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Freitag. 84. 26. Vctoöer 186V. Erscheint P„js Dienstag- undpr» Quartal MWerßerrh-Iertuug. HA Amts- und Anzeige-Statt der KSuiglicheu Gerichts-Jemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /raueusteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. S-SSW-SSSSM--—S-SMS-—SSSS— Tagesgeschichte. Dresden. Die Leser werden sich noch erinnern, daß der Director der Dresdner Bckleidungsaeademie, der bekannte G. A. Müller, der für die Mitglieder der Schneider-Innung eine Liste böser Schuldner ver öffentlicht hatte, auf die Anklage eines solchen Schuld ners, der sich durch den Abdruck seines Namens beleidigt fühlte, von dem Dresdner Bezirksgerichte zu einer Geldstrafe verurtheilt wurde, ein Urtheil, das vielfaches Befremden erregte. Herr Müller beruhigte sich aber nicht bei diesem Bescheide, sondern appellirte. Kürzlich hat nun das Oberappellationsgericht denselben freigesprochen, indem es eine solche Mitlheilung wahrer Thatsachen für straflos erklärt. Roßwein. Am 19. Octbr. wurde in der hiesigen festlich geschmückten Kirche der Jahrestag des Todes eines Mannes gefeiert, dem die Stadt" zu großem Dank verpflichtet ist. Nämlich am 19. Octbr. starb im vor. Jahr in Niederösterreich der aus Roßwein gebürtige Mühlengrundstücksbesitzer Graf. Derselbe vermachte die Hälfte seines beträchtlichen Vermögens, etwa 50 bis 60,000 Tbaler, seiner Vaterstadt zur Errichtung einer Armenschule, worin die Kinder unentgeldlichen Unter richt, alle Schulbedürfniffe und nötbigenfalls selbst Kleidungsstücke erhalten sollen. Preußen. In den Tagen vom 15.—18. Octbr. feierte die, nächst Bonn (seit 1818) und München (seit 1826) zu den jüngsten Universitäten in Deutschland zu zählende, 1810 gestiftete Universität Berlin ihren 50. Geburtstag. Alle Universitäten Deutschlands und auch mehrere des Auslandes waren bei dieser Feier vertreten, an welcher alle gebildeten Stände Berlins lebhaften Autheil nahmen. Und Berlin kann auch stolz sein ans seine Universität, denn Männer, wie Hegel und Fichte in der philosophischen, Schleiermacher und Strauß in der theologischen, Savigny und Eichhorn in der juristischen, Hufeland, Mitscherlich und Rose in der medicinischen und naturwissenschaftlichen Facultät, und noch viele andere hochgefeierte Männer, die als Lehrer an derselben wirkten, haben ihr einen Ruf er worben, der sie ebenbürtig mit den ältesten Universi täten im deutschen Vaterlande erscheinen läßt. Am Abend deS 16. Octbr. fand ein großer Fackelzug statt, an welchem 2000 Fackelträger Theil nahmen. Beim prinzlichen Palais angelangt, brachte die Studenten schaft durch eine Deputation dem Prinz-Regenten ihre Huldigung dar. Der Prinz dankte in kurzen und kräftigen Worten und sagte unter Anderm: Er sei über zeugt, daß die akademische Jugend, wenn eS jemals die Umstände verlangten, ebenso freudig zu den Waffen greifen werde, wie einst in den Freiheitskriegen; aber er wisse auch, daß hinter den Waffe» des Kriegs die des Geistes stehen müßten. Die Universitäten mögen in dem bisherigen Geiste fortfahren; seines Schutzes und seiner Förderung könnten sie sich fest versichert halten. Der Prinz geleitete die Deputation bis zu dem Ausgange, dankte noch einmal für die ihm dar gebrachte Huldigung, und rief, als er das preußische Banner erblickte: „Unter diesem Lanner also werden Sie sich schaaren, wenn es gilt, das Vaterland zu ver- theidigen. Gehen Sie mit Gott!" Warschau. Die durch Zeitungen schon längst ange kündigte Dreifürstenzusammenkunft zu Warschau ist endlich zu Stande gekommen. Am 20. Oct. Nachmittags langte Kaiser Alexander von Rußland, am 21. Vormittags der Prinz-Regent von Preußen und am 22. Nach mittags der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich daselbst an. Der Kaiser von Rußland empfing als Hausherr in der alten Polenstadt die beiden Letzteren aus dem Bahn hofe. Außer gegenseitigen Etikettenbesuchen, einer ab gehaltenen Parade und dem Beiwohnen der Grund steinlegung einer Brücke über die Weichsel, wo der Kaiser Alexander in eigner Person, Hammer und Kelle in der Hand, die übliche Feierlichkeit vollzog, melden die Zeitungen noch nichts über die Zusammenkunft der drei hohen Häupter. Spanien. Ein gewisser Rodriguez Servia, der beim Eortes-Mitglieb Nuuez Prado angestellt war, hat auf die Königin von Spanien gezielt, ohne daß sein Pistol losgegangcn war. Der Mann befindet sich in Untersuchung und leugnet die That nicht. Italien. Die sardinischen Truppen rücken auf mehreren Seiten vorwärts, um im Verein mit Gari baldi Capua und Gaeta einzuschließen. In Neapel langen fortwährend sardinische Truppen an, der König Victor Emanuel nähert sich, von Norden herkommend, der Stadt Neapel, ist am 23. Oct. in Jserno einge troffen, und wird am 28. in Neapel erwartet. Wie eS heißt, wird Garibaldi nach der Ankunft des Königs die Dictatur niederlegen. — Cialdini ist am 27. auf ein Corps der königlichen Truppen gestoßen und hat in einem hitzigen Gefecht mit denselben 800 Mann Soldaten und 30 Offiziere, darunter 2 Generäle, gefangen genommen. An demselben Tage hat ein vorgeschobener Posten Garibaldi'scher Truppen durch die neapolitanische Artillerie eine Niederlage erlitten. Die Abstimmung lüber die Frage, ob sie künftig mit Sardinien ein Königreich Italien bilden wollten, bat am 21. Oct. unter den Völkerschaften Neapels stattgefunden. Es war dabei Sorge getragen worden,