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Freitag. 80. 12. October 1860. Erscheint , Preis Dienstag« und FW M pro Quart«! GLWerßerrh-ZmtuugZL Amts- und Anzeige-Matt der Miglichcn Verichts-Aemtcr »ab Stadträthe zu Dippoldiswalde, /raueastein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Ueber die im Bau begriffene Staatseisenbahn von Tharand nach Freiberg werben unfern Lesern folgende Mittheilungen nicht unwillkommen sein. Die genannte Bahn ist etwas über 3'/r Meile lang; die ersten 1'/- Meilen von Tharand bis zum Bahnhof Klingenberg bilden eine schiefe Ebene, welche eine Höhe von 40t Ellen ersteigt. Von Klingenberg an fällt die Bahn dis zur Mulden brücke um 81 Ellen, und steigt dann bis zum Bahnhof Freiberg wieder um 41 Ellen; im Ganzen steigt sie also um 360^/« Elle. Die Lurven der Bahn betragen etwas über 50"/«, mit einem, nur einmal vorkommen den, kleinsten Halbmesser von 400 Ellen. Die größten Kunstarbeiten sind: ein Tunnel im Weißeritzthale, bei dem Haltepunkt Edle Krone, 210 Ellen lang, welcher eine 73 Ellen hohe Felsennase durchsetzt und zum größer« Theil ausgewölbt werden muß: dann eine 75 Ellen hohe und 342 Ellen lange Brücke über das Muldenthal, eine 40 Ellen hohe und 247 Ellen lange Brücke über das Kolmnitzthal, eine 25 Ellen hohe und 215 Ellen lange Brücke über das Bobritzschthal, 6 Brücken über die Weißeritz, 2 über die Seerenbach, zwei große Fnttermauern im Wcißeritzthal. An Boden massen sind 6,786519 Cubikellen zu bewegen, wovon 43°/<> fester Felsen. Ende August waren bereits 3,853853 Eubikellen bewegt und fast 33"/« fertige Plante vor handen. Der tiefste Einschnitt, 25 Ellen tief, kommt am Stangenberge bei Freiberg, der höchste Damm, von 30 Ellen Höhe, bei der Hüttenstraße vor. Mittel stationen werden bei der Edlen Krone und Klingenberg, ein Haltepunkt vielleicht auch bei Dorfhain angelegt; außerdem ein Produkten- und Kohlenbahnhof bei Hil bersdorf. Dippoldiswalde. Laut der Einladung, welche der vorigen Nr. d. Bl. beigelegt war, beabsichtigt man in unsrer Stadt einen Turnverein zu gründen. Richtiger hätte man gesagt, man wolle den vor unge fähr 8 Jahren bei uns schlafen gegangenen Verein wieder in's Leben rufen. Es gab eine Zeit, wo man in Dippoldiswalde aus fast allen Ständen und Lebens altern gar zahlreiche und rüstige Turner fand. Es war dies namentlich in der Mitte der vierziger Jahre der Fall. Aber theils der Mangel an geeigneten Turn lehrern, theils und hauptsächlich die Ungunst der poli tischen Zeitverhältnisse gruben dem Turnverein ein baldiges Grab. Die neueste Zeit hat nun dem Turnen abermals einen allgemeinen und lebhaften Aufschwung gegeben: es ist dies eine Sache, die man nicht länger von sich zurückweisen darf und zwar nicht blos um Louis Napoleons willen, sondern wegen des unbestrittenen heilsamen Einflusses aus die in körperlicher Beziehung rückwärts schreitende Generation. Darum begrüßen wir mit Freuden das Wiederaufleben der edle»;, Turn kunst auch in unsrer Stadt und wünschen der guten Sache einen glücklichen Anfang und einen guten Fort gang. Möchte es aber auch möglich werden, daß durch den Verein, an dessen Zustandekommen wir nicht im Mindesten zweifeln, der Turnunterricht unserer gesa Myr ten Schuljugend zugänglich gemacht und zwar in der Weise, daß derselbe den Lehrgegenständen gleich mit beigefügt und durch alle Klaffe vertheilt werde. Ist das Turnen eine Wohlthat, dann muß sie auch den Aermeren mit erwiesen werden, da sie hier gerade an gewendet sein würde. * Altenberg, 10. October. In vergangenerNacht hat eS einen ziemlichen Schnee geworfen, je-t steht der Thermometer unter Null und eS schneit und stöbert, als wenn eS einwintern wollte. Ein großer Theil der Ernte ist noch auf dem Felde; in der Gegend nach Frauenstcin hin liegt der meiste Flachs noch draußen, auch Aartoffelln stehen noch viel an, ja man trifft noch Korn, Hafer, in einzelnen Gewänden sogar Weizen an. Da Vie Kartoffeln hier außerdem mißrathen sind, so haben wir nicht die besten Aussichten für den Winter. Altenberg. Am 3. dieses MonatS fand in Frei berg eine festliche Feier des TageS statt, an welchem vor 25 Jahren Herr Oberberghauptmann von Beust in dem Staatsdienst eingetreten war. An dieser Feier hatten sich nicht nur die Stabt Freiberg selbst sehr wesentlich betheiligt, sondern auch auS allen 4 Berg- amtSrevieren waren sehrzahlreicheTheilnehmererschienen. Von hier nahm Herr Bergmeister Perl Theil an dem Feste, während in Vertretung deS Reviers Herr Hüt- tenverwalter Klaunig aus Berggießhübel und Herr Advokat Riedel auf erhaltene Einladung sich nach Freiberg begeben hatten, von welchen der letztere den Jubilar in einer Ansprache beglückwünschte. In Frei berg selbst war ein sehr lebendiger Verkehr, denn über all, wohin man kam, traf man Berg-Officianten in Paradeuniform, von welchen nicht wenige die treue Bergstadt, welcher sie ihre Ausbildung verdanken, seit vielen Jahren nicht besucht hatten. Alte Bekannt schaften wurden erneuert, neue gemacht. Alle Festge nossen einigte aber ein MittagSeffen, dem ohngefähr 180 Personen beiwohnten und welches in dem ganz geschmackvoll dekorirten Saale deS Hotels zum schwar zen Roß in einer wahrhaft eben so glanzvollen als erhebenden Weife stattfand. Dasselbe währte über 5 Stunden und bot nicht nur ausgezeichnete Genüsse