctor gewesen ist und vollauf zu leben hatte, bis er zuletzt selber preßhafl wurde und trotz all seinen Säften und Tränklein sich nicht wieder gesund machen konnte. Ja, daS waren wohl schöne Tage dazumal, und ost, wenn ich so daran denke, da mein' ich, eS wär' mir schier am liebsten, auch lobt zu sein, und nur der Gedanke an dich, mein liebes Kind, ist eS dann, was mir wieder Trost giebt." DaS Mädchen rückte den hölzernen Schemel ganz nahe an die Mutter hin und schaute sie recht voll Liede an mit ihren großen blauen Augen. „Ihr, liebe Mutter," sprach sie, die Hand der Alten zärtlich küssend, „wie Ihr doch so besorgt seid um mich! Aber seid ruhig meinetwegen! Mir geht nichts ab, und ich bin'S vollends zufrieden, so ich nur Euch froh und heiter weiß. WaS fehlt uns aber auch, Mutter? Schaut, sind wir auch arm, so haben wir unS doch bis heute noch alle Tage satt essen können, und waS braucht eS denn mehr? Die Leute in der Gegend sind unS hold; lhun wir ja doch keinem Meu chen waS zu Leide, und wenn irgendwo daS Unglück einkehrt, so seid gewiß allezeit Ihr die Erste, zu der sie kommen und sich Raths erholen." Einen langen, riefen Blick richtete die Alte auf ihr Kind, als sie eS so reden hörte, und oftmals schüttelte sie den Kopf dabei, als ob sie just über waS recht Ernstliches nachdächte. „Du bist nicht aufrichtig, Lene," meinte sie nach einer kleinen Pause, „du redest nicht so offen mit deiner Mutter, wie dir um'S Herz ist. ES ist nicht wahr, wenn du sagst, du wärest zufrieden — nein, Lene, eS ist nicht wahr. Du bist nicht zufrieden —schon seit längerer Zeit nicht mehr; eS nagt etwas deinem Herzen; aber du bist nicht ehr lich genug, um mir einzugesteh'n, waS dir fehlt. Macht mir viel Herzeleid daS, Lene, und hab'S sicher nicht verdient um dich!" (Fortsetzung folgt.) Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde, vom 25. Octbr. bis 1. Nov. Geboren wurde Hrn. Karl Glob. Stacke, GutSbes. u. Gerichtsschöppe in Ulberndorf eine Tochter. Getraut wurde Hr. Gottlieb Ludw. Martin Gotting, Bürger n. Maler in Dippoldiswalde, Hrn. Ludwig Götting'S, MalcrS in Hannover, hinterlassener ehelicher Sohn, ein Jung gesell, und Jungfrau Clara Liebmann, Hrn. Ernst Gottlob Liebniaun'S, ansiiß. Bürgers u. ConditorS allhier, ehel. einzige Tochter. Gestorben ist Auguste Emilie Stein, Haus- u. Feld- esitzerS allh. ehel Tochter, 6 Mon. 23 T. alt, au, Gehirnschlag. Altenberg, vom 21. bis 28. October 1860. Geboren wurde dem ansäss. Bürger u. Schmitdemelfler Carl Gottlieb Walther ein Sohn. Getraut wurde Friedrich Herrmann Walther, Etnw. u. Bergmann hier, und Clara Franziska Behr, Carl Friedr. Behr'S, Bürgers u. SchneidcrmstrS. hier, ehel. 3. Tochter. Beerdigt wurde Marie Hedwig Laura, «Hel. 4. Kind deS ansäss. Bürgers u. GrubcnsteigerS Carl Aug. Robert Behr hier, alt 15 Wochen 5 Tage. Mgememer Anzeiger. Bekanntmachung. Die unterzeichnete Königliche AmtShauptniannschaft hat in Bezug auf die bevorstehende diesjährige Aus hebung innerhalb ihres Bezirks folgende Bestimmungen getroffen: Die Gestellung und körperliche Untersuchung der im Jahre 1840 geborenen und daher in diesem Jahre militärpflichtigen, sowie der bei der vorjährigen Aushebung wegen zeitlicher Untauglichkeit oder wegen noch zu erwartender Korperlänge zurückgestellten Mannschaften erfolgt: 1) für den Gerichtsamtsbezirk Dippoldiswalde den 26. und 27. November d. I., im Rathhause zu Dippoldiswalde; 2) fnr den Gerichtsamtsbezirk Radeberg - den 2S. November d. I., «n Rathhanse zu Radeberg; 3) für die Gerichtsamtsbezirke Moritzburg und Radeburg dm 3V. November d. I., im Gasthofe rru bou mrrrcks zu Moritzburg; 4) für den Gerichtsamtsbezirk Wilsdruff den 3. December d. I., im Gasthause zum Adler in Wilsdruff; - » > 5) für die Gerichtsamtsbezirke Dresden, Döhlen und Schönfeld, sowie für den Bezirk der Stadt Dresden, dm 4., S., 6., 7., 8., 10., 11., 13., 15., 17. und 18. Decbr. d. I., auf den Gewandhause zu Dresden. Zum Reclamationstermin ist der 2R. December d. Js. festgesetzt worden, an welchem Tage bis Mittags 12 Uhr alle BesreiungSansprüche und sonstige Einwendungen del Verlust derselben vor der