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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- and Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Kippoldismalde, /rauensteiv und Ittenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. " Altenberg. Nachdem vor mehreren Wochen das neue Knapp,chaftSregulativ erschienen und a» die Grubenbesitzer vertheilt worden war, fand alsbald die Wabl der Knappschastsvertrcter, des Kassircrs und der Rollenältesten statt, und am 12. dieses Monats wurde die bisherige Verwaltung entlassen und an deren Stelle die neue Vertretung eingesetzt. Zu diesem Zwecke sanden sich am Vormittag die Mitglieder des RevwrausschusseS und deren Stellvertreter, sowie die Neugewählten an DergamtSstelle ein, sowie noch alle anderen Revieroffi- zianten und sämmtliche Schichtmeister von hier und Berggießhübel, Bärenstein und Schmiedebcrg erschienen waren, um diesem Festacte beizuwohnen. Dieselbe be gann mit Uebergabe der zeither im Verschlüsse des Königlichen Bcrgamteö und des Knappschaftscassen- Vorstehers Puschbeck befindlichen Baarschaft, Dokumente und sonstigen Jnventargegenstände an den Revieraus schuß, mit welcher Herr Bergmeister Perl eine Ansprache an die Versammlung knüpfte, in welcher er der zeit- herigen Verwaltung gedachte, dem KnappschaftScassen- vorsteher Puschbeck für seine treuen und vieljährigcn Dienste dankte und der neuen Verwaltung, unter Hin weisung auf den, nach dem Regulativ ihr obliegenden Geschäftskreis, Glück zu ihrem Wirken wünschte, indem er ihr auSeinandersctzte, wie eine gute und geordnete Verwaltung der Knappschaftsangelegcnheiten gar wesent lich zum Gedeihen des Bergbaues und zur Aufmunterung der Knappen beitrage. Auf diese Worte folgte eine längere Ansprache des Herrn Advokat Riedel an die Gewählten, in welcher er durchführte, daß ihre Stellung eine eben so ehrenvolle als schwierige sei. Das Erste deshalb, weil das Vertrauen sie berufen habe zur Ver waltung eines seit Jahrhunderten sich bewährten und heilsam wirkenden Instituts, welches überall zu finden sei, wo Bergbau bestehe und Knappen sich niedergelassen; schwierig aber auch, weil mit ihrem Eintritt die Ein- sührung einer nenen statutarischen Verfassung verbunden sei, bekanntlich aber Neuerungen öfters aus Liebe zum Alten häufig aus Widerspruch und Abneigung stießen, die hier um so mehr bevorständen, als namentlich die Grubenbesitzer mit dem Regulativ nicht allenthalben zufrieden wären. Zeither habe ein Mann unter Auf sicht der Bergbehörde die Verwaltung in den Händen gehabt, von nun an trete eine collegialische Verwaltung ein; ein wahres Sprichwort sage zwar: viele Köpfe, viel Sinne; er hoffe von den ersteren eine freie offene Aussprache der Ansichten, gegenseitige Abwägung der dafür vorliegenden Gründe, friedfertige Ausgleichung nnd sichere Auffindung des Wahren. Dann würden die vielen Köpfe ein Herz und zwar ein treues, warmes für die Knappschaft haben, und zum Wohl derselben wirke». Hiermit schloß sich die Feier der Einweisung, welcher ein einfaches Mittagsessen in Flemming's Gast hause folgte. Der erste, vom Hrn. Bergmeister Perl ausgebrachte Trinkspruch galt der Knappschaft und deren Verwaltung, indem der Sprecher derselben den besten Fortgang wünschte und daraus ein Glückauf ansbrachte. Ihm folgte Herr Advokat Riedel, welcher der früheren Verwaltung gedachte und hervorhob, daß an dem sehr erfreulichen Zustand der Knappschaftsangelegenheiten einen sehr wesentlichen Theil die Königliche Bergbe hörde habe, erwähnte der Verdienste des Bergmeister Müller, der bei feinem Antritt eine verschuldete Knapp- schafskasse gefunden habe, und brachte unter Versicherung des wärmsten Dankes ein Glückauf der Bergbehörde in ihrer frühere» und ihrer jetzigen Zusammensetzung. Hierauf folgte ein Act, der allgemeine Theilnahme fand. Die Knappschaft überreichte ihrem zeitherigen Vorsteher, Herrn Puschbeck, als ein Zeichen der Liebe und Dank barkeit einen silbernen Becher unter einer warmen An sprache des Herrn Advokat Riedel. Derselbe hob hervor, daß Puschbeck in mehr als einer 20jährigen Amtirung eine ebenso musterhafte und geordnete Rechnungsführung, als eine segensreiche Verwaltung bewiesen, während welcher das Vermögen derselben sich um ziemlich 7000 Thlr. erhöht habe, und gedachte, daß viele Beweise dafür sprächen, daß derselbe mit einer seltenen Treue und Eifer das Vorsteheramt begleitet habe. Mit dem wärmsten Gefühle des Dankes verbinde die Knappschaft für den treuen Diener den Wunsch eines heiteren LebenS- abendcs. Nicht nur der Beschenkte, sondern auch viele An wesende waren sichtbar ergriffen, und der erstere vermochte vor Rührung kaum einige Worte des Dankes zu sprechen. Noch sehr viele Trinksprüche, zum Theil sehr launigen Inhaltes, in welchen wiederum der in dieser Beziehung gewandte Bürgermeister Voigt sich auszeichnete, ver setzten die kleine Gesellschaft sehr bald in eine gar heitere Stimmung, die endlich auch die Veranlassung zu einem gemeinschaftlichen Ausflug nach Zinnwald gab, von welchem die meisten Theilnehmer erst spät nach Alten berg heimkehrten. Zum Schlüsse gedenken wir noch, daß der silberne Becher sehr geschmackvoll von Herrn Golbarbeiter Böhme in Dippoldiswalde gefertigt ist und aus 5 Feldern die Schrift trägt: „Die Bergknappschast Altenberg ihrem treuen und vieljährigen Casstrer Herrn Beracontroleur Puschbeck zur freundlichen Erinnerung. Glück aus!