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Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehm vurch alle Post anstalten. 82. 18. Oclobcr 18«1. " Preis 4 M Quartal Werßerrh-Zertrwg. D. Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde. Frauenstein und Altenberg. ^Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. IgDippoldiswalde, den 15. October. Am gestrigen Abende nahm der bisherige Dirigent des hiesigen Liederkranzes, Herr Rector Nadler, design. Pfarrer in Siebenlehn, durch ein Concert Abschied von dem, von ihm gegründeten Vereine und den Freunden der musikalischen Aufführungen, die der Liederkranz von Zeit zu Zeit zu veranstalten pflegte. Der Dirigent hatte „die Zigeuner," von Becker, zur Aufführung gewählt; wie wir hören, aus dein Grunde, weil der Verein vor 14 Jahren zuerst mit dieser Komposition vor dem größeren Publikum aufgetreten war. Die Composttion, wahr und frisch empfunden und durch geführt, kann bei einer guten Aufführung eines be friedigenden Eindruckes nicht verfehlen und verdient, daß jeder Verein, der sie einmal aufgeführt, die Er innerung daran bisweilen auffrische. — Die Zuhörer schaft, besonders geladen, wohnte der Aufführung mit Aufmerksamkeit bei und hat gewiß bedauert, daß diese Production im Gebiete des gemischten Chorgesanges wohl für längere Zeit die letzte gewesen sein dürfte; denn nicht leicht dürfte sich ein Nachfolger für den bisherigen Herrn Dirigenten finden, der mit ebenso viel Eifer, als Geschick, den Verein leiten und Leistungen zu Stande bringen möchte, wie sie uns zu großer Befriedigung vom Liederkranze schon geboten worden sind. Wir erinnern in dieser Hinsicht nur an die Charfreitags-Concerte, in denen uns nach einander „der Tod Jesu," von Graue, „die sieben Worte," von Haydn, „Christus am Oelberge," von Beethoven, „das Ende des Gerechten," von Schicht, und andere größere Compositionen zu Gehör gebracht worden sind. Jedenfalls hat sich Herr Pastor Nadler um die musi kalischen Zustände unserer Stadt ein unläugbares Ver dienst erworben, und wir konnten die Gelegenheit nicht vorüber lassen, dies im Namen Aller, die sich im Kreise des Liederkranzes wohlbefunden haben, hier öffentlich avszusvrechen. — Nach beendigtem Concert vereinte ein kurzes ein faches Mahl, bei dem der Verein in einer Votivtafel dem Dirigenten nebst Gattin seinen Scheidegruß aus sprach, Mitglieder und Freunde des Vereins, indeß die zahlreich anwesende Damenwelt im beflügelten Tanze dem Morgen entgegeneilte. — Um dem immermehr fühlbaren Mangel an Kupfermünze abzuhelfen, werden jetzt in der königl. Münze eine große Menge Kupfer-Pfennig- und Zwei pfennigstücken geschlagen. Mit Anfang des nächsten Jahres kommen die kupfernen halben Neuaroschen in Handel und Wandel. — Wie man hört, werden gegenwärtig die bereits früher in Gebrauch gewesenen Trommeln in Markneu kirchen reparirt und sind viele derselben in ihrem ver besserten Zustande auch schon von dort zurückgekommen. Man sagt, daß die Gesammtkosten der Reparatur, wenn alle 128 Trommeln einer solchen bedürften, gegen 80l) Thlr. betragen würden. Leipzig. Am 12. October feierte der Leinwand fabrikant Gabriel Sinkwitz aus Eibau bei Löbau nicht nur das 50jährige Jubiläum seines unausgesetzten MeßbesuchS, sondern zugleich auch seinen 69. Ge burtstag. Der Stadtratb erfreute den Jubilar durch ein Beglückwünschungsschreiben, und seine Geschäfts freunde und Gefchästszenossen hatten seinen im Hause Nr. 8 der Katharinenstraße befindlichen Verkaufsstand mit Blumen und Guirlanden geschmückt und ihm auch mancherlei Geschenke überreicht. — Heute, am letzten Meßsonntage, sind unsere Straßen und Plätze wieder von Fremden gefüllt. — Die Restauration zum „Burg keller" erfreut sich eines außerordentlich zahlreichen Besuchs. Man wird sich einen Begriff von demselben machen könne», wenn man erwägt, daß z. B. heute vor 8 Tagen in genanntem Etablissement circa 60 Eimer Bier aus dem Felsenkeller im Plaucnschen Grunde verschänkt worden sind. — Ein Jndustrieritter, der sich wahrscheinlich auf den Schwindel verstand, schickte unlängst an den Wirth des Palmbaumes zu Leipzig einen Brief, worin er diesem meldete, daß er fortan in seinem Hotel ein kehren werde, welches ihm von einem Fremden besonders empfohlen worden sei. Eine Randbemerkung des Briefes sagte: wenn ein Koffer unter seiner Adresse komme, möge man solchen für ihn annehmen, und die etwaige Geldnachnahme für die Sachen einstweilen auslegen. Der Koffer kam an mit 20 Thlr. Nachnahme, welche der Wirth bezahlte. Der Reisende kam aber nicht, man öffnete später den Koffer, welcher — mit Steinen gefüllt war. In Dresden ist unlängst bei einem Hotelier ein gleiches Manöver versucht worden, aber nicht gelungen. — Der Besuch der Leipziger Messe scheint diesmal ein besonders reger gewesen zu sein. Wie uns mitge« theilt wird, konnte allein das Hotel de Pologne täglich 30—40 Reisenden die gewünschte Aufnahme wegen Mangel an Raum nicht gewähren. Das genannte Hotel, das allerdings das schönste und gesuchteste der Stadt ist, besitzt 200 disponible Fremdenzimmer und ca. 500 Betten, welche aber noch lange nicht für den Bedarf ausreichten. Zu Mittag speisten dort täglich über 200 Personen, und die Einnahme nur für Wein