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Weißeritz-Iertuug Verantwortlicher Redacteur: Carl Sehne in Dippoldiswalde. Dienstag« unk Freiiags. Zn bezieben durcb aUePost- anstallen. Preis I-ro Quartal 10 Ngr. Inserate die Epaltrn-Ztile' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Platt der Königliche« Gerichts-Ämter »ad Stadtrathc zu Dippoldiswalde, Fraueugkis und Ittenberg. Tages gefchichte. Dippoldiswalde. Die vor. Nr. d. Bl. enthielt einen Aufruf, von einer größeren Anzahl namhafter Manner aus Leipzig unterzeichnet, worin die Ein ladung an alle Gesangvereine enthalten war, zum Besten der Hinterlassenen deö jüngst verstorbenen Lieder- componisten Karl Zöllner in Leipzig Concerte zu veranstalten. Wie wir hören, wird diese Aufforderung in unserer Stadt nicht ohne Erfolg bleiben; ist doch der Berstorbene auch in nnsern Mauern nicht bloS sei nen Gesängen, sondern auch seiner Person nach nicht unbekannt geblieben. Von Zeit zu Zeit brachte ihn die Sehnsucht nach einem langjährigen treuen Freunde in unsere Mitte, und bei dieser Gelegenheit lernten auch wir die ausgezeichneten Eigenschaften des Altmeisters im Männergesange kennen und schätzen. Er hat seine Familie ohne Vermögen hinterlassen, da ihm seine äu ßere Lage ein Ansammeln von irdischen Gütern nicht gestattete. Darum erachten wir eö für eine heilige Pflicht Aller, denen er durch seine vorzügliche Gabe, zu componiren, der heiteren Stunden viele bereitet hat, den Hinterlassenen als Beweis der Dankbarkeit gegen den Verstorbenen durch Veranstaltung von Ge- saugaufführungen ein materielles Scherflein zukvmmen zu lassen. Bereits sind mehrere Orte unserS Vater landes mit gutem Beispiele und glücklichem Erfolge vorangegangen und wir hoffen, daß, wie die Sänger von Dippoldiswalde, so auch die von Altenberg, Frauen stein, Glashütte, und wo sonst noch in unserer Nachbar schaft der Männergesang gedeiht, bei dem guten Werke nicht fehlen werden. — Am Reformationsfeste hat die Einweihung und Taufe des Possendorfer Schachtes, der nach seinem vor züglichen Protektor, dem Rauchwaarenhändler Herrmann in Leipzig, den Namen ,Herrmann-Schacht" erhielt, unter entsprechenden Feierlichkeiten stattgefunden. In nächster Nr. d. Bl. werden wir ausführlicher darüber berichten. Kreischa, 31. Oct. Vor der heutigen Abend- mahlsfeicr in unserer Kirche, an welcher sich 221 Per sonen betheiligtcn, eröffnete unser würdiger Herr Pastor Woost (— der sich heute auf der Kanzel vertrete» ließ —) vvm Altar aus der versammelten Gemeinde, daß sich unter den gegenwärtigen Communicanten auch einer befinde, der noch im ersten Viertel dieses Jahres der römisch-katholischen Kirche angehört habe, und der sich durch Gewiffensdrang bewogen gefühlt habe, zur evangelischen Kirche überzutreten. Die Verantwortung für diesen Schritt, fuhr er fort, müssen wir feinem eigenen Gewissen überlassen, da hier kein zwingender Einflnß von außen her sich kundgegeben und Alle» geschehen ist, waS daS Gesetz fordert, so können wir ihm die Aufnahme in unfern evangelischen Bund nicht verweigern, und darum empfehle ich ibn eurer brüder lichen Liebe und christlichem Wohlwollen. Nehmt ihn als wohlberechtigtes Mitglied unserer Gemeinde in eurer Mitte auf, betrachtet ibn so, als ob er von jeher unserer Kirche angehört hätte, gedenkt nie seines früheren Glaubens in verletzender Weise, sondern bittet zu Gott, daß er nicht nur heute, wo er zum erstenmal nach dem Gebrauche unserer Kirche das Abendmahl feiert, das selbe würdig genieße, sondern daß er auch von nun an ein glaubensstarkes Mitglied unserer Kirche werde und bleibe, und in derselben das Heil und die Befrie digung finde, die er in seiner früheren Glaubensgemein schaft vergeblich gesucht hat." Der Uebergetretene ist ein junger ManU von 23 Jahren , Joseph Marschner aus Neu-Hainspach bei Schluckenau in Böhmen, der sich seit einem Jahre in Lungwitz aushält, und gegen wärtig als Bergmann in den Hänichener Steinkohlen werken anfährt. Seinem Uebertritt war ein viertel jähriger Religionsunterricht beim Herrn Pastor Woost vorausgegangen. — Mit Beziehung auf eine Stelle der heute in unserer Kirche gehörten ReformationSfest- predigt, welche sich in fließender Rede über die drei Mahnungen: „Befestigt eure Ueberzeugung von der göttlichen Wahrheit unseres Glaubens," — „haltet ihn rein von menschlichen Zusätzen," — „bewährt ihn in einer christlichen Lebensführung," - verbreitete, können wir uns eine kurze Bemerkung nicht versagen. ES ist folgende: Die „Philosophie" steht nicht der wahren Religion des Herzens feindlich gegenüber, sondern sie führt, wenn auch auf verschiedenen Wegen, mit ihrer zu demselben Ziel. Möge man nie außer Acht lassen, > daß die religiösen Bedürfnisse eines frommen kindlichen GemütheS und die eines ernsten, an selbstständiges Denken und Forschen gewöhnten Mannes in manchen Beziehungen von einander abweichen, daß es aber die hohe Aufgabe eines wahren Seelsorgers ist, nicht nach der einen Seite hin verdammend, sondern im Geiste ächterChristuSmilde beiderlei Bedürfnissen zu entsprechen zu suchen. Lungwitz. Am 23. Octbr. wurde in dem an- muthigen, gegenwärtig in dem lieblichsten Farbenschmuck prangenden Thal, welches von Lungwitz nach Rein- hardSgrimma führt und das nach einem früheren Be sitzer einer daselbst gelegenen Mühle der Teufelsgrund, oder richtiger, Teubelsgrund genannt wird, in einem von dem dieses Thal durchfließenden Lungwitzhach ge bildeten Loche die Leiche eines alten ManneS aufgefun« i den. Wie sich bei der gerichtlichen Aushebung ergab, , war der Verunglückte der 8üjährige Cymbelschläger