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Wicnftog M 30 17 April 1860. Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weisteritz-Aeitung. Preis p» Quartal 10 Ngr. Inserate die -palten-Zeile 8Pfg. Ms- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dresden. Der hohe Wasserstand der Elbe hält diesmal ganz ungewöhnlich lange an. Bemerkenswerth ist eö, daß durch diese Naturerscheinung ein schon seit dem vorigen Jahrhundert beobachteter löjährigcr Turnus großer Uebcrfluthungcn seine abermalige Bestätigung findet. Es fanden nämlich außergewöhnlich große Elb- überschwemmungen statt in den Jahren 1784,1799,1814, 1830, 1845 und 1860. Altenberg, den 15. April. Sind nnnmehr, mit einigen Ausnahmen, die Wege leer vom Schnee, so haben wir doch in der Stadt noch recht leidliche Stöße und in den Forsten noch Massen von diesem Stoffe. Eigentliche Frühlingslüfte haben wir daher auch noch nicht verspürt; obwohl Herolde des Frühlings längst angekommen sind. Die Nächte hindurch gefriert es gemeiniglich, deshalb man auch noch nicht an die Be stellung deö Ackers denken konnte. Später kommt Alles zusammen, an Ackcrsleuten mangelt's, und Mancher hat Noth, daß seine wenigen Qabratruthen Ackerland bestellt werden. — An Kartoffeln zur Aussaat scheint kein Mangel zu sein; man hört, daß überall noch Bor- räthe vorhanden sind. Biele, welche früher den Scheffel mit l'/r Thlr. nicht gern verkaufen wollten, sind jetzt froh, wenn sie 1 Thlr. bekommen. — Schließlich habe ich noch eine auffallende Erscheinung in unserer Schule zu berichten.. Diese hat 27 ihrer Zöglinge entlassen, dagegen 68 zu Ostern neu ausgenommen. /X Frauenstein, 15. April. Am 2. Osterfeicitag in der 9. Abcnbstnnde brach im Erbgericht zu Ditters bach, und zwar mitten in der Hanptschcune, Feuer ans, das — obschon anfänglich kein Wind war — bald ans die Hauptgebäude überging; diese standen schnell in vollen Flammen und brachten der Nachbarschaft, wie dem ganzen Dorfe, große Gefahr, da die Fenersunken bis über die Mitte des Dorfes getrieben wurden. Da durch, baß auf allen Dächern Leute beschäftigt waren, dies Flugscuer zu löschen, wurde größeres Unglück ab gewendet. Das Vieh, bis ans die Enten und Hühner, wurde gerettet, sonst gar nichts. Bei Ankunft der Bnrkersdorser und Lichtenberger Spritzen war bereits Alles verbrannt; — die hiesige Spritze konnte deshalb nicht abgcsandt werden, weil des dichten Nebels wegen bei uns das Feuer nicht bemerkt worden war; erst am folgenden Morgen erhielten wir die Nachricht. — Der Besitzer des Erbgerichts war mit seiner Frau in Fisch bach bei Meißen zu einer Gevatterschaft, kam erst am Tage nach dem Brande von dort zurück und fand sein Gut eingeäschert. Außer neuer Garderobe ist unter andern auch viele neue, erst kürzlich geschaffte Wäsche verbrannt, die leider noch unversichert war. Wie das Feuer entstanden, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Eine Merkwürdigkeit bei diesem Brande ist, daß ein ganz hölzernes WasscrhauS so ziemlich mitten im Feuer stand und völlig unversehrt blieb. Die Sage behauptet, daS Haus habe in frühere» Zeiten mehrere Tage und Nächte einer wandernden Zigeunertrnppc als Obdach gedient, und die hätten cs „feuerfest" gemacht?) ') Ei wen» doch die damals unter der Bedingung, jedes Haus feuerfest zu machen, in ganz Fraucnstein herrnmlogirt hätten! Das sollte nus bei unfern Holzhäusern recht zu passen kommen! Der Dippoldschacht.*) LlMgwitz, 30. März. Der kürzlich von dem Direktorium des Golberoda-DippoldiSwaldaer Steinkohleu- nnternehmens ausgegebene Bericht nebst den beigefügtcn geognostischen und technischen Gutachten, sowie der Wunsch, eine kleine Untersuchung über die Erdwärme anzustellen, hatten in dem Unterzeichneten das lebhafte Verlangen geweckt, einmal auf dem Dippold-Schachte anzufahren. Bei dem allgemeinen Interesse, welches dieses, so günstige Aussichten bietende Unternehmen erregt, dürfte es vielleicht der Mehrzahl der Leser nicht unangenehm sein, wenn ich mir erlaube, ihnen die bei dieser Fahrt in das Innere der Erde gemachten Beobachtungen mitzutheilen. Nachdem ich mir vom Direktorium die Erlaubniß zum Anfahren erbeten hatte, die bereitwillig Jedem gewährt wird, der Interesse an diesem Unternehmen nimmt, begab ich mich am 28. März nach der auf dem süd-östlichen Theile der Fluren des Dorfes Golberode befindlichen Schachtanlage. Es macht dieselbe durch ihre, mit ver- hältnißmäßig geringen Kosten zweckmäßig, solid und ge schmackvoll hergestellten Gebäude, insbesondere durch ihre 60 Ellen hohe, achteckige, einer schön geformten Säule gleichende, weithin sichtbare Dampfmaschinen-Oeffe und durch ihre, schon zu einem ziemlichen Umfange angewach sene, terraffenartig abgeböschte Halde, einen recht freund lichen Eindruck. Ich wendete mich mit meiner Bitte, mich mit den Verhältnissen dieses Baue- näher bekannt zu machen, an den mit der technischen Leitung diese- Un ternehmen- beauftragten, in dem massiven Schachtgebäude wohnenden Herrn Obersteiger Kraut, der mir mit ent gegenkommender Bereitwilligkeit über Alle- die gewünschte Auskunft gab. ") Kurz nach dem in Nr. 27 d. Bl. mitgctheiltcn Artikel über das Golbcroda-Dippoldiswaldaer Steinkohlenunternehmen ging uns von anderer Seite der gegenwärtige Artikel zu, welchen wir gern schon in einer der vorhergehenden Nrn. gebracht hätten, leider aber wegen Mangel an Rauin immer zurücklegen mußten, jetzt aber bei dem Interesse, das dieses Unternehmen, wegen der seitdem anfgefundcncn Kohlen, überall hervorrust, den geehrten Lesern nicht vorcnthaltcn zn dürfe» glaubten. Die Redaktion.