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atz keiner Meinung die Gelegenheit benommen werde, fich frei und ohne Zwang z» äußern — anders als wie es Napoleon in Savoyen und Nizza gemacht batte, — dennoch aber ist nach den bisher eingegangenen tele« graphischen Nachrichten die Abstimmung zu Gunsten der Annexion ausgefallen. In der Stadt Neapel selbst war dabei der Zudrang der Bürger ein unermeßlicher und auch die Geistlichkeit blieb nicht zurück; ungefähr 90000 haben für die Annexion gestimmt. Oesterreich. Die Recrutirnngen sind in Venetien in vollem Gange. Da nun viele junge Männer sich der Lonscription durch die Flucht entzogen haben, so so hat die Regierung ein eigenthümlicheS Verfahren eingeschlage», das jedenfalls in der ohnehin aufsässigen Provinz kein gutes Blut machen dürste. Sie zwingt nämlich die einzelnen Gemeinden, für die fehlenden Mannschaften die gesetzliche Befreiungstaxe zu bezahlen. So hat z. B. Venedig die Taxe für etwa 70 Flücht linge bezqhlen müsse». Industrie, Land- n. Hauswirthschaft. Hopfen. Infolge der, dem Hopfen im Ganzen nicht günstigen Witterung dieses Jahres, hat derselbe einen enormen Preis erreicht. So fordern z. B. die Be wohner von Saaz in Böhmen, die bedeutenden Hopfen bau treiben, für den Eentner 400 Gulden. Die Land gerichte von Hersbruck und Altdorf bei Nürnberg rechnen in diesem Jahr» auf eine Einnahme von anderthalb Mil lionen Gulden für Hopfen. Zucker. Di» Production von Zucker auf der ganzen Erde betrug im Jahre 1859 etwas über 33 Millionen Eentner. Die Ins»! Cuba allein erzeugt 8 Millionen Centner, Westindier, 6 Millionen. Ostindien 3 Millionen An Runketrübenzucker producirt Frankreich und ter deutsche Zollverein ungefähr 2 Millionen Centner. K a ffee. Der Kaffeeverbrauch innerhalb der Staaten des Zollverein« hat fich seit 1836 verdoppelt. Derselbe betrug im Jahre 1859 1,256700 Centner. das macht 3Pfd. und 2lLoth auf den Kops ter Bevölkerung. GlaSkugel-Licht. Häufig gebrauchennoch manche Arbeiter zur besseren Beleuchtung bei ihren Arbeiten Glas kugeln, die mit gewöhnlichem Wasser gefüllt find und die für das menschliche Auge durch das blendend Weiße de« Lichts höchst nachtheilig wirken. Besser ist es, mit grüner Flüssigkeit gefüllte Glaskugeln zu gebrauchen, indem die selben einen für da« Auge , höchst wohlthätigen Schein verbreiten. Bei diesem grünen Lichte können selbst die feinsten Arbeiten verrichtet werden. Auch kann fich diese grüne Flüssigkeit ein Jeder selbst zubereiten, wenn er ei nige Aupferpfennige in zwei oder drei Unzen Salz säure auflöst und mit so viel Wasser verdünnt, al« zum Füllen einer Glaskugel nö'.hig ist. Diese Flüssigkeit hat den Bortheil, daß sie nicht gewechittt zu werden braucht, während mit bloßem Wasser gefüllte Kugeln schon nach kurzer Zeit frisch gefüllt und gereinigt werden müssen, da da« darin befindliche Wasser faul und übeleiechend wird. — Ebenso find die mit jener grünen Flüssigkeit gefüllten weniger dem Zerspringen durch Gefrieren ausgesetzt, al« di» mit gewöhnlichem Wasser gefüllten. Eine Fortbildungsanstalt für Bauersöhne. Da« Schulwesen befindet fich in Sachsen in einem so blühenden Zustande, daß eine Erscheinung, wie sie erst kürzlich von Frankreich aus berichtet wurde, daß nämlich noch Tausende von Kindern noch ganz des Schulunter richts entbehren, bei uns gar nicht vorkommen kann. Im Gegentheil, auch nicht ein Kind kann sich in Sachfen dem Genüsse deS Schulunterricht« entziehen, und dieser Unter richt ist selbst in unfern Volksschulen auf dem Lande gegen wärtig von der Art, daß die Schüler dabei einen reichen Schatz fürs Leben nützlicher Kenntnisse sammeln können. Dennoch aber müssen wir recht oft die betrübende Be merkung machen, daß die erwachsenen Söhne unserer Landleute in ihren Kenntnissen noch Manches zu wünschen übrig lassen. Und es darf das auch nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, wie im gewöhnlichen Laufe der Dinge der aus der Schule entlassene Jüngling auf dem Lande vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit ländlichen Arbeiten beschäftigt ist, wie selten ihm Gelegenheit und Anregung geboten wird, auf dem Grunde, der in der Schule gelegt wurde, fortzubauen und seine Kenntnisse zu vervollständigen und zu erweitern. Und doch leben wir in einer Zeit, wo der Landmann in Bezug auf seine geistige Bildung nicht mehr hinter dem Stadtbewohner zurückbleiben darf, wo die Verwaltung der Gemeindean- gelegenheiten. die Vertretung der Interessen der Land- wirthschaft auf den Landtagen, ja ein rationeller Betrieb der Landwirthschaft selbst gar mannichsache Kenntnisse erheischen. Wie soll diesem Bedürsniß genügt werden? Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach: Ruft Fort bildungsschulen für unsere jungen Landleute ins Leben. Auf dem Lande selbst hat dies allerdings seine Schwierig keiten. Aber dieselben werden schwinden, sobald die Städte diese Sache für ihre ländliche Umgebung in die Hand nehmen. Unser Frankenberg, eine Stadt von 6—7000 Einwohnern, die fich durch ihre geistige Rührig keit und ihre anerkeonenSwerthen Bestrebungen, wo eS gilt, gemeinnützige Anstalten hervorzurufen, auSzeichnet, ist bereits auch in dieser Beziehung mit einem guten Bei spiel vorangegangen. ES ist nämlich, nachdem man schon seit Jahren die dringende Nothwendigkeit gefühlt hat, ganz kürzlich vom dortigen landwirthschaftlichen Verein di» Gründung einer „FortbildungSschnle für angehende Landwirthe" beschlossen, und find die Landwirthe der Umgegend zur Betheiligung daran aufgefordert worden. Auch in der Umgegend von Dippoldiswalde macht fich ein gleiches Bedürsniß geltend, auch Dippoldiswalde hat einen landwirthschaftlichen Verein, dir die Sache in die Hand nehmen kann, auch Dippoldiswalde besitzt geistige Kräfte genug, um den Erfordernissen eines solchen Instituts zu genügen. Der Winter, wo die ländliche erwachsene Jugend fich eher einige Stunden deS TageS abmüßigen kann, als zu jeder andern Jahreszeit, ist vor der Thür. Also frisch an- Werk! Die Lehrgegenstände würden ungefähr Folgende« umfassen: Das landwirth- schaftliche Rechnungswesen nebst praktischem Feldmeffen, die landwiuhschaftlich» Chemie. Naturlehre, Botanik, Mineralogie und Bodenkunde. Belehrung über die für den Landmann wichtigsten RechtSverhältniff» und Gesetze. Der Unterzeichnete erklärt fich gern bereit, sobald «in derartige« Institut hier zu Stand« kommen sollte, srine eignen geringen Kräfte dabei zur DiSpofition zu stellen. Theile.