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Weißerrh-Ieitung Preis pro Ouartal 10 Ngr. Inserate die Spalten'Zeile 8 Pfg.' Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen Durch alle Post anstalten. Ms- und Anzeige-MM der Königlichen Gerichts-Jemttk nnd Stadtrilthe ZN Dippoldiswalde. Mueufleia vud Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. , Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Kurz nach 8 Uhr Abends am Montag, den 7. Octbr., erscholl der Gott sei Dank bei uns selten gewordene Feuerruf, und bald meldete die Sturmglocke entfernter Wohnenden das Unglück. Im Giebel des Scheunengebäudes der in unmittelbarer Nähe unserer Stadt gelegenen, früher Wätzel'schen Mühle war das Feuer ausgebrochen, das mit unglaublicher Schnelligkeit diese. Scheune, sowie die Oel- und Loh mühle, endlich auch das Wohngebäude mit eingebauter Mahlmühle und einen Stall in Asche legte. Ein diesen Gebäuden gegenüber liegendes Wohnhaus und ein Schuppen wurden gerettet. SämmtlicheS Vieh, auch das Mobiliar des Besthers, konnten ebenfalls in Sicher heit gebracht werden. Die Gefahr war trotz deS sehr gelinden Windes für die in nächster und weiterer Um gebung liegenden, mit Schindeln und Stroh gedeckten Wohn- und Scheunengebäude keine geringe und daher die Aufstellung von Spritzen und Wachen während der Nacht sehr gerechtfertigt. Die Hülse war (wie über haupt bei unS zu rühmen ist) auch diesmal eine schnelle, thätige und andauernde; die Leitung des Löschwesens und Aufstellung der Spritzen rc. eine anerkannt tüchtige. Wie das Feuer entstanden ist, konnte bisher noch nicht ermittelt werden; wahrscheinlich ist es durch Verwahr losung geschehen, durch Wegwerfen von Streichhölzchen oder brennenden Cigarren, — an Brandstiftung wollen wir nicht glauben. Der Besitzer des Mühlengrund stückes, Herr Barthel, war zur Zeit, als das Feuer aufging, bereits zu Bett gegangen, hat jedoch sein Mobiliar versichert. — Am 8. dieses Monats verunglückte im Hohofen zu Schmiedeberg der Hammermeister Schneider dadurch, daß er mit der linken Hand unter den über 2 Centner schweren Zeughammer gerieth. Die Quet schung war eine sehr bedeutende und mußte der Daumen amputirt werden, doch ist zu hoffen, daß ihm wenigstens die drei letzten Finger zur freien Bewegung erhalten werden. — Die im Jahre 1849 auf Kosten der hiesigen Stadt angeschafften Gewehre (200 Stück) mußten bekanntlich nach Verhängung des Belagerungszustandes auf die Festung Königstein abgeliefcrt werden, und geschah dies auch mit ca. 140 Stück. In den letzten Wochen hat unser Stadtrath diese Gewehre wieder reclamirt und sie auch erhalten unter der Bedingung, daß sie binnen 4 Wochen veräußert werden. Obgleich wir nun wünschen möchten, daß durch den Erlös unserer Stadtcasse eine hübsche Summe zufließen möchte, so bezweifeln wir dies doch sehr, da die Gewehre schon bei ihrem Ankauf (sie waren von der Leibbrigade zu rückgesetzt worden) nicht gerade sehr brauchbar und, gut waren, also dafür wahrscheinlich nur geringe Ge- bote werden gethan werden. Wir rathen übrigens dem > hiesigen Tnrnrath, eine Quantität anzukaufen, um sie bei Exerzierübungen verwenden zu lassen. Die Gewehre kosteten beim Ankäufe 1000 Thlr.; — da» wäre eine herrliche Sache, wenn wir die noch hätten und könnten sie z. B. verwenden zur würdigen Aus stattung des uns im Jahre 1863 bevorstehenden Festes der 500jährigen Gründung unserer Stadt. UebrigenS hören wir, daß in der letzten Sitzung unserer Stadt verordneten bereits Besprechungen bezüglich dieses- Festes stattgefunden haben. Dresden. Da der am vergangenen Sonntag aus der Leipzig-Dresdner Eisenbahn veranstaltete sog. Meß- Extrazug (Abgang von Dresden früh '/<7, von Leimig Abends i/rll Uhr) sich einer außergewöhnlich starken Frequenz erfreute, so wird nächsten Sonntag zu den gleichen Stunden ein ähnlicher Zug befördert werden, — für 1'/, Thlr. hin und zurück. TepliH, 30. September. Seit mehreren Tagen war ich auf die heute stattstndende Wallfahrt des hiesigen OrteS nach Maria sch ein mit dem Bemerken aufmerksam gemacht worden, daß ich diese Erscheinung, über welche der gebildete Katholik nur in Klagen sich ausspreche, ja nicht „ungeschaut" .lassen möchte. Früh '^7 Uhr begab ich mich in die Haupt kirche, wo eine zahlreiche Menge einer Messe beiwohnte, die in feierlicherer Weise, als die sonst üblichen, von Statten ging. Aus dem Kirchplatze selbst tummelten sich die Schuljungen herum, welche die Mützen mit grünen Reisern geziert hatten. In der Nähe des Haupt altarplatzes war eine sehr aufgeputzte'Statue der Marie ' aufgestellt. Nach 7 Uhr wuchs eine Menschenmenge in und vor der Kirche immer gewaltiger an. Nachdem - sich mehrere Schuljungen, wie es schien, um die Ehre des Tragens von Fahnen und einigen Heiligenbildern, ein wenig gepufft hatten, entrollte sich vor meinen Augen ein Bild, dessen Erscheinen dem gesunden Menschenverstände im Jahre des Heils 1861 nicht mehr begegnen sollte. Unter dem Geläute aller Glocken bildete sich ein Zug, an dessen Spitze die muntere Knabenschaar schritt; hierauf folgten wenigsten 60 ganz - weiß gekleidete Schulmädchen mit Kränzen auf dem Kopf und Guirlanden über die Schultern, in der rechten u Hand ein mit bunter Bandschleife geschmücktes Wachs licht haltend. In ihrer Mitte trugen 4 größere Mädchen s eine Stellage auf den Achseln, auf welcher eine ohn- > gefähr 1*/r Elle hohe Statue der Marie gestellt war, welcher ein hellrothseidenes, mit goldenen Blumen ver-